Meine Heilkräfte konnten zwar den Kater beheben, aber sie halfen nicht bei meinem Blackout. Ich konzentrierte mich intensiv, während ich versuchte, mich an die Ereignisse der letzten Nacht zu erinnern. Ich erinnere mich daran, dem Herzog von meiner Familie und ihrem Plan erzählt zu haben, aber was geschah danach? Ich sollte mir wirklich das Trinken abgewöhnen, um solche Erinnerungslücken zu vermeiden.
Verwirrt schaue ich den jungen Mann an, der vor mir steht. Ich schätze, er ist ungefähr 20 Jahre alt. Sein dunkelblaues Haar fällt ihm wild ins Gesicht, und die markanten Wolfsohren, die sich leicht von seinen Haaren abheben, verleihen ihm einen mysteriösen Charme. Sein durchtrainierter Körper und seine aufrechte Haltung verraten, dass er ein hochqualifizierter Ritter sein muss. Er steht stramm da und betrachtet mich mit seinen kühlen Augen, die eine gewisse Entschlossenheit ausstrahlen. Sein Gesicht bleibt ausdruckslos, als wäre er ein Geheimnis, das nur darauf wartet, enthüllt zu werden.
"Entschuldige... aber wer bist du?", frage ich etwas verlegen, als ich versuche, den ersten Schritt zur Klärung dieser mysteriösen Begegnung zu machen.
Der junge Mann verzieht keine Miene und antwortet knapp: "Mein Name ist Raven. Herzog Drakonov hat mich gestern als deine Leibgarde zugeteilt."
"Leibgarde?", flüstere ich überrascht, während ich seine Worte verarbeite. Mein Blick gleitet erneut über seinen muskulösen Körper und seine kampferprobte Erscheinung. Es ist beeindruckend, wie selbstsicher und stark er trotz seines jungen Alters wirkt. Es scheint, als könnte er jeden Kampf mit Leichtigkeit meistern.
Ich stand auf und machte mich fertig. Es fühlte sich etwas ungewohnt an, dass mich jemand die ganze Zeit beobachtete. Plötzlich klopfte es an der Tür, und als ich sie öffnete, stand Isabella davor. Ihr freundliches Lächeln begrüßte mich. "Wie ich sehe, seid ihr bereits wach. Das Mittagessen wird gleich angerichtet. Werdet ihr es im Speisesaal einnehmen oder soll ich euch etwas bringen lassen?", fragte sie höflich.
"Ich werde es im Speisesaal zu mir nehmen", antwortete ich und versuchte, meine Nervosität zu verbergen. Es war mir bewusst, dass Raven bereits seit einiger Zeit da stand und mich beobachtete. Allein der Gedanke daran ließ einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen. Ich beschloss, mich dem Ganzen zu stellen und machte mich auf den Weg zum Speisesaal, eskortiert von Raven.
Als ich den Speisesaal erreichte, sah ich Ryota und den Herzog bereits am Tisch sitzen. Einige der Bediensteten erkannte ich von gestern, aber es gab auch neue Gesichter unter ihnen. Ich fragte mich, ob der Täter von gestern bereits gefasst worden war. Ryota musterte mich besorgt, und ich konnte sehen, dass er sich Sorgen gemacht hatte, als ich nicht zum Frühstück erschienen war. Ich lächelte ihn an und grüßte ihn mit den Worten "Guten Tag, Ryota". Dann wandte ich mich dem Herzog zu und begrüßte auch ihn höflich. Zu meiner Überraschung schaute er mich nicht mehr so bedrohlich und ernst an wie gestern. In seinen Augen konnte ich nun einen Funken Freundlichkeit erkennen, der mir ein Gefühl der Erleichterung gab.
Es wurde erneut eine Mahlzeit serviert, die reich an Fleisch war und dazu Brot gereicht wurde. Als ich nach dem Brot griff, bemerkte ich eine schimmlige Stelle am Boden. Dies blieb nicht unbemerkt, und eine Magd fiel vor mir auf die Knie. "Verzeiht, eure Hoheit! Ich weiß nicht, wie mir das entgehen konnte", sagte sie mit zitternder Stimme, als würde sie um ihr Leben flehen. Bevor der Herzog antworten konnte, half ich der Magd auf. "Es ist alles in Ordnung", sagte ich lächelnd zu ihr, während ich meine Magie einsetzte, um das Essen aufzufrischen. Anschließend biss ich vom Brot ab. "Mmmh... wie frisch aus dem Ofen", sagte ich genüsslich.
