Ich richtete mich langsam auf und spürte, wie die Schmerzen nachließen und einem angenehmen Gefühl der Erleichterung Platz machten. Doch gleichzeitig bemerkte ich eine leichte Enttäuschung in mir aufsteigen. Ich hatte gehofft, übermenschliche Kräfte zu besitzen und die Krankheit mit Leichtigkeit besiegen zu können. Es war eine Erinnerung daran, dass ich auch als Heiler meine Grenzen hatte. Die Gedanken an all die anderen Menschen, die möglicherweise ebenfalls erkrankt waren, ließen mich nachdenklich werden.
In diesem Moment betraten der Butler, das Hasen-Dienstmädchen und ein älterer Mann den Raum. Der Mann, ein Doktor, hatte grau-weißes Haar, das im sanften Licht schimmerte. Sein Ziegenbart und die runde Brille verliehen ihm einen weisen und geachteten Ausdruck. Die Art, wie er den Raum betrat, erinnerte mich tatsächlich an eine majestätische Ziege, die bedächtig ihre Umgebung beobachtet.
(Doktor)
Der Butler sprach mit aufrichtiger Besorgnis in seiner Stimme: "Eure Heiligkeit, wie fühlt Ihr Euch? Habt Ihr Schmerzen? Benötigt Ihr irgendetwas? Bitte lasst es uns wissen, falls irgendetwas Euch beunruhigt!" Seine Worte kamen in einem einzigen Atemzug, und seine Ohren waren leicht nach unten geknickt, was seine Sorge verdeutlichte. Es war bewegend zu sehen, wie sich jemand so aufrichtig um mein Wohlergehen sorgte. Es war das erste Mal, dass mir jemand außer den Naturgeistern solche Aufmerksamkeit und Fürsorge zeigte.
(Butler)
Der Doktor trat vorsichtig näher und räusperte sich, bevor er sprach: "Ähem... Eure Heiligkeit, wenn ich dürfte, würde ich gerne eine kurze Untersuchung durchführen, um sicherzugehen, dass es Euch an nichts fehlt." Sein ruhiges und bedachtes Auftreten vermittelte mir Vertrauen, und ich nickte zustimmend. Er begann mit der Untersuchung, indem er mein Puls fühlte, meine Augen und meinen Hals untersuchte und sanft meinen Bauch abtastete. Ich fühlte mich bei seiner ruhigen und professionellen Art in guten Händen.
"Vielen Dank, aber mir geht es gut", sagte ich schließlich mit einem dankbaren Lächeln. Doch plötzlich wurde es sehr still im Raum, und alle drei starrten mich an, als hätten sie eine geheimnisvolle Entdeckung gemacht. Es dämmerte mir, dass ich meine Kapuze nicht mehr trug und mein wahres Aussehen sie möglicherweise überrascht hatte, oder hatte ich etwas Falsches gesagt?
Plötzlich durchbrach ein lautes Bauchknurren die Stille. Es war meines, und ich konnte nicht anders, als leicht zu erröten. Die letzten Tage hatte ich weder etwas gegessen noch getrunken, und mein Körper machte mich nun auf diese Tatsache aufmerksam. Ich konnte ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken, und mein Magen gab erneut ein leises Knurren von sich.
Der Butler beeilte sich, die Situation zu retten, und sprach schnell: "Wir werden Euch umgehend Euer Frühstück bringen. Bitte ruht Euch bis dahin weiter aus, Eure Heiligkeit." Das Hasen-Dienstmädchen verbeugte sich eilig und verschwand flink aus dem Raum. Ich konnte nicht umhin, ihre Schnelligkeit zu bewundern, und das Lächeln auf meinem Gesicht wurde breiter.
"Hmph... trotzdem würde ich noch ein paar Tage Bettruhe empfehlen. Immerhin wart Ihr einen ganzen Tag bewusstlos", sagte der Arzt und versuchte, sein Grinsen zu verbergen, indem er in seine Faust hustete. "Wenn Eure Heiligkeit nichts weiter von mir braucht, würde ich mich dann verabschieden."
"Danke, das wäre alles", erwiderte ich. Der Mann verbeugte sich höflich und verließ das Zimmer. Nun waren nur noch der Butler und ich übrig. Sein Blick ruhte weiterhin auf mir. Ich fühlte mich etwas unsicher und sagte schließlich: "Wie geht es dem Jungen?" Der Butler strahlte förmlich und antwortete: "Unserem jungen Prinzen geht es dank Eurer Heiligkeit bestens. Er ist bereits wieder bei Bewusstsein."
