Willkommensgeschenk Part 2 (Casey POV)
Es kam nicht selten vor das ich, bevor ich ins Büro ging, im „The Hidden“ vorbeischaute. Die Schenke war zwar nicht offiziell Teil meines Unternehmens aber ihr ehemaliger Weinkeller hatte als Grundlage meiner unterirdischen Zentrale gedient. Mittlerweile war die Verbindung beider „Geschäftsstellen“ auch physisch geschlossen, nicht zuletzt durch die vielen Schwarzarbeiter, die die damals beim Umbau geholfen hatten.
Heute war an einen Drink nicht zu denken, ich parkte mein Bike vor der Bar und ging schnellen Schrittes in die kleine Gasse nebenan. Am Fuße der außenseitigen Kellertreppe erfassten mich bereits die Kameras und meine Sicherheitsleute ließen mich ins Innere des Gebäudes. Neonlicht empfing mich im Inneren, ich schritt den kurzen Gang mit den vielen Türen an den Seiten entlang. Klassisch befand sich mein Büro am Ende.
Auf dem Weg begegnete mir nicht eine Person, ein
Nebeneffekt der Sicherheitsvorkehrungen, die ich getroffen hatte. Je weniger
Leute aktuell mit diesem Ort in Verbindung gebracht werden konnten, umso besser
war es.
Judith wartete bereits in meinem Büro auf mich. Der lange anthrazitfarbene
Sitzungstisch, der noch vor wenigen Tagen dem Geschrei des Meetings ausgesetzt
worden war, ächzte jetzt unter der Last unterschiedlicher Papiere. Dazu zählte
ich drei Laptops und mehrere schnurlose Telefone.
Es verwunderte mich, dass ich nur drei statt vier Computern mit meinen treuen Mitarbeitern vorfand. Sie waren meine Analysten, die normalerweise unermüdlich unsere Auslandsgeschäfte überwachten. Ein kurzer Blick über die verbleibenden drei Männern enthüllte mir schnell, wer fehlte.
„Wo ist Mister Argyll?“ Mein bester Analyst und seines Zeichens Schotte war auch durch die drei anderen Leute kaum zu ersetzen.
„In Yorkshire. Sein letzter Auftrag konnte nicht rechtzeitig abgeschlossen werden und ich habe seinen Rückflug für heute gecancelt.“ Eine nächste Hiobsbotschaft, dieses Mal weitaus ärgerlicher als einige Witzfiguren, die dachten ich würde es nicht merken, wenn man versuchte mir auf den Zahn zu fühlen.
„Richtig. Lass ihn an Ort und Stelle. Umso weniger er mit dieser Situation in Berührung kommt umso besser. Wir regeln das hier.“ Ich musste zuerst herausfinden, wie ernst die Personen es mit ihrem Vorhaben hatten und ob sie irgendwelche behördlichen Kontakte besaßen, bevor ich weitere Leute meiner Organisation ins Schussfeld brachte.
„Setz mich in Bilde“ wies ich Judith mit Blick auf meinen großen Bildschirm hinter meinen Schreibtisch an. Währenddessen ließen die Analysten hinter mir ihre Finger über die Tastaturen fliegen.
„Jefferson Security. Etabliert im Sicherheitsgeschäft seit über einem Jahrzehnt. Wird geführt von einem Mister Lukas Jefferson.“ Das Bild eines Kerls mit braunen Haaren und ebenso braunen Augen tauchte auf. Er machte keinen sonderlich sympathischen Eindruck, genauso wie er offensichtlich nicht die Fähigkeit besaß zu Lächeln. So finster wie er in die Kamera starrte.
„Dazu Nathan Walker als stellvertretender CEO.“ Das Bild eines großen Kerls mit langen schwarzen Haaren und ähnlich braunen Augen wie beim ersten erschien. Ein freundlicher Ausdruck lag auch ihm fremd, die Häme in seinem Gesicht mit der er in die Welt hinaustrat sprach für sich.
„Und die Brüder Pierce Damien und Julien. Damian Pierce leitet die PR-Abteilung der Firma, während sein Bruder als einer ihrer herausragendsten Bodyguards gilt.“ Wieder so ein finsterer Kerl und dazu ein Sunnyboy. Hervorragend.
„Sie sehen unspektakulär aus. Aber von der Firma habe ich bereits gehört.“ Ich dachte nach.
„Wir hatten nie Probleme mit ihnen. Hast du herausgefunden, weshalb sie solch ein Interesse an mir entwickelt haben?“ Und das scheinbar über Nacht.
„Nein. Aber es gibt zu ihren Hintergründen einige interessante Details.“ Ich horchte auf.
„Sie existieren nicht.“ „Bitte?“ „Der Lebenslauf aller vier Personen verläuft im Nichts. Jeder von ihnen besitzt zwar eine gültige Sozialversicherungsnummer, aber alles deutet daraufhin, dass sie diese auf illegalem Weg erlangt haben. Es gibt keine echten Geburtsurkunden, zwar besitzen sie Schulabschlüsse, tauchen gleichzeitig aber in keinem Schulregister auf. Ebenso konnte ich keine Wohnsitze vor dem Tag aufspüren, an dem sie vor 12 Jahren aufgetaucht sind.“
„Aber 12 sind sie nicht“, stellte ich ironisch fest und sah mir die Bilder genauer an. „Geheimdienst, Militärische Karriere?“ Es kam häufig vor, dass in Amerika die Vergangenheit von Leuten gelöscht wurde, wenn sie in den richtigen Kreisen ihre Berufe ausübten.
„Bis jetzt hat keiner meiner Kontakte ihre Existenz vor ihrer Zeit bei Jefferson Security bestätigen.“ Was nicht zwingend etwas heißen musste. Auch wenn ich einiges an Geld besaß, bedeutete das nicht, das ich uneingeschränkte Akteneinsicht ins Pentagon hatte.
„Versuch mehr herauszufinden. Entweder wir legen uns gerade mit den Behörden an…“Was ich überhaupt nicht mehr lustig finden würde. „Oder wir haben hier Leute aus unserem Metier und ich kann andere Seiten aufziehen.“
Judith nickte, aber ich sah ihr an, dass sie noch etwas zu sagen hatte.
„Spuck‘s aus.“ wies ich sie an und nach kurzem Zögern sagte sie „Wenn ich mir das Urteil erlauben darf, ich glaube nicht, dass wir es mit den Behörden zu tun haben. Jefferson Security hat in der Vergangenheit nur das Mindestmaß an Kooperation bei Behördlichen Angelegenheiten gezeigt. Ich kann keinerlei Nachweise auf Zusammenarbeit finden.“
Das war interessant. Wenn sie alte Special Forces Mitglieder waren, hätten sie in den letzten Jahren höchstwahrscheinlich den ein oder anderen Gefallen getan. Die Bande innerhalb militärischer Vereinigungen war bekanntermaßen sehr eng.
Auch Agenten wurden damit unwahrscheinlich. Zwar nicht gänzlich auszuschließen, da eine Sicherheitsfirma noch immer eine gute Tarnung für etwaige Spionageaktivitäten darstellte, aber meine Leute waren fähig. Sie hätten zumindest einen Hinweis im Verhalten der Männer gefunden, der die Vermutung bekräftigte. „Also gehen wir von illegalen Aktivitäten aus.“ Das veränderte meine Herangehensweise an das Problem grundlegend.
„Ich nehme an, wir werden bald direkter von den Herrschaften hören. Bereiten wir ihnen einen schönen Empfang.“
Comments (0)
See all