Plötzlich vernahm ich ein leises Lachen. Als ich mich zum Herzog umdrehte, bemerkte ich, wie er sein Grinsen unter seiner Hand verbarg. "Pass das nächste Mal besser auf", sagte er mit strenger Stimme zur Magd. Sie verneigte sich dankend. Ich hätte zu gerne sein Lächeln gesehen, das er offensichtlich verbarg.
"Nach dem Mittagessen wird Graf Aspheart sich mit euch treffen", sagte der Herzog ruhig. Der Name Aspheart ließ Erinnerungen in mir aufkommen. Ach ja, der mit den schlangen Augen. Aber warum wollte er sich mit mir treffen? Fragend blickte ich den Herzog an. Er bemerkte meine Verwirrtheit und erklärte: "Er wird dir alles Nötige für deinen Plan zur Verfügung stellen."
Ich nickte, obwohl ich im Moment gar nicht sicher war, welchen Plan er meinte. Ich beschloss, vorerst nichts anmerken zu lassen. Ich war sicher, dass sich meine Fragen beim Treffen mit Graf Aspheart klären würden. Um das Thema von mir abzulenken, wandte ich mich an Ryota und fragte: "Und was hast du heute so vor?" Es war eine bewusste Ablenkungstaktik, um meine eigenen Gedanken vorerst beiseitezuschieben.
"Ich habe gleich Schwerttraining", sagte Ryota stolz und straffte seine Schultern. Seine Augen funkelten vor Vorfreude. Der Gedanke, sein Können im Schwertkampf zu bewundern, weckte auch in mir den Wunsch, diese Kunst zu erlernen. "Vielleicht kann ich dich ja mal zu deinem Training begleiten", sagte ich neugierig und spürte, wie mein Herz schneller schlug. Ryota nickte mit einem begeisterten Lächeln auf den Lippen. Es war offensichtlich, dass er sich über meine Begleitung freute.
Nachdem wir das üppige Mahl beendet hatten, führte Isabella mich durch die majestätischen Flure des Schlosses. Jeder Schritt hallte in der Stille wider, während Raven wie ein Schatten hinter uns her schritt. Schließlich erreichten wir ein Büro, das von schlichter Eleganz geprägt war. Der Raum war von einem mächtigen Schreibtisch dominiert, der förmlich überquoll vor Papierstapeln und Dokumenten. Doch meine Aufmerksamkeit wurde von der imposanten Gestalt am Tisch gefangen genommen – Graf Aspheart.
Als er mich bemerkte, erhob sich der Graf höflich von seinem Platz. Müdigkeit spiegelte sich in seinen tiefen Augenringen wider, und doch wirkte er entschlossen und fokussiert. "Guten Tag, eure Heiligkeit", begrüßte er mich respektvoll. "Herzog Drakonov hat mich bereits über eure Anliegen informiert. Wenn es für euch in Ordnung ist, würde ich gerne direkt zur Sache kommen." Seine Worte verrieten eine gewisse Dringlichkeit, und ich nickte zustimmend, bereit, mich auf die bevorstehende Unterredung einzulassen.
Mit Graf Aspheart an meiner Seite verließen wir sein Büro und begaben uns auf einen stillen Gang, der von gedämpftem Licht erhellt wurde. Langsam näherten wir uns einem geheimnisvollen Raum, dessen Tür sich mit einem leisen Knarren öffnete.
Als ich den Raum betrat, überkam mich eine Mischung aus Neugier und Ehrfurcht. Es schien, als wäre die Zeit hier stehen geblieben, denn eine dicke Staubschicht bedeckte jedes Objekt. Die Atmosphäre erinnerte mich an ein vergessenes Alchemielabor, in dem einst große Geheimnisse gehütet wurden. Glasgefäße unterschiedlichster Größe und Form säumten die Regale, die mit seltsamen Substanzen gefüllt waren. Eine behagliche Wärme strömte von der kleinen Feuerstelle aus, die in der Mitte des Raumes knisterte.
