Die Unruhe, die im Flur herrschte, hatte sich wie ein Schatten über das gesamte Anwesen ausgebreitet. Das Flüstern der Bediensteten und das leise Murmeln der Dienerinnen drangen gedämpft durch die schweren Holztüren zu mir, während ich mich um meinen jungen Freund kümmerte. Sein Gesicht war blass und von der Anstrengung gezeichnet, doch seine Augen strahlten Entschlossenheit aus.
"Wir sollten den anderen Bescheid geben, dass du dich bei mir befindest", sagte ich besorgt. Sein Blick verriet, dass er widerwillig zustimmte. "Ich möchte aber noch nicht zurück in meine Gemächer. Im Bett zu liegen ist so langweilig. Mir geht es doch schon wieder gut", entgegnete er entschlossen.
Obwohl ich seine Unruhe verstehen konnte, wusste ich um die Sorge der anderen und die ärztliche Anweisung zur Bettruhe. "Die anderen machen sich Sorgen um dich und auch mir wurde Bettruhe verordnet", erklärte ich behutsam. "Aber wir können den anderen Bescheid geben, dass du hier bei mir bist und es dir gut geht. Morgen könnten wir dann fragen, ob du mir das Anwesen zeigen kannst. Wenn du das möchtest?"
Ein bedrückter Ausdruck huschte über sein Gesicht, doch schließlich nickte er knapp und stimmte zu. "In Ordnung", antwortete er leise.
Ich läutete die Handglocke, und nach einigen Minuten betrat Isabella, das Zimmer. Sie schien gleichermaßen überrascht und erleichtert, mich und Ryota hier anzutreffen. "Ihr habt gerufen, Herr Hikaru... junger Prinz?!", stammelte sie, noch immer leicht verwirrt. "Das gesamte Anwesen sucht bereits nach euch. Ihr solltet doch im Bett bleiben", fügte sie besorgt und mitfühlend hinzu.
Ryota seufzte leicht genervt, doch er zeigte Verständnis. "Schon gut. Ich gehe ja schon zurück in mein Gemach", erklärte er und erhob sich langsam von seinem Platz. "Wir sehen uns dann morgen", verabschiedete er sich mit einem schüchternen Lächeln, bevor er das Zimmer verließ.
Nun war ich wieder allein in meinem Zimmer. Ich erhob mich und ging zum Balkon, der einen atemberaubenden Ausblick auf die schneebedeckte Landschaft bot. Ein kalter Windstoß strich sanft über meine Haut, als ich die Türen öffnete. Ich atmete tief die kühle, erfrischende Luft ein und betrachtete die zauberhafte Natur.
Ein Gefühl der Erleichterung erfüllte mich, während ich den kalten Wind auf meiner Haut genoss. Die Kälte war mir lieber als die drückende Hitze, die selbst den Kellerraum erhitzte. Ich schloss die Balkontüren und kehrte in mein Zimmer zurück.
Die Naturgeister hatten in meiner Abwesenheit das Feuer im Kamin entzündet, und ich kuschelte mich behaglich davor. Die Flammen knisterten und warfen ein warmes Licht. Ich betrachtete das Spiel der Flammen und ließ meine Gedanken schweifen.
In einem Moment der Erinnerung fiel mein Blick auf meine Reisetasche, die ich bisher unbeachtet in einer Ecke des Raumes abgestellt hatte. Neugierig holte ich sie hervor und begann, die wenigen Gegenstände auszupacken. Drei Bücher lagen darin, ihre Seiten spröde und ihre Tinte verblasst.
Ich betrachtete sie im warmen Schein des Kaminfeuers und beschloss, ihnen ein wenig Zuwendung zukommen zu lassen. Ich wandte meine Reinigungsmagie auf die Bücher an, und zu meiner Verblüffung verwandelten sie sich vor meinen Augen. Die einst heruntergekommenen Werke erstrahlten plötzlich wie neu.
Endlich konnte ich sie nun vollständig lesen, ohne mühsam nur ein paar Zeilen oder Wörter entziffern zu müssen. Vielleicht würden sie mir in meiner aktuellen Situation weiterhelfen. Ich nahm das erste Buch zur Hand, dessen Einband zuvor besonders mitgenommen aussah. Nun konnte ich den Titel endlich entziffern: "Verzauberte Elixiere: Die alchemistische Kunst der Heilung und Transformation".
Der Titel allein weckte meine Neugierde, und ich versank gebannt in das Buch. Es offenbarte jahrhundertealte alchemistische Praktiken und enthüllte das Wissen und die Weisheit, die hinter der Kunst der Heilmagie standen. Von der Herstellung mächtiger Heiltränke bis zur Erforschung der heilenden Eigenschaften natürlicher Zutaten bot das Buch eine Fülle an Informationen.
Begeistert begab ich mich zu meinem Schreibtisch und begann, Notizen zu machen, um das Gelernte festzuhalten. Die Zeit verflog unbemerkt, und als ich aufblickte, hatte sich die Nacht bereits über das Anwesen gelegt. Ich lächelte und küsste das Buch vor Freude. "Das ist es!", flüsterte ich leise. Wenn diese alchemistischen Praktiken funktionierten, könnte ich möglicherweise die Lösung für mein Problem gefunden haben.
