Kapitel 3:
Der Kinobesuch
Als wir im Verbindungshaus ankommen ist es schon mitten in der Nacht. Ich bin froh, dass wir niemandem mehr begegnet sind. Nachdem ich Watson freigelassen habe, lasse ich mich rückwärts auf das Bett fallen. Gerade, als ich die Schuhe von meinen Füßen abstreife, vibriert mein Handy.
Neugierig werfe ich einen Blick darauf und stelle fest, dass Valerie mir geantwortet hat!
Panisch springe ich auf und laufe mit meinem Handy in der Hand im Kreis herum.
-Hi, Adrian! Schön, von dir zu hören! Entschuldige, dass ich gestern Nacht so plötzlich verschwunden bin. Meine Freundin hatte einen Streit mit ihrem Freund und brauchte mich.-
Hmm… Ich habe mir schon sowas gedacht. Ob dieser Typ mit der Rothaarigen Schluss gemacht hat? Nur wegen Aarons Wette? Ich hoffe, dass ich niemals in dieses Fadenkreuz geraten werde! Am besten vermeiden wir das Thema!
-Ich hoffe, es geht ihr besser.- Antworte ich.
-Oh… leider nicht, sie haben Schluss gemacht.-
Ich ziehe scharf die Luft ein.
-Das tut mir leid.- Schreibe ich pflichtbewusst.
-Muss es nicht. – antwortet sie zu meiner Überraschung. -Ich bin so froh, dass sie ihn los ist! Er hat sie immer mies behandelt! Sie hat was Besseres verdient! –
Schmunzelnd lehne ich mich zurück. Das Mädchen ist schlau. Nicht, dass das etwas Neues für mich wäre, ich bin nur immer wieder von ihr fasziniert.
-Hast du zufällig demnächst Lust, etwas zu unternehmen? – Tippe ich, doch lösche es schnell wieder. Bin ich ihr zu schnell? Wie viel Mitleid für ihre Freundin ist wohl angebracht?
-Du scheinst dir viele Sorgen um Sie zu Machen.- schreibe ich stattdessen.
-Natürlich, wir sind seit der Schule befreundet! - antwortet sie. -Mal sehen, wie ich sie am besten ablenken kann…-
Plötzlich kommt mir eine Idee.
-Wie wäre es mit Uni Kino? Wir könnten alle zusammen hingehen und einen lustigen Film sehen. Dort lernt man auch gut neue Leute kennen.- schlage ich vor.
-Oh, das klingt gut! - antwortet sie.
„Yes!!“ flüstere ich und mache innerlich einen Freudensprung. Sofort schicke ich ihr das Unikinoprogramm und den Ort.
Kurz denke ich darüber nach, was ich machen soll, wenn ihre Freundin mich wiedererkennt. Doch dann schüttele ich den Kopf. Sie war betrunken und hatte an dem Abend ganz andere Probleme. Bestimmt hat sie mein Nerd-Gesicht sowieso schon wieder vergessen.
Ich wünschte ich könnte die Zeit mit Valerie allein verbringen, aber ohne ihre Freundin wird sie wohl nirgendwo hingehen, und sei es auch nur aus solidarität. Hmm… Vielleicht sollte ich nioch jemanden mitnehmen, sodass wir zu viert sind?
In diesem Moment
klopft es an meiner Tür.
Ein besonderes Klopfzeichen. Aaron.
Ich öffne die Tür und ziehe ihn am Ärmel zu mir herein. Perplex lässt er sich von mir zum Bürostuhl bugsieren.
„Woah- Was geht denn bei dir ab?“ fragt er verwirrt. Ich tippe erst ihm auf die Schulter, und dann mir.
„Du und ich gehen ins Uni Kino. Mit der Rothaarigen und Valerie.“
Aaron sieht mich verwirrt an. „Du willst mit echten Menschen ins Uni Kino gehen?“ fragt er zweifelnd.
Ich ignoriere seinen Kommentar und fahre fort: „Du verrätst niemandem das mit der Weinflasche und ich habe dir dafür ein Date mit der Rothaarigen besorgt.“
„Yara.“ Berichtigt er mich. „Und das ist Champagner, kein Wein! Über einen guten Chanton macht man keine Witze!“
Ich seufze erschöpft. „Du bist manchmal so ein Snob, weißt du das eigentlich?“
Aaron grinst und zuckt mit den Achseln. „Nagut. Bin dabei. Ich habe sowieso überlegt, wie ich mich mit ihr verabreden soll.“
„Du bist ein Arsch.“ Sage ich müde. „Weißt du eigentlich, dass der Typ nach eurer Wette echt mit ihr Schluss gemacht hat?“
Aaron sieht leicht perplex aus. Sehe ich da eine Spur von schlechtem Gewissen in seinem Gesicht aufblitzen?
„Hat er echt?“ fragt Aaron abschätzig. „Dann ist er echt ein noch größerer Idiot als ich dachte. Aber es wundert mich nicht, dass er seine Ehre verteidigen will, nachdem wir die Wette vor seinen ganzen Kumpels abgeschlossen haben.“
Hab mich geirrt. Doch kein schlechtes Gewissen.
„Es ist nichts Ehrenvolles daran, so eine Wette einzuhalten, wenn sie jemandem das Herz bricht, den man sehr gernhat. Gruppenzwang ist feige.“ Antworte ich kalt. Aaron lässt sich nicht beirren und steht aus dem Stuhl auf.
„Gruppenzwang ist ein seit der Urzeit bestehendes Grundbedürfnis von Menschen. Und wärst du, warum auch immer, nicht so antisozial, dann hättest du ebenfalls dasselbe Bedürfnis nach Anerkennung und Gemeinschaft, wie jeder andere, normale Mensch auch!“ Sagt Aaron altklug.
Ich seufze und schiebe ihn in Richtung Tür. „Das reicht für heute Abend. Ich schreibe dir Zeit und Ort wegen dem Kino.“
„Danke für die Einladung, Kumpel!“ sagt Aaron frech grinsend.
„Wir sind keine Kumpel.“ Stelle ich klar. „Ich bezahle nur für dein Schweigen.“
Aaron grinst immer noch. „Du gibst also zu, dass du mir etwas schuldest?“
„Nie im Leben.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Wenn dann schuldest du mir noch einen Gefallen und einen Kasten Bier, weil ich deine Motorradwette für dich gewonnen habe!"
Schnell schlage ich ihm die Tür vor der Nase zu, bevor ich meine Einladung aus Trotz zurückziehen kann.
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