Hide and Seek Part 2 (Nathayen POV)
New York war und blieb eine Stadt, der ich nicht viel abgewinnen konnte. Überfüllt – und völlig überbewertet. Es stank, die Menschen waren noch unerträglicher als an manch anderem Ort der Menschenwelt und wenn es das Schicksal besonders mies mit dir meinte, hießen dich die Tauben willkommen. Viele, viele fliegende Ratten, die aus der Luft geschossen gehörten.
Aus meinem Sportwagen heraus konnte ich bereits das Hotel sehen, in dem wir uns für die Tage einquartiert hatten. Wir hatten die Presidential Suite sowie die Royal Suite im Ritz-Carlton in New York gebucht. Während Lyras und ich es uns in der Presidental Suite bequem machten, durften die Brüder sich die Royal Suite teilen.
Nachdem das Gepäck dort abgestellt worden war, sahen wir uns die einzelnen Adressen des Unternehmens genauer an. Wie Myro gesagt hatte, war es schwer, vor Ort überhaupt etwas über die Firma herauszufinden. Der vermeintliche Hauptsitz der Firma stellte sich nur als ein einzelner Briefkasten mit einem hübschen Etikett heraus, Die anderen Geschäftsadressen, die unsere Recherche ergeben hatte, verliefen auch im Sand.
Manche existierten zwar auf dem Papier – in der Stadt selbst stand dort jedoch kein Gebäude. Oder es gab keinerlei Hinweis darauf, dass dort irgendwelche Produktionen stattfanden. Wir mussten uns aufteilen, um die lange Liste an Verzweigungen in der Stadt effektiv abzugehen. Am Ende sollte sich jedoch wenigstens eine Adresse als hilfreicher erweisen.
Denn auch, wenn wir dort weder ein großes Firmengebäude noch vermeintlich Verantwortliche vorhanden, handelte es sich dabei um ein Postfach. Ein Postfach, auf das vermutlich tatsächlich Korrespondenz des Unternehmens eingehen würde. Wer auch immer sich so viel Mühe damit gegeben hatte, die Aktivitäten der Firma unter Geheimhaltung zu verschleiern – er oder sie musste diesen Briefkasten irgendwie nutzen. Warum sonst hätte man sich die Mühe machen sollen, ein solches Postfach überhaupt einzurichten?
„Und nun?“ Dam legte den Kopf schief und starrte das metallene Ding vor uns an. „Jetzt stehen wir hier und warten, bis etwas Spannendes passiert?“
„Mitnichten.“ Ich grinste vielsagend in seine Richtung. „Du stehst hier und wartest, bis es etwas zu berichten gibt. Ju kann dich später ablösen, wenn nötig. Solltest du jemanden sehen, weißt du, wen du zu rufen hast.“
„Na schön.“ Dam seufzte, widersprach jedoch nicht. Ich war mir dennoch sicher, dass er es im Geiste bereute, in diesem Moment nicht New Yorks schönste Aussichten bestaunen zu können. Wahrscheinlich plante er bereits, jemanden mit der Royal Suite im Hotel zu beeindrucken.
Während Dam sich die Beine in den Bauch stand, versuchten wir von anderen Seiten her an weitere Informationen zu gelangen. Vielleicht ließen sich über die besorgten Materialien für den Sender einige Hinweise ableiten? In solchen Fällen wäre jemand mit guten Computerkenntnissen von Vorteil für unser Unterfangen gewesen. Doch keiner von uns besaß die notwendigen Fertigkeiten und für Operationen wie diese, konnten wir kaum riskieren, auf menschliche Angestellte zurückzugreifen.
Es dauerte einige Stunden, bevor ich einen Anruf von Dam erhielt.
„Du weißt schon, dass du Lyras anrufen solltest, wenn du etwas bemerkst?“,
hakte ich amüsiert nach.
„Das ist doch schon längst geschehen, Nate!“ Dam schnaubte. „Lyras hat sich
bereits um die Sache gekümmert und dem Kerl, der aufgetaucht ist, einen Tracker
verpasst. Darum rufe ich an.“
Ich spürte, wie sich meine Lippen zu einem begeisterten Grinsen formten. Die
Schlinge zog sich enger um den Hals unserer Beute. Wer auch immer hinter diesem
Bild steckte, er würde sich nicht mehr länger vor uns verstecken können.
„Wir haben also eine Adresse?“
„Noch nicht, aber es kann sich nur noch um wenige Stunden handeln. Lyras sagt, wir sollten in den Wagen steigen für den Fall, dass die Fahrt aus New York herausführt. Wir treffen uns gleich in der Hotel Lobby.“
„Ich bin schon unterwegs.“ Ich hoffte jedoch, dass uns die Hinweise nicht schon wieder von einer Großstadt in die nächste führen würden – so gern ich diese Müllhalde einer Stadt auch hinter mir lassen würde.
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