Voller Vorfreude legte ich das Buch beiseite und begab mich ins Bett, die Gedanken an das kommende Abenteuer und die Erkenntnisse des Tages begleiteten mich in den Schlaf.
So gut hatte ich lange nicht mehr geschlafen. Das Gefühl von Ruhe und Erholung durchströmte meinen Körper und verlieh mir eine angenehme Gelassenheit. Gerade als ich meinen Blick aus dem Fenster schweifen ließ und die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf meinem Gesicht spürte, hörte ich ein sanftes Klopfen an meiner Tür. "Herein", rief ich und Isabella, trat mit einem Tablett in den Händen ein. Ihr strahlendes Lächeln verriet, dass auch sie gut gelaunt war.
"Guten Morgen, Herr Hikaru. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht", begrüßte sie mich mit warmer Stimme. Sie stellte das Tablett behutsam auf meinen Nachttisch und ich konnte den verlockenden Duft von frisch zubereitetem Haferbrei wahrnehmen, der mit einem Hauch von süßem Honig verfeinert war. "Vielen Dank, Isabella. Das sieht köstlich aus", erwiderte ich und meine Augen leuchteten vor Vorfreude.
Während ich genüsslich mein Frühstück zu mir nahm, erkundigte sich Isabella besorgt: "Es erfreut mich zu sehen, dass es Ihnen besser geht. Werden Sie uns heute beim Mittagessen mit Ihrer Anwesenheit beehren?" Ich war etwas verwirrt über die Frage, da fiel mir ein, dass ich gestern lediglich gefrühstückt hatte. Mit einem leichten Lächeln antwortete ich: "Natürlich, Isabella. Es wird mir eine Freude sein“.
Isabella schien meine Verwirrung zu bemerken und erklärte sich freundlich: "Ich hatte gestern an eure Tür geklopft, aber ihr habt nicht geantwortet. Daher nahm ich an, dass ihr euch ausgeruht habt." Mir wurde bewusst, wie tief ich in mein Buch versunken gewesen war und das Klopfen überhört hatte. Ich bedankte mich für ihre Nachsicht und versicherte ihr, dass es mir gut ging.
Während ich mein Frühstück genoss, gesellte sich das Katzenmädchen, das mir ebenfalls als Magd diente, zu uns. Mit einer ruhigen Eleganz bewegte sie sich durch den Raum und wartete geduldig, bis ich meine Mahlzeit beendet hatte.
Plötzlich sprach das Katzenmädchen mit ernster Miene: "Möchten Sie als nächstes ein Bad nehmen, Eure Heiligkeit?" Die Frage überraschte mich ein wenig, da ich mich normalerweise mit meiner Magie mühelos reinigen konnte. Doch der Gedanke an ein entspannendes Bad lockte mich, und so antwortete ich mit einem Lächeln: "Sehr gerne, das klingt wunderbar."
Mit einer beeindruckenden Effizienz bereiteten die beiden das Badezimmer vor. Als ich den Raum betrat, überwältigte mich ein Gefühl von rustikalem Charme und Behaglichkeit. Das warme Licht der Kerzen tauchte den Raum in ein sanftes Leuchten, während der Duft von duftenden Blumen und ätherischen Ölen meine Sinne betörte. Isabella und das Katzenmädchen standen neben der Badewanne und schauten mich erwartungsvoll an.
Für einen Moment verharrten wir schweigend, unsere Blicke trafen sich und es lag eine gewisse Spannung in der Luft. Dann brach das Katzenmädchen die Stille und fragte mit ernster Stimme: "Brauchen Sie Hilfe beim Entkleiden, Eure Heiligkeit?" Mein Herz begann schneller zu schlagen, und obwohl ich nicht auf Frauen stand, war Situation äußerst unbehaglich und peinlich für mich. In meinem früheren Leben ging es nie über das Küssen hinausgegangen, und nun stand ich hier, mit zwei Dienerinnen vor mir, die bereit waren, mir beim Waschen behilflich zu sein.
Ich sammelte meine Gedanken und antwortete mit einer unsicheren Stimme: "Nein, danke. Es ist in Ordnung, ihr könnt gehen." Erleichterung breitete sich in mir aus, als Isabella und das Katzenmädchen das Badezimmer verließen. Ich war froh über die Privatsphäre und den Moment der Ruhe, der sich nun vor mir ausbreitete. Das warme Wasser umhüllte meinen Körper und ließ all meine Sorgen und Bedenken davonfließen.
Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen, während das Wasser sanft meine Haut berührte. Der Duft von Lavendel und Rosen erfüllte die Luft und ich fühlte mich wie in einem kleinen Paradies der Entspannung. Die Anspannung der vergangenen Minuten löste sich auf und ich konnte endlich die wohlige Ruhe genießen.
