(Herzog Drakonov)
Zum Glück verdeckt meine Kapuze mein Gesicht, und ich kann meine Begeisterung einigermaßen verbergen. Doch als ich seinen finsteren Blick bemerkte, wurde mir bewusst, dass auch er mich bemerkt hatte. Erst jetzt fiel mir auf, dass auch die anderen um ihn herum tierische Merkmale wie Ohren oder Schwänze besitzen.
Was für ein Klischee, dass die sogenannten Tiermenschen von den gewöhnlichen Menschen herabgewürdigt werden. Es scheint hier tatsächlich genauso zu sein wie in den Geschichten, die ich früher immer verschlungen habe. Alle starren mich skeptisch und verachtend an, als ob ich ein unerwünschter Eindringling in ihrer Welt wäre.
"Verzeiht", erklärte Sir Haldor mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen, "aber es scheint, als wäre unser junger Herr von der langen Reise ziemlich erschöpft und deshalb so schweigsam." Die anderen Ritter, die gerade damit beschäftigt waren, das Gepäck in die Kutsche zu laden, kämpften verzweifelt gegen ein schelmisches Lachen an. Die Situation amüsierte sie sichtlich.
Ich war so sehr in meine Gedanken versunken, dass ich es nicht einmal schaffte, den Herzog zu begrüßen, dessen Land ich nun betreten hatte. Kein Wunder, dass mich jeder mit einem skeptischen und verächtlichen Blick anblickte. Wie unhöflich und eingebildet musste ich wohl wirken, da ich nicht einmal meine Kapuze abnahm. Doch solange die Ritter in meiner Nähe waren, wollte ich nichts Überstürztes tun. Dennoch hätte mein erster Eindruck zweifellos besser ausfallen können.
"Aber natürlich, wenn ihr mir folgen würdet, dann bringe ich euch zu euren Gemächern", sagte der Butler höflich, der neben dem imposanten Herzog stand. Der Butler selbst war ein junger Mann mit braunem Haar und Hundeohren, wobei eines der Ohren leicht umgeknickt war. Er erinnerte mich an den Golden Retriever meiner Nachbarn von früher, da er eine äußerst sanfte und freundliche Ausstrahlung hatte, die durch seine honigfarbenen Augen noch verstärkt wurde. "Ist das alles, was ihr mitgebracht habt?", fragte er, während er mich und meine kleine braune Reisetasche betrachtete. Bevor ich antworten konnte, wurde ich von Sir Haldor unterbrochen. "Wir sind zuversichtlich, dass ihr euch hier hervorragend um unseren jungen Herrn kümmern werdet und es ihm an nichts fehlen wird." Mit diesen Worten verabschiedeten sich die Ritter kurz und knapp, stiegen auf ihre Pferde und ritten davon, ohne sich noch einmal umzudrehen. Was für ein schlechtes Schauspiel, dachte ich mir, doch ich war froh, dass es endlich vorbei war.
Der Butler kam auf mich zu und nahm mir meine Tasche ab. "Nun denn, wenn ihr mir bitte folgen würdet, eure Heiligkeit." Es war äußerst befremdlich, so angesprochen zu werden. Ich folgte dem Butler und warf beim Gehen noch einen letzten Blick zum Herzog. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Wenn Blicke töten könnten... Doch das würde mich nicht entmutigen. Ich würde hier endlich mein neues Leben beginnen. Auch wenn es mich beim Gedanken daran immer noch schmerzte, dass ich meine alte Familie wohl nie wiedersehen würde, hoffte ich, dass dies auch bei meiner neuen Familie zutreffen würde. Ich hatte nichts und niemanden zu verlieren. Es war an der Zeit, mein Leben so zu leben, wie ich es wollte. Während wir durch das Anwesen gingen, bemerkte ich, dass es ziemlich vernachlässigt und lieblos eingerichtet war. Das nennt man wohl eine Junggesellenbude im Herzogsstil. Scherzte ich in Gedanken mit mir selbst.
"Wir sind angekommen. Wenn ihr irgendetwas benötigt, zögert bitte nicht, uns zu rufen", sagte der Butler und deutete auf eine Handglocke neben dem Bett. "Ich hoffe, das Zimmer entspricht euren Erwartungen und bitte erholt euch gut, eure Heiligkeit." Das Zimmer war zwar kleiner und weniger luxuriös als das Zimmer auf dem Anwesen meiner Familie, aber es war um Welten besser als der dunkle Keller und mehr als ausreichend für mich. Auch hier gab es einen gemütlichen Kamin, vor dem ein riesiges Bett stand, sowie einen massiven Holzschrank daneben. In einer Ecke des Zimmers befand sich ein Regal und daneben ein Schreibtisch. Doch am meisten beeindruckte mich der Balkon, der einen malerischen Ausblick auf die umliegende Landschaft bot.