"Das freut mich zu hören. Ich hoffe, er erholt sich schnell... Ich hätte noch eine weitere Frage. Wie steht es um die anderen? Sind viele Menschen erkrankt?", fragte ich vorsichtig. Der Butler zögerte einen Moment und antwortete dann: "Unter den Dorfbewohnern und Bediensteten gibt es einige Erkrankte. Doch bei ihnen konnte die Krankheit größtenteils mit Hilfe von Ärzten und Heilkräutern behandelt werden. Nur bei unserem jungen Prinzen schien nichts zu wirken."
"Ich verstehe", sagte ich nachdenklich. Bevor ich den Butler weiter über die Krankheit befragen konnte, kehrte das Hasenmädchen mit einem Tablett zurück, auf dem eine duftende Schüssel Suppe und ein Stück frisches Brot lagen. "Bitte verzeiht, diese bescheidene Kost. Aber der Arzt empfiehlt, dass wir Euch vorerst nur Schonkost anbieten sollten", erklärte sie mit einem leicht bedrückten Gesichtsausdruck. Ich lächelte ihr aufmunternd zu und nahm den Teller entgegen. Der Duft der Suppe stieg mir in die Nase, und mein Magen knurrte erneut vor Vorfreude. Ohne viele Worte begann ich, die warme Suppe zu kosten. Sie war köstlich und wärmte meinen Körper von innen. Die Aromen von frischem Gemüse und Gewürzen tanzten auf meiner Zunge, während ich das Brot in die Suppe tunkte und genüsslich aß.
Ehe ich mich versah, hatte ich den Teller leer gegessen. Mit überraschten Augen sahen sie mich an. Ich hielt dem Hasenmädchen meinen leeren Teller entgegen und fragte schüchtern: "Dürfte ich bitte einen Nachschlag haben?" Sie lächelte erleichtert und antwortete: "Aber natürlich, Eure Heiligkeit. Ich..." Doch ich unterbrach sie freundlich: "Und bitte nennt mich nicht so. Das gilt übrigens für Euch beide." Sie sahen mich überrascht an, "Wie Ihr wünscht. Wie möchtet Ihr stattdessen angesprochen werden?"
Hatte ich in dieser Welt überhaupt einen Namen? Bisher wurde ich immer nur als Monster oder Bastard bezeichnet. Selbst mein Vater sprach mich nur mit "mein Sohn" an. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens antwortete ich: "Mein Name ist Hikaru, aber Ihr könnt mich einfach Haru nennen." Ich beschloss, meinen alten Namen beizubehalten, denn er gab mir ein Stück meiner Identität zurück.
"Ich bitte vielmals um Verzeihung, aber wir können Euch unmöglich mit dem Vornamen ansprechen, Euer Hochgeboren", sagte der Butler mit ernster Miene und senkte respektvoll den Blick. Seine Haltung verriet die jahrhundertealte Tradition und Hierarchie, die in diesem Herrenhaus herrschte. "Dann bitte ich nicht darum, sondern befehle ich es Euch. Ihr könnt mich sonst 'junger Herr' nennen, wenn der Anlass es verlangt", erwiderte ich bestimmt und versuchte dabei so streng und autoritär wie möglich zu wirken.
"Wir haben verstanden, Eure Hei... Herr Hikaru", antworteten sie unbeholfen und bemühten sich, meiner Anweisung Folge zu leisten. Der Butler und das Dienstmädchen sahen mich mit einer Mischung aus Respekt und Neugier an. Die Enge des Raumes verstärkte die Stille, während wir uns gegenseitig musterten. Ich verspürte den Drang, sie besser kennenzulernen, mehr über ihre Geschichten und Hintergründe zu erfahren.
"Nun, da wir uns etwas besser kennen, könntet Ihr mir vielleicht Eure Namen verraten?", fragte ich freundlich und zeigte Interesse an ihren Persönlichkeiten. Wolfram, der Butler, trat einen Schritt näher und antwortete mit einem leichten Lächeln: "Mein Name lautet Wolfram, und das Dienstmädchen hier ist Isabella. Ihr könnt uns ansprechen, wie es Euch beliebt, Herr Hikaru." Seine Stimme klang warm und vertraut. Daraufhin verließ Isabella den Raum mit der leeren Suppenschüssel.
Bereits im nächsten Moment kehrte Isabella mit einer neuen Schüssel dampfender Suppe zurück, die sie vorsichtig neben mir abstellte. Der verlockende Duft stieg mir in die Nase und weckte meinen Appetit. "Vielen Dank, Isabella", bedankte ich mich höflich und nahm die Schüssel mit beiden Händen entgegen. Während ich den ersten Löffel Suppe probierte, spürte ich die wohltuende Wärme und den Geschmack der sorgfältig ausgewählten Zutaten. Es war eine Mahlzeit, die nicht nur meinen Magen füllte, sondern auch meine Seele.