Nachdem ich mein Bad genossen hatte, trocknete ich mich ab und hüllte mich in einen flauschigen Bademantel. Das Gefühl von Frische und Leichtigkeit durchströmte meinen Körper, als ich den Raum verließ und mich auf den Weg zurück in mein Zimmer machte. Die Freude über die bevorstehenden Abenteuer und Entdeckungen auf dem Anwesen erfüllte mich mit einer beinahe kindlichen Aufregung.
Als ich mich umziehen wollte, wurde mir bewusst, dass ich außer meiner weißen Priesterrobe keine andere Kleidung besaß. Es schien, als würde ich erneut dasselbe Outfit tragen müssen. Ich betrachtete mein Spiegelbild eingehend und konnte nicht umhin, ein gewisses Maß an Eitelkeit zu verspüren. "Ich muss zugeben, ich sehe wirklich gut aus", murmelte ich leise vor mich hin. Gerade als ich anfing vorm Spiegel zu posieren, unterbrach mich das Katzenmädchen, das plötzlich in der Tür erschien. Sie verkündete, dass Herzog Drakonov darauf wartete, mich zu treffen. Leicht errötend nickte ich. Wie lange hatte sie bereits dort gestanden und mich beobachtet, während ich in den Tiefen meines Spiegelbilds versunken war?
Wir begaben uns gemeinsam durch die langen, prachtvollen Flure des Schlosses. Während des Gangs fragte ich nach ihrem Namen, und sie teilte mir freundlich mit, dass sie Sophie heißt. Ich wies sie daraufhin an, mich ab sofort mit "Hikaru" anzusprechen.
Während wir weitergingen, konnte ich aus den leisen Gesprächen der Bediensteten heraushören, wie sie über mich sprachen. "Ob er uns wirklich helfen wird, bezweifle ich stark. Menschen sind doch alle gleich. Für sie sind wir nichts weiter als Tiere", vernahm ich die Stimmen, bevor sie im Hintergrund verklangen. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in mir aus, denn ich spürte die Vorurteile, die mir entgegengebracht wurden, obwohl ich noch nicht einmal die Chance hatte, mich zu beweisen.
Endlich erreichten wir eine majestätische Tür, vor der ein imposanter Ritter als Wache postiert war. Sophie klopfte an, und eine tiefe Stimme drang durch die Tür: "Herein". Mit leichtem Herzklopfen betraten wir den Raum, der sich vor uns erstreckte. Dort befand sich ein großer Tisch, an dem vier Personen Platz genommen hatten. Am Kopf des Tisches thronte Herzog Drakonov, und hinter ihm stand Wolfram. Sophie verbeugte sich stumm und verließ den Raum, sodass ich nun allein vor ihnen stand. Der Blick aller Anwesenden ruhte auf mir, und ich spürte ihre neugierigen Augen auf meinem Gesicht.
"Ihr habt nach mir verlangt, Eure Hoheit", sprach ich in respektvoller Haltung und neigte meinen Kopf leicht. Eine knappe Aufforderung ertönte: "Setz dich." Ich nahm meinen Platz ein und betrachtete die anderen Männer am Tisch. Neben mir saß ein Mann mit roten, langen Haaren und spitzen Ohren – eine Elfe. Er strahlte eine gewisse Stärke und Anmut aus.
Gegenüber von mir befand sich ein junger Mann mit silbernem Haar und gelben Augen, die an die einer Schlange erinnerten. Er durchbrach als Erster die angespannte Stille: "Ich bin Graf Aspheart, der Kammerherr des Herzogs".
Neben ihm saß ein älterer Mann mit einem leichten Bierbauch und einem grimmigen Gesichtsausdruck. Mit spöttischem Unterton bemerkte er: "Ich wusste gar nicht, dass Herzog Aurelius noch eine weitere Tochter hat."
Verwirrt und überrascht fragte ich mich, was er damit meinte. Ich klärte die Situation auf: "Verzeiht, aber ich bin ein Junge und mein Name ist Hikaru. Ihr habt wahrscheinlich noch nie etwas von mir gehört, da ich der uneheliche Sohn von Herzog Aurelius bin." Meine Worte waren ruhig und freundlich, aber sie lösten Entsetzen und Verwirrung bei den Anwesenden aus. Die vier Männer starrten mich fassungslos an, als ob sie mit dieser Offenbarung nicht gerechnet hätten.
"Haa!", lachte der ältere Mann schließlich auf. "Natürlich schickt er uns seinen Bastard!" Seine Worte klangen spöttisch. In einem bedrohlichen Moment zückte er sein Schwert und richtete es auf mich. Eine Welle der Angst durchfuhr meinen Körper. Doch dann blickte er zum Herzog hinüber, der ihn mit zornigen Augen fixierte, und in einem hastigen Zug steckte der ältere Mann sein Schwert zurück in die Scheide. "Verzeiht, Eure Hoheit", entschuldigte er sich gehetzt.
Der Herzog, erhob seine Stimme: "Ihr könnt alle gehen. Ich möchte allein mit ihm sprechen." Die anderen Männer verließen den Raum ohne weitere Worte und eilten hinaus. Plötzlich war es nur noch der Herzog und ich, die einander gegenübersaßen, und die Atmosphäre war von einer intensiven Spannung erfüllt.

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