Der Butler blieb beim Verlassen des Zimmers stehen und drehte sich noch einmal zu mir um. "Verzeiht meine Respektlosigkeit, aber wisst ihr, wann ihr in der Lage sein werdet, jemanden zu behandeln? Ich möchte euch auf keinen Fall bedrängen aber... Verzeiht, dass ich so direkt bin", sagte er mit deutlicher Besorgnis und Nervosität in der Stimme. Er wirkte dabei zutiefst bekümmert. Beinahe schon in dem Moment, als er die Tür hinter sich schließen wollte, rief ich ihm nach: "Wartet!" Überrascht kam er wieder zurück ins Zimmer, sein Gesicht voller Sorgen. Er fürchtete wohl, dass ich ihn für seine Aussage tadeln würde. "Ich muss mich nicht erholen, ich kann sofort jemanden behandeln", sagte ich zu ihm. Sein trübes Gesicht hellte sich auf und seine Ohren zuckten erfreut. Oh, wie sehr ich sie berühren wollte, aber ich hielt mich zurück.
"Aber gewiss doch, eure Heiligkeit. Bitte folgt mir, dann bringe ich euch umgehend zu dem Patienten", erwiderte der Butler eilig. Ich folgte ihm und spürte zugleich eine aufgeregte Unruhe in mir. Noch nie zuvor hatte ich jemand anderen geheilt, geschweige denn von einer tödlichen Krankheit. Was, wenn ich es nicht heilen konnte? Was, wenn meine Kräfte nicht ausreichten? Selbstzweifel überkamen mich mit jedem Schritt. Schließlich blieb der Butler vor einer Tür stehen und zögerte einen Moment, bevor er sie öffnete. Der Raum war in Dunkelheit gehüllt, da die Vorhänge zugezogen waren. Doch ich hörte schweres Atmen. Vorsichtig näherte ich mich der Person, die im Bett lag. Es war ein kleiner Junge.
Ein dunkellila Ausschlag zog sich über seinen gesamten Körper und sein Gesicht. Sein Atmen war mühsam, und er schien große Schmerzen zu haben. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich die Ähnlichkeit mit dem Herzog. Brüder, dieses Wort schoss unmittelbar in meine Gedanken. Daher benötigte er so dringend einen Heiler. Sein kleiner Bruder kämpfte um sein Leben.
Ich atmete tief ein und spürte, wie sich eine Mischung aus Entschlossenheit und Nervosität in mir ausbreitete. Mit einer fließenden Bewegung schob ich den Stoff beiseite und enthüllte mein Gesicht. Der Ausdruck des Butlers neben mir verwandelte sich in Überraschung, als er meine Erscheinung erkannte. Meine ungewöhnlichen Merkmale waren für viele unerwartet.
Ich legte meine Hände sanft auf den Körper des Jungen und spürte, wie meine Magie durch meine Fingerspitzen in ihn strömte. Doch die Krankheit, die ihn befiel, war hartnäckig und widersetzte sich meinem Eingriff. Dennoch würde ich nicht aufgeben. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf den Fluss meiner inneren Kräfte. Mein Atem vermischte sich mit dem des Jungen, während ich versuchte, die Krankheit zu besiegen.
Ein grelles Licht durchdrang den Raum, während meine Kräfte mit intensiver Energie pulsierten. Ich spürte, wie mein Körper sich anspannte, und mein Blut schien zu kochen. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich kämpfte gegen die Schmerzen an, die wie glühende Nadelstiche meinen Verstand durchbohrten. Doch ich weigerte mich, nachzugeben.
Mit jeder Sekunde wurde das Atmen schwieriger, und ich musste meinen inneren Widerstand verstärken. Ich hatte mein Limit noch nicht erreicht. Die Grenzen meiner Magie mussten noch weiter gedehnt werden. Die Welt um mich herum verschwamm, während ich mich durch die Dunkelheit kämpfte. Es gab keine andere Wahl als voranzuschreiten, koste es, was es wolle.
Und dann, plötzlich, war das grelle Licht verschwunden. Ich stürzte auf meine Knie und atmete schwer. Erschöpfung durchströmte meinen Körper, als ich mich erschöpft auf den Boden lehnte. Meine Augen richteten sich auf den Jungen, der nun friedlich schlief. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich sah, dass der Ausschlag, der seinen Körper gezeichnet hatte, verschwand. Ich hatte es geschafft.
(der kleine Bruder)
Wankend erhob ich mich und versuchte, mein Gleichgewicht wiederzufinden. Mein Kopf pochte vor Schmerzen, doch die Freude über meinen Erfolg überwog jede Unannehmlichkeit. Der Butler trat vorsichtig auf mich zu, sein Gesicht voller Erleichterung und Dankbarkeit. Seine Worte erreichten mich jedoch nicht. Alles wurde schwarz, und ich spürte, wie die Erschöpfung mich überwältigte. Doch in diesem Moment der Dunkelheit war ich voller Zufriedenheit. Ich hatte mein Bestes gegeben und das Leben des Jungen gerettet.

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