Das herbstlich gefärbte Laub unter den Füßen von Riftan raschelt zunehmend. Riftan setzt sich auf den Boden an einen Baum gelehnt. Der Mond scheint ihm sanft in die berechnenden Augen. Der aufkommende Wind um Riftan herum trägt eine gewisse Süße in seine Nase. Ein angenehmer Duft, sehr sanft. Wie eine Feder. Der sonst so emotionslose Riftan zieht sanft den Duft in seine Nase und schließt für einen kurzen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnet, sieht er vom Mondschein angestrahlt eine Person in naher Ferne über die Wiese flanieren. Sein Blick wird schärfer, ernster. Ist das ein Feind? Eine einsame Maid, die von Zuhause geflohen ist? Riftan entschließt sich, erst zu handeln, wenn die Person sich dem Anwesen zu sehr nähern sollte. Das dauert nicht lang. Langsam und zögernd kommt die Gestalt immer weiter auf Riftan und das Anwesen zu. Riftan richtet sich blitzschnell auf. Mit dem Griff seines Schwertes in der Hand geht er entschlossen auf das unbekannte Wesen zu. Der Duft in seiner Nase wird intensiver und er sieht eine zierliche, kleine junge Frau vor sich. Langsam lassen seine Finger von seinem Schwert wieder ab und es rutscht vollständig zurück in die Scheide an seinem Gürtel. Die Frau vor Riftan sieht ihn erschrocken und etwas ängstlich an. Riftan zögert nicht und spricht sie prompt an. ,,Was hast du hier im Garten des Königs und seiner Familie zu suchen? Bist du eine Angestellte?“ Das Mädchen vor Riftan reibt sich nervös den Arm und sieht beschämt zu Boden. ,,Nein. Ich bin nur eine unbedeutende Person. Ich wollte..“ Sie sieht noch beschämter zu Boden und verstummt. Riftan sieht ihre Unbehaglichkeit jedoch ist ihm die Sicherheit seines Freundes mehr von Bedeutung. ,,Sprich weiter!“ fährt er sie an. Erschrocken starrt sie Riftan mit großen Augen an. ,,I-ich wollte…“ Ihr steigen Tränen in die Augen. Sie drückt sich ihre zu Fäuste geballten Hände vor die Brust. ,,Ich wollte nach essbaren Resten der Gala suchen!“ Nun weiten sich die Augen des Lords. ,,Du hast kein Essen zuhause und suchst deswegen im Dreck des Königs nach etwas essbarem?" Das Mädchen nickt stumm, während es den Kopf zu seinen Schuhen hinunter senkt. ,,Verzeihen Sie mir bitte. Ich habe kein Geld, um mir Essen zu kaufen.“ Langsam kullern Tränen ihre rosigen Wangen hinab. In Riftan ´s innerem tut sich etwas, es steigt ein Gefühl in ihm auf, welches er bisher selten gefühlt hatte- Mitleid. Er greift sich unter sein Gewand und zieht ein Bündel heraus und hält es dem Mädchen unter die Augen. ,,Hier. Das ist ein Stück Kuchen von der Gala zu der du wolltest. Setz dich zu mir unter den Baum und dann geh wenn du aufgegessen hast.“ Das Mädchen nimmt zögernd mit nassen, durch den Mondschein glitzernden, dankbaren Augen das Bündel entgegen. Sie folgt Riftan zu dem Baum und setzt sich neben ihm auf den Boden. Während sie möglichst langsam und einer richtigen Dame gleich das Kuchenstück isst, sieht Riftan ihr still zu. Jedoch stört ihn eine Sache. ,,Wenn du solchen Hunger hast, musst du nicht nach den eigentlichen geltenden Manieren essen. Mir bedeuten solche Kleinigkeiten nichts.