Schließlich öffnete sich die Tür vor mir, und mein Blick fiel auf einen großen, beeindruckenden Mann mit blonden Haaren - mein Vater. Sein Anblick überraschte mich, denn es war das erste Mal, dass er mich in meinem Raum besuchte. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, und ein Gefühl von Aufregung und Nervosität durchströmte mich. Was hatte er vor?
Hinter ihm standen zwei Bedienstete, die bereitstanden, um
uns zu begleiten. Mein Vater trat näher und legte seine Hand liebevoll auf
meine Schulter. "Hallo, mein Sohn", sagte er mit einem warmen Ton in
seiner Stimme. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Es war ungewohnt,
seine Nähe zu spüren. "Es wird Zeit, dass du endlich ein Teil der Familie
wirst", fügte er hinzu.
Gemeinsam verließen wir den engen Raum des Kellers und traten in das Tageslicht. Die Sonne blendete mich für einen Moment, und ich konnte kaum glauben, dass ich nach 16 langen Jahren endlich den düsteren Keller verlassen durfte. Ohne meine früheren Erinnerungen und die Unterstützung der Naturgeister hätte ich wahrscheinlich längst den Verstand verloren. Doch nun führte mein Vater mich zu einem Raum, der mindestens zehnmal so groß war wie mein bisheriges Verlies.
Der Raum, den wir betraten, strahlte eine gewisse Eleganz aus. Ein prächtiger Kamin, ein riesiges, weiches Bett und ein großer Kleiderschrank füllten den Raum. "Richtet ihn her!", befahl mein Vater streng.
Mir wurde ein Bad eingelassen, und ich bestand darauf, mich allein zu waschen. Die Bediensteten nickten nur knapp und verließen den Raum, um mir Privatsphäre zu gewähren. Das warme Wasser umspülte meinen Körper, und ich konnte förmlich spüren, wie all die Anspannung und die Jahre der Isolation von mir abfielen. Es fühlte sich unglaublich gut an, und ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ein Bad genommen hatte. Selbst in meinem früheren Leben hatte ich nur selten die Möglichkeit gehabt ein Bad zu nehmen.
Als ich das Bad verließ, lagen frische Kleider auf dem Bett bereit. Ich trat an einem Spiegel vorbei und konnte nicht anders, als einen Blick auf mein Spiegelbild zu werfen. Ich war sprachlos. Es war das erste Mal, dass ich mich wirklich sah. Mein Aussehen war fast surreal - wie eine Porzellanpuppe. Meine Augen waren groß, rund und von einem tiefen Rot, und meine Haut schien makellos und strahlend zu sein. Es dauerte einen Moment, bis ich diesen Anblick verarbeiten konnte und mich dann daran machte, mich umzuziehen. Es war etwas komplizierter als gedacht, die prächtige Kleidung anzulegen, aber ich tat mein Bestes.
In diesem Moment klopfte es an der Tür, und bevor ich etwas sagen konnte, betrat ein Butler den Raum. Sein Blick wanderte über mich, während er sprach: "Sie werden im Esszimmer erwartet, junger Herr." Ich nickte, nahm meinen Mut zusammen und folgte dem Butler. Wir gingen durch den Flur und betraten einen prächtigen Raum, in dem ein langer, großer Tisch stand. Über ihm hing ein funkelnder Kronleuchter, der den Raum in warmes Licht tauchte. An diesem Tisch saßen bereits vier Personen - meine Familie. Ein Gefühl von Aufregung und Unsicherheit ergriff mich, als mein Blick auf den festlich gedeckten Esstisch fiel. Meine Augen konnten sich kaum von den köstlich aussehenden Speisen lösen, und ich spürte, wie mir das Wasser im Mund zusammenlief. Ich schluckte schwer, um zu verhindern, dass ich vor lauter Vorfreude sabberte.
Doch bevor ich mich setzen konnte, durchbrach mein Bruder das Schweigen. "Was macht dieses Ding hier?", fragte er mit Verachtung in seiner Stimme. Mein Vater antwortete monoton: "Er ist ab heute ein offizielles Mitglied unserer Familie." Ein lautes Aufschreien folgte, als das Mädchen neben meiner Stiefmutter ihren Unmut äußerte. "Was?! Aber Vater, was sollen die anderen über uns denken, wenn sie ihn sehen?" Meine Stiefmutter legte beruhigend eine Hand auf die des Mädchens und sagte: "Mach dir darüber keine Sorgen. Wir haben bereits alles geregelt."
