Es war später Abend, dunkle Wolken zogen über das unheimliche Labor auf dem Hügel. Donner grollte in der Ferne, ein kalter Wind wehte.
Das Labor war hell erleuchtet, es war nahezu komplett mit wissenschaftlichen Geräten ausgefüllt. Den ganzen Tag hatte der Professor mit den Aufbauten zugebracht, Wochen der Vorbereitung waren den heutigen Abend vorausgegangen. Der Professor hatte Messwerte ausgewertet und Vorgänge angepasst und verändert. Nächtelang hatte er Berechnungen angestellt, nur damit heute alles reibungslos Ablaufen würde und das Projekt ein Erfolg werden würde. Dies war seinen Gästen sehr wichtig, und sein wissenschaftlicher Stolz würde einen Fehlschlag nicht akzeptieren.
Er atmete tief durch, gebot den anwesenden Gästen Ruhe, und schritt zur Tat. Hähne wurden aufgedreht, Schalter umgelegt, es rauschte, zischte und dampfte. Er beobachtete die Uhr genau, und nach der vorgesehenen Zeit drückte er Knöpfe und verstellte Regler.
Ein Augenblick verging, dann schob der Professor den Wagen mit dem vorbereiteten Gefäß in die Maschine.
Er regelte hier, schaltete da, prüfte die Anzeigen, beobachtete alles genau. Dann hieß es warten. Konzentriert sah er auf seine Uhr, seine Gäste wurden unruhig, doch er beachtete sie nicht.
Die Zeit schien stillzustehen, das Warten wurde den Gästen unerträglich. Dann war der Zeitpunkt gekommen! Der Professor sprang vor, drehte die Hähne zu, schaltete die Geräte ab. Es rumorte und zischte noch kurz, dann trat Stille ein. Alle warteten gespannt.
Die Geräte gaben ein kurzes Klingeln von sich, dann öffnete sich die Maschine. Der Professor zog vorsichtig den Wagen heraus und betrachtete das darauf stehende Gefäß genau, und nach einem kurzen Moment sagte er: „Es ist vollbracht!“
Er gab seinen Gästen ein Zeichen, woraufhin der Mann und das junge Mädchen nähertraten. Das Mädchen, Anna, betrachtete das Gefäß von allen Seiten, hielt dann kurz inne, und wandte sich an den Professor. Mit Tränen in den Augen sagte sie zu ihm: „Es ist wunderschön. Danke!“
Glücklich wandte sie sich wieder dem ovalen Gefäß zu. Darin zu sehen war das lebensechte Abbild eines kleinen Hundes, der über eine Wiese tollte. Es war ihr Hund, der kleinen Pip, der sie vor vier Wochen für immer verlassen hatte. In dem Gefäß aber lief er hin und her, wedelte mit dem Schwanz und sah sie fröhlich an, so wie zu Lebzeiten. Ihr Vater trat neben sie, froh darüber seine Tochter glücklich zu sehen.
Mit leiser Stimmer sprach der Professor zu ihnen: „Die Apparatur sollte unbegrenzt haltbar sein. Weder die Farbe noch die Bewegung sollte verblassen oder nachlassen. Nur ab und an abstauben.“
Anna drehte sich um und umarmte den Professor, sie fand vor Glück keine Worte mehr. Jeden Tag konnte sie ihren geliebten Pip nun in dem Glasapparat ansehen und ihre Erinnerung an ihn wachhalten.
Auch ihr Vater dankte dem Professor noch einmal, dann nahmen sie den Apparat und verließen das unheimliche Labor auf dem Hügel.
Lächelnd sah der Professor ihnen nach. Der ganze Aufwand der letzten Wochen hatte sich gelohnt, der Aufbau war ein Erfolg gewesen. Zufrieden ging er zurück in sein Labor.
Er mochte vielleicht ein verrückter Wissenschaftler sein, doch einem trauernden Kind die Hilfe zu verweigern, dass würde ihm niemals einfallen.
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