Zocs Beine zitterten. Er hielt seine Hände in seinen Taschen versteckt, damit niemand bemerkte wie nervös er war, aber seine Beine konnte er nicht verstecken. Ein Älterer mit sanften Gesichtszügen schaute ihn verständnisvoll an. „Keine Sorge. Bei dieser Aufgabe kann nichts schief gehen. Jetzt geh, ich werde hier auf dich warten.“ Zoc schaute zu dem großen Haus hoch. Mit seinen nur 10 cm Größe wirkte das Haus wie ein unüberwindbarer Berg. Er musste zu dem zweiten Fenster von rechts im ersten Obergeschoss. Er ballte seine Hände in den Taschen zu Fäusten und begann langsam auf das Haus zu zu gehen. An der Wand angekommen Blickte er hoch. Von Nahem wirkte es sogar noch größer. Aber das erreichen des Fensters war seine geringste Sorge. Im klettern war er stets der Beste. Was er tun sollte sobald er das richtige Zimmer erreicht hatte, davor hatte er Angst. Er drehte sich nochmal um und schaute zu dem Älteren. Dieser nickte ihm aufmunternd zu. Zoc schoss die Augen, Atmete einmal tief durch und begann die Hausfassade hinauf zu klettern. Im Haus waren keine Lichter zu sehen. Alles war ruhig. Die Bewohner schliefen alle tief und fest.
Nach nur kurzer Zeit erreichte er die Fensterbank. Jetzt kam der schwere Teil. Er blickte durch das Fenster. Ein Baby lag friedlich schlafend in einer Kinderkrippe. In Regalen standen Spielzeuge für welches das Baby noch zu jung war. Auf einem Tischchen neben dem Bett stand ein Babyfon, was es den Eltern erlaubt zu hören, wenn das Baby schreit. Es war sogar so ein modernes mit Kamera, sodass sie auch sehen konnten was vor sich geht. Zoc betrat den Raum. Die Fensterscheibe stellte kein Hinternis dar, da er durch alles was durchsichtig ist einfach hindurch gehen kann. Eine nette Eigenschaft seiner Art die viele Vorteile mit sich bringt. Im Bett des Babies angekommen hielt er inne. Den Schlaf eines Babies stehlen war das einfachste was möglich war. Sie schliefen so viel, dass, wenn er vorsichtig genug war, das Baby einfach nur ein paar Minuten eher als normal aufwachen würde. Er betrachtete die gelb und blau leuchtenden Kügelchen die um das Baby herum flogen, wobei die Zahl an gelben Kügelchen viel höher war. Sie standen für das Leben. Je älter man wird, desto weniger gelbe Kugeln hat man und man stirbt, wenn keine mehr übrig sind. Mit den blauen Kügelchen, den Schlafkügelchen, war das etwas komplizierter. Sie entstehen wenn man wach ist und werden durch schlafen abgebaut. Müde ist man, wenn man zu viele blaue Kügelchen hat.
Zoc sollte ein paar von eben diesen stehlen. Er holte seinen Beutel raus und begann vorsichtig ein paar der blauen Kügelchen aus der Luft zu fischen.
Als er fast fertig war ging plötzlich die Tür auf. Blitzschnell rannte Zoc zur Wand und lehnte sich dagegen. Er war zwar unsichtbar für Menschen, sie konnten ihn aber trotzdem aus versehen ertreten oder ähnlich gefährliches.
Das Licht ging an. Ein großer Mensch kam herein. Anhand der Haarlänge und Kleindung ein weiblicher Mensch. Die Größe des Menschen irritierte Zoc kurz. Er rechnete mit einem der Eltern, die nach dem Rechten sehen wollten, aber dafür war das Mädchen zu klein. Eine Schwester?
Obwohl das nicht nötig war hielt Zoc die Luft an. Das Baby schlief weiter, aber es waren nicht mehr viele Schlafkugeln übrig. Zoc beobachtete wie eines der Kügelchen mit einem leisen „Blob“ ins Nichts verschwand. Das Mädchen schaute ebenfalls zu dem Baby und zuckte leicht zusammen, als das Blob-Geräusch ertönte. Doch die Aufmerksamkeit des Mädchens war nur kurz auf das Baby gerichtet. Etwas anderes schien ihre Aufmerksamkeit erregt zu haben, etwas was dummerweise genau da zu sein schien, wo Zoc an die Wand gepresst und Luft anhaltend stand. Es war fast so, als würde sie direkt Zoc anschauen, aber das war unmöglich. Zoc begann vorsichtig die Wand Richtung Fenster entlang zu rutschen, ohne seine Augen von dem Mädchen ab zu wenden. Doch der Blick des Mädchens folgte Zoc. Sie zeigte allerdings keine Anzeichen sich auf ihn zubewegen zu wollen. Zoc beeilte sich zum Fenster zu gelangen, um zurück nach draußen, in Sicherheit, zu kommen. Sein Lehrmeister, welcher unten auf ihn wartete, würde wissen was zutun ist. Er erreichte gerade den Fenstersims, da rief das Mädchen: “Warte!“ Aber Zoc dachte garnicht daran. Er hielt seine Tasche mit den Schlafkugeln zu so gut es ging zu, während er begann, die Hauswand so schnell wie möglich hinab zu klettern. Kaum war er aus dem Fenster begann auch schon das Baby zu schreien. Das Mädchen war zu dem Fenster geeilt und schaute Zoc hinterher. Er hatte ca die Hälfte der Strecke geschafft, als er die Stimme der Mutter vernahm. „Mia! Solltest du nicht im Bett sein!?“, worauf das Mädchen nur antwortete: „Aber Mama! Schau! Ein Elf!“ und zeigte genau auf Zoc. Dieser lies sich den letzten halben Meter fallen. Der Fall von einer größeren Höhe machte kleinen leichten Wesen wie ihm nichts aus. Er mochte nur die fehlende Kontrolle im Fall nicht. Sobald er den Boden erreicht hatte eilte er in den Busch, wo der Ältere auf ihn wartete. Immer noch die Tasche mit einer Hand fest zugekrallt erreichte er die Sicherheit des Schattens des Busches. „Mia. Da ist nichts. Elfen gibt es nicht. Geh zurück ins Bett. Du hast sogar deinen Bruder geweckt!“ „Aber Mama! Das war der Elf! Ich weiß es sicher!“ Das Mädchen wurde von ihrer Mutter vom Fenster weg gezogen. Das war knapp. Zoc erreichte erleichtert seinen Meister. „Meister! Ich habe es geschafft!“, er hielt die Tasche offen hin, „Aber da war das Mädchen, die Schwester des Babies. Sie konnte mich sehen! Ich dachte wir sind unsichtbar für Menschen!“ Zoc war sehr aufgebracht. Der Schock des Ereignisses immer noch tief in seinen Knochen. Er suchte eine Erklärung bei dem Älteren für das, was passiert war. Doch der Ältere nickte nur. „Lass und nach Hause gehen. Es gibt ein paar Dinge, die ich zunächst mit den anderen Ältesten besprechen muss...“ Mit diesen Worten kehrte er Zoc den Rücken zu und begann den Weg nach Hause zu gehen. Zoc wusste besser als dass er auf eine sofortige Erklärung bestand. Stattdessen folgte er seinem Meister, sein Herz klopfte noch immer stark vor Aufregung und seine Hände hielten noch immer seine Tasche mit seiner Beute des Abends fest umklammert.
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