Während ich genussvoll aß, hörten wir plötzlich Unruhe im Flur. Ein Dienstmädchen mit Katzenohren und dunkelbraunem, fast schwarzem, Haar betrat den Raum, ihre Augen verrieten Besorgnis. "Verzeiht die Störung, aber der junge Prinz ist nicht aufzufinden", berichtete sie atemlos. Ein Schatten der Sorge fiel über das Gesicht von Wolfram, und er erschrak sichtlich. Er verbeugte sich kurz vor mir, bevor er eilig davonlief, um die Situation zu klären.
"Sollte irgendetwas sein, dann klingelt, und ich komme sofort zu Euren Diensten, Herr Hikaru", sagte Isabella mitfühlend und verabschiedete sich, bevor sie dem Butler folgte. Der Raum wurde wieder still, und ich war allein mit meinen Gedanken. Die Frage, ob ich beim Suchen helfen sollte, drängte sich mir auf. Der junge Prinz schien verschwunden zu sein. Doch bevor ich überhaupt aufstehen konnte, betrat der kleine Junge bereits den Raum. Sein Gesicht war von einem Mix aus Erleichterung und Aufregung geprägt, und er schaute sich eilig um, bevor er die Tür schnell hinter sich schloss.
Mit seinen großen runden Augen schaute der Junge mich an, sein Blick voller Neugier. "Hallo", sagte ich freundlich und mit einem sanften Lächeln. Die Augen des Jungen funkelten, als er sich mir vorsichtig näherte. Kurz vor dem Bett blieb er stehen und streckte mir zögerlich seine Hand entgegen. Ich nahm sie sanft in meine und spürte eine warme, unschuldige Berührung. "Vielen Dank!", sagte er mit einem Hauch von Aufregung in der Stimme. Als er etwas in meine Hand fallen ließ, öffnete ich sie und sah ein Schokoladenbonbon darin liegen. Es war das erste Geschenk, das ich in dieser Welt von jemandem bekommen hatte. Ich lächelte und strich dem Jungen über den Kopf. "Danke schön."
Ich nahm das Bonbon und biss vorsichtig hinein. Der Junge erschrak und seine Augen wurden groß. "Tut es noch sehr weh?", fragte er besorgt. Erst jetzt bemerkte ich, dass mir Tränen über die Wangen liefen. Ich lächelte und versuchte, die Tränen wegzuwischen. "Mir geht es gut", versicherte ich ihm mit Freude in der Stimme. Der Junge schaute mich skeptisch an, doch dann legte er seine Hand auf meine und sah mich ernst an. "Weinst du wegen meines Bruders? Ich weiß, dass viele sagen, dass er wie ein Dämon aussieht und gemein zu Menschen ist. Aber er ist kein Dämon. Er ist nett." Es war bemerkenswert, wie er für seinen Bruder eintrat und ihn verteidigte. Ich musste mir das Lachen verkneifen, denn seine Aussage war einfach zu niedlich.
"Keine Sorge, ich weine nicht wegen deinem Bruder", beruhigte ich ihn. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er schien erleichtert zu sein. "Ok, gut! Sollte er dich oder jemand anderes versuchen, dich zu ärgern, dann sag mir Bescheid." "Beschützt du mich dann vor ihnen?", sagte ich scherzhaft. Der Junge schaute mich strahlend an und nickte energisch. "Ich beschütze dich, Herr Engel." Ich war überrascht von seiner Aussage. Meinte er etwa mich damit? "Danke, aber ich bin kein Engel... ich bin einfach nur Haru".
"Haru? ... Mein Name ist Ryota", stellte er sich vor. Sein Name klang schön und passte zu ihm. "Es freut mich, dass es dir bereits wieder besser geht, Ryota", erwiderte ich aufrichtig. "Vielen Dank. Wenn es irgendetwas gibt, das ich für dich tun kann, dann sag mir Bescheid. Immerhin stehe ich tief in deiner Schuld", sagte er plötzlich mit einer Reife und Ernsthaftigkeit, die sein Alter übertraf. "Da gibt es tatsächlich etwas, das du für mich tun könntest", antwortete ich. Ryota schaute mich erwartungsvoll, aber auch angespannt an. "Du könntest mein Freund sein. Aber natürlich nur, wenn du das möchtest". Ein leichtes Zögern lag in der Luft, während er meine Worte verarbeitete. Dann erhellte sich sein Gesicht, und ein breites Lächeln erschien darauf. "Freund?", wiederholte er. "Ja, ich möchte dein Freund sein". Seine Zustimmung erwärmte mein Herz. Er kramte in seiner Hosentasche und holte weitere Schokoladenbonbons heraus. Mit freudigem Funkeln in den Augen setzte er sich neben mich auf das Bett, und wir genossen gemeinsam den süßen Geschmack der Bonbons.
[In den nächsten Tagen werde ich mehr Bilder hinzufügen und eine Charakter Übersichtseite erstellen]

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