In diesem Moment zeigte mein Vater auf einen leeren Platz neben sich und sagte einfach: "Setz dich." Ein Gefühl der Unbehaglichkeit machte sich in mir breit, aber ich gehorchte und nahm meinen Platz ein. Ein Dienstmädchen brachte mir mein Essen, und ich konnte deutlich spüren, dass etwas nicht stimmte. Das Essen war vergiftet. Mittlerweile konnte ich das Gift auch ohne die Hilfe der Naturgeister erkennen. Dennoch ließ ich mir nichts anmerken und aß davon, als ob nichts Besonderes wäre. Die wütenden Blicke meiner Geschwister durchbohrten mich förmlich, aber ich versuchte, sie zu ignorieren.
Nach dem Essen wurde ich schließlich zurück in mein Zimmer begleitet. Ich warf mich auf das Bett und starrte gedankenverloren an die Decke. "Soll ich wegrennen?", fragte ich mich leise. "Aber wohin?" Bevor ich weiter über diese Gedanken nachdenken konnte, öffnete sich plötzlich die Tür. Meine Geschwister betraten den Raum und stellten sich um mein Bett herum auf.
(Geschwister im Alter von 18 Jahren)
"Wie widerlich du bist", spottete das Mädchen mit einem boshaften Lachen. "Denkst du wirklich, du gehörst zu uns? Du bist nichts weiter als ein Schwein, das zur Schlachtbank geführt wird." „Lass uns gehen. Allein sein Anblick widert mich an“, sagte der Junge mit Abscheu in seiner Stimme. Ich ließ mich wieder ins Bett fallen und versuchte vergeblich, Schlaf zu finden. Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum und hielten mich wach. Schließlich konnte ich es nicht mehr aushalten und stand auf. Langsam näherte ich mich der Tür, öffnete sie einen Spalt und sah, dass keine Wachen vor meiner Tür postiert waren. Ein Hauch von Abenteuerlust erfüllte mich, und ich beschloss, mich leise umzusehen.
Ich schlüpfte aus dem Raum und folgte dem fernen Licht am Ende des Flurs. Neugierig spähte ich durch einen Türspalt und erkannte meinen Vater und meine Stiefmutter, die in einem Gespräch mit einem Ritter vertieft waren. Meine Neugierde wuchs, als ich hörte, wie mein Vater die Anweisungen gab: "Stelle sicher, dass Herzog Drakonov das Dokument unterschreibt und nimm es anschließend wieder an dich." Mit diesen Worten übergab er dem Ritter eine Schriftrolle.
Plötzlich kam der Ritter auf mich zu und ich versteckt mich schnell. Geduldig wartete ich, bis der Ritter weg war. Dann wagte ich mich wieder hervor. Ein gemeines Grinsen lag auf den Lippen meines Vaters, während er sein Weinglas erhob. "Bald sind wir all unsere Probleme los", sagte er mit Genugtuung. Meine Stiefmutter fügte skeptisch hinzu: "Aber was ist, wenn diese Biester ihre Manasteine zurückverlangen?" Mein Vater lachte boshaft und erwiderte: "Das werden sie nicht. Selbst wenn sie die Steine zurückwollen, weil ich ihnen meinen Bastard geschickt habe, wird es bereits zu spät sein. Bis dahin sollte er das Dokument unterschrieben und die Manasteine an uns übergeben haben. Kurz darauf wird auch das Gift wirken. Sie werden nicht das Risiko eingehen wollen, dass bekannt wird, dass ein Aurelius in ihrer Obhut gestorben ist." Gemeinsam stießen sie an und ließen ihre bösen Pläne in einem zynischen Lachen erklingen.
Ich kehrte leise in meinen Raum zurück. Ein lautes Lachen entfuhr mir. Endlich hatte ich einen Ausweg gefunden, um mich endgültig von diesem verfluchten Ort zu befreien.

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