Mist. Einen Versuch
wars wert.
Ich hätte wissen müssen, dass es schwierig wird, mich vor der Party zu drücken.
Frustriert reibe ich mir mit den Händen übers Gesicht. Warum wohne ich, trotz meiner
krassen Abneigung gegen Menschen im Allgemeinen, nochmal in einer Studentenverbindung?
Ach ja,—günstige Miete und jede Menge Alkohol. Und die Nähe zur Uni.
Normalerweise kann jeder sein Ding machen, aber die Partys bringen Kohle und
neue Anwärter rein, deshalb werden sie so oft geschmissen. Meistens verdrücke
ich mich dann, aber Aaron hier hat sich, warum auch immer, vorgenommen, mich ab
und zu hier rauszuholen. Er wohnt erst seit 6 Monaten hier, aber ich glaube von
allen anderen in diesem Haus habe ich mit ihm am meisten zu tun. Bin ja eh
meistens im Labor.
Schulterzuckend erhebe ich mich und gebe das Programmieren für heute Abend auf.
Genervt öffne ich die Tür und lehne mich in den Türrahmen.
„Was für ne´
Wette?“ Frage ich trocken.
Der Junge hat eine ungesunde Neigung, das mit den Wetten zu übertreiben.
„Dass du besser Schach spielst als der Typ mit der großen Klappe da unten!“ Sagt Aaron grinsend. Er grinst mich von unten herauf an, während ein paar wilde Haarsträhnen von seinem sorgfältig zurückgegelten Rotschopf ihre Formation verlassen und in seine Stirn fallen. Schnell streicht er sie mit der Hand wieder nach hinten.
„Um was hast du gewettet?“ Aaron senkt den Blick und schaut zur Seite. Oh nein,… Ich kenn diesen Blick.
„Ist doch egal, du ziehst den sowieso ab.“
Auf einmal ist er ganz schüchtern, was? Mir graut schon bei dem Gedanken, was er dieses Mal als Wetteinsatz geboten hat. Ein Haufen Geld? Seine Seele? Oh, bitte nicht wieder seinen Zimmerschlüssel, ich kann nicht noch eine Nacht ertragen in der ich fremde Leute durch die Wand vögeln höre, während Aaron bettelt, dass er so lange auf meinem Sofa pennen kann.
„Nagut, wenn du es mir nicht sagst, mach Ich´s nicht.“ Kopfschüttelnd schließe ich die Tür zur Hälfte, als seine Hand blitzschnell die Tür festhält.
„Warte!“
Ich atme tief ein und aus und wappne mich.
„Mein Motorrad.“ Sagt er kleinlaut.
Meine Augen werden weit.
„Was?!“ Der Typ hat sie doch nicht mehr alle! „Bist du bescheuert, oder was?!“
Sein Gesichtsausdruck sieht gequält aus. Und ein bisschen rot fleckig. Eine Alkoholfahne, die man zehn Meter gegen den Wind riechen kann, kommt mir entgegen. Wenigstens hat er den Anstand beschämt zu Boden zu sehen. Fassungslos stehe ich in der Tür. Diese Juristen-Einzelkinder denken echt, sie können sich alles erlauben, oder was?!
„Bitte, man… du bist meine einzige Hoffnung!“ bettelt er schließlich. Dazu dieser Hundeblick den er immer auflegt. Ich stöhne innerlich. Was stimmt nicht mit diesen reichen Muttersöhnchen, dass die immer so eine Scheiße abziehen?! Zu viel Geld und zu wenig Hirn ist echt eine beschissene Mischung.
„Bitte! Du hast auch was gut bei mir! Ich geb´ dir mein Motorrad, wann immer du es brauchst!“
Ich atme lange tief aus und überlege, was ich lieber hätte: heute Abend meine Ruhe in meinem Zimmer, oder die nächsten drei Monate einen heulenden Aaron im selben Haus. Noch dazu im Zimmer nebenan.
„Ich kauf dir
auch noch einen Kasten Bier obendrauf!“ Fügt Aaron verzweifelt hinzu.
Nagut, das kleinere Übel gewinnt.
„Wenn ich das jetzt mache, ist es das erste und letzte Mal, dass ich dir bei so einer bekloppten Wette den Hintern rette, kapiert?!“ Frage ich drohend.
Aaron macht große Augen und nickt wild mit dem Kopf wie ein Kleinkind. Genervt hole ich mein Handy und meinen Schlüssel, um das Zimmer abzuschließen. Sonst findet man hier öfter mal unschöne Überraschungsgäste im eigenen Bett.
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