„Schlaf gut, mein Schatz“, sagte Eriks Mutter und deckte ihren Sohn zu. „Träum was schönes“. Sie gab ihm einen Gutenachtkuß und machte das Licht aus.
„Gute Nacht, Mama“, murmelte der kleine schläfrig und schlief kurz danach ein.
Alles war still in Eriks Kinderzimmer. Seine Plüschtiere saßen im Regal und sahen auf ihn herab, und der kleine Holzwikinger, den ihm seine Mutter im Wikinger Museum gekauft hatte, stand neben ihm auf dem Nachttisch.
Doch später in der Nacht veränderte sich etwas. Etwas unangenehmes, drückendes machte sich im Zimmer breit. Aus unsichtbaren Ritzen in den dunkelsten Ecken waberte etwas düsteres heran.
Ein böser Traum schlich sich an den schlafenden Jungen heran. Der Traum brachte Ängste und Traurigkeit mit sich, er würde den Schlaf des Kindes überfallen und sich an Furcht und Schrecken des kleinen Erik laben.
Immer näher kam er dem Bett, erste Ausläufer des bösen Traumes berührten bereits den schlafenden Jungen, Albträume mit sich bringend. Eriks schlaf wurde unruhiger, er begann sich im Bett herumzuwälzen, sein Atem ging schwerer.
Der böse Traum begann die Angst und den Schrecken im Schlaf des kleinen Jungen zu spüren, sein Triumph war nahe.
Doch dann spürte der böse Traum etwas, was er noch nie erlebt hatte, er spürte einen Stich durch seinen Albtraumleib gehen. Seine Aufmerksamkeit wandte sich dem Zimmer zu, er wollte wissen, was ihn in seinem düsteren Treiben störte. Und dann erblickte er die Ursache.
Der kleine Holzwikinger stand auf Eriks Kopfkissen, das hölzerne Schwert erhoben, den kleinen Schild gegen den bösen Traum gewandt!
Der Alptraum wollte den Störenfried wegwischen, doch als er mit einem Traumtentakel nach ihm griff, traf ihn erneut das hölzerne Schwert. Nach kurzem Zögern beschloss der böse Traum den kleinen Wikinger zu ignorieren, und sich stattdessen wieder dem träumenden Kind zuzuwenden, dessen Schlaf bereits ruhiger geworden war, weil der Albtraum durch die Störung von ihm abgelassen hatte.
Doch in diesem Moment sprang der kleine Holzwikinger auf den nahezu unsichtbar über dem Kind wabernden Traum und attackierte ihn mit seinem kleinen Schwert.
War der erste Treffer des kleinen Wikingers nur ein kleiner Stich gewesen, begann der böse Traum nun bei jedem weiteren Schwerthieb wirkliche Schmerzen zu erleiden, ein Gefühl das er nie zuvor gekannt hatte. Er spürte wie er langsam durch die Treffer des Holzwikingers zu zerfasern begann, immer mehr Risse und Löcher entstanden in seinem Albtraumleib. Er versuchte die kleine Holzfigur abzuschütteln, doch der Wikinger ließ nicht ab, hieb immer wieder auf den bösen Traum ein.
Dann fiel der finale Schlag und der böse Traum löste sich in unzählige kleine Teile auf und verschwand dann vollständig. Der Holzwikinger reckte seine Ärmchen in einer Siegerpose nach oben und blickte dann zu Erik hinüber. Der Junge schlief nun wieder ganz friedlich und ungestört, und der Wikinger kehrte auf den Nachttisch zurück. Dort wachte er den Rest der Nacht über das schlafende Kind, das friedlich und ohne Störung bis zum Morgen ruhte.
Als seine Mutter Erik am nächsten Morgen weckte, erzählte er ihr ganz aufgeregt von dem großartigen Traum den er gehabt hatte: „Da war ein böses Monster gewesen, aber ein tapferer Wikinger hatte mich beschützt und das Monster vertrieben! Es war toll, Mama!“
Der kleine Holzwikinger stand auf dem Nachttisch und hörte die Worte des Jungen, und diese machten ihn sehr stolz.
Und noch viele Jahre lang beschütze er Erik jede Nacht vor bösen Träumen, die er mit seinen kleinen Holzschwert vertrieb.
Comments (1)
See all