“ Sein Blick streift über die Wiese. Das Mädchen sieht ihn kurz verunsichert an und beißt dann herzhaft in den Kuchen. Schweigend sitzen sie eine ganze Weile da bis das Mädchen aufgegessen hat und nun völlige Stille herrscht. ,,Wie heißt du?“ fragt Riftan ohne sie dabei anzublicken. Sie wiederum starrt ihn regelrecht mit ihren großen Augen an. ,,Kayena“ sagt sie schüchtern. ,,Ah“ erwidert der Lord, den Kayena offensichtlich nicht erkennt. Riftan überlegt was er machen soll. Soll er sie mit auf sein Anwesen nehmen oder einfach hinfort schicken? ,,Wo steht deine Behausung?“ fragt er schließlich und schaut sie an. Er muss sich regelrecht schon beugen, da sie so winzig neben ihm ist. Ihre Augen stechen in seine als sie zögerlich antwortet. ,,Äh, meine Behausung? I-ich habe keine..“ Mit einem traurigen Blick senkt sie den Kopf und schaut auf ihre Hände die das Papier des Kuchens halten. Riftan macht kurz laut ,,Mhmm“ und steht dann auf. ,,Du kannst bei mir schlafen, du bekommst natürlich dein eigenes Bett.“ Kayena sieht ihn von unten erstaunt an und steht dann schnell auf. Mit gefalteten Händen bedankt sie sich bei ihm überschwänglich. Dann führt Riftan sie zu seinem Anwesen. Kayena und Riftan stehen vor dem Anwesen. ,,Willst du doch nicht hier schlafen?“ fragt Riftan, während er den Wachen am Tor ein Zeichen gibt. Kayena steht stocksteif hinter ihm und sieht fassungslos zu ihm herüber. Langsam steigt ihr die Röte auf die Wangen. ,,I-ihr seid ein A-adelsmann? I-ich habe so viel falsch gemacht! Bitte entschuldigt mein frevelhaftes Verhalten.“ Kayena macht einen tiefen Knicks vor dem Lord. Dieser sieht im Gegensatz zu ihr ganz gelassen aus. Er winkt sie zu sich. ,,Ist schon okay, nicht jeder Mensch vermag alles zu wissen, das liegt auch nicht in jedermanns Verantwortung. Komm mit hinein, es wird Zeit.“ Zögernd kommt Kayena zu Riftan und er geleitet sie an den wenigen Wachen und Bediensteten vorbei in das große Gebäude. Lord Riftan Tade hat noch nie von sich aus eine Frau auf sein Anwesen eingeladen, dementsprechend stark sind seine Bediensteten überrascht und tuschelhaft. Riftan ignoriert das und führt seine Begleiterin in ein Gemach. Daran grenzt ein großes Bad und ein Ankleidezimmer. Kayena steht bewundernd im Raum und dreht sich dann zu Riftan um, der an der Tür steht und ihr zu sieht. Ihr Duft kitzelt ihn in der Nase. ,,Lord, mein Herr.. ich kann das nicht annehmen!“ Mit einem besorgtem Blick sieht sie ihn an. Riftan ist erstaunt. Sonst wollen immer alle in seine Gemächer und dort alles benutzen und bewundern. Jeder wollte einmal den Reichtum und Luxus fühlen den er täglich um sich hat. Diese Denkweise des Mädchens gefällt Riftan. Langsam kommt er auf sie zu. Leise spricht er zu ihr. ,,Kayena. Ich bin der Lord Riftan Tade. Und als Lord verlange ich nun von dir dieses Gemach für diese Nacht als deines anzusehen.“ Das unruhige, nervöse Atmen von Kayena dringt in seine Ohren. Er geht einen Schritt zurück. Mache ich ihr Angst, fragt sich Riftan. ,,J-ja. Ich habe verstanden. Vielen Dank.“ Nochmals macht Kayena einen Knicks und Riftan dreht sich um um das Zimmer zu verlassen. ,,Gute Nacht, Kayena.“ Dann verschwindet er aus dem Zimmer.
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