Mein Blick schweifte über den Raum und blieb schließlich an den imposanten Fenstern hängen, die den Raum mit dem fahlen Licht des Tages erfüllten. Hinter den Scheiben entfaltete sich eine majestätische Winterlandschaft, bedeckt von einer dicken Schneedecke. Ich konnte den Anblick kaum fassen und fühlte, wie sich ein Hauch von Magie in der Luft zu regen schien. Es war ein Ort, der sowohl Rätsel als auch Verheißungen barg, und ich spürte, dass hier, in diesem geheimnisvollen Raum, meine Bestimmung auf mich wartete.
"Solltest du noch etwas benötigen, dann sag einfach Bescheid. Ich sehe dann, was ich tun kann", sagte Graf Aspheart zu mir, während er die Schlüssel für mein eigenes Arbeitszimmer übergab. Mit einem höflichen Nicken verabschiedete er sich. Es war ein Moment der Aufregung und Erwartung, als ich die Tür hinter ihm schloss und den Raum betrat, der fortan mein Rückzugsort sein würde.
Ich bat Isabella darum, meine Bücher und Papiere von meinem Schreibtisch zu bringen. Während sie eilig meinen Wunsch erfüllte, begann ich damit, den Raum gründlich zu reinigen. Jeder Handgriff wurde von einer inneren Vorfreude begleitet, denn ich konnte es kaum erwarten, endlich einen Heiltrank herzustellen. Als die Staubpartikel langsam aus der Luft verschwanden und der Raum in neuem Glanz erstrahlte, nahm ich einen Moment inne und betrachtete mein neues Refugium.
Doch plötzlich spürte ich einen Blick, der sich wie ein eisiger Bohrer in meinen Rücken zu graben schien. Ich drehte mich um und stand Sir Raven gegenüber, dessen kühle Augen mich fixierten. "Sir Raven, ihr könnt gerne gehen. Ich werde einige Zeit hier im Raum verbringen und glaube nicht, dass ich hier in Gefahr bin", sagte ich ruhig, während ich weiter damit beschäftigt war, meine Unterlagen zu sortieren.
Ein unbehagliches Schweigen folgte meinen Worten, bevor Raven schließlich mit kalter Stimme antwortete: "Herzog Drakonov hat mir befohlen, euch rund um die Uhr zu beschützen." Rund um die Uhr. Die Worte hallten in meinen Gedanken wider und ließen mich einen Moment innehalten. Ich war dankbar für den Schutz, den er mir bieten sollte, doch zugleich spürte ich eine leise Frustration angesichts der ständigen Überwachung.
Isabella trat in diesem Moment mit meinen Sachen ein und fragte höflich, ob ich noch etwas benötigte. Ich überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. In meinen Gedanken formte sich bereits ein Plan, und ich konnte es kaum erwarten, ihn in die Tat umzusetzen. Ich nahm Platz an meinem Schreibtisch und öffnete die Bücher und Notizen, die ich zuvor von Isabella erhalten hatte.
Um meine Kenntnisse über Kräuter, Pflanzen und die lokale Natur zu erweitern, wandte ich mich den Naturgeistern zu und bat um ihre Hilfe. Gleichzeitig bat ich Isabella, mir weitere Bücher zu bringen, die sich mit diesem Thema beschäftigten. Es war ein Moment der Vorfreude und Erwartung, denn ich wusste, dass der Schlüssel zu meinem Heiltrank in den Geheimnissen der Natur verborgen lag.
Für einen Heiltrank benötige ich lediglich vier Zutaten: Eibischwurzel, blaue Ringelblume, Wasser und Magie. Die Zubereitung erscheint mir auch recht simpel. Ich schrieb die benötigten Zutaten auf ein Stück Papier und wandte mich an Isabella, um herauszufinden, wo ich diese finden könnte.
"Eibischwurzel gibt es hier überall. Sie wächst sogar in unserem Garten. Die blaue Ringelblume ist ebenfalls weit verbreitet, allerdings findet man sie hauptsächlich in den umliegenden Wäldern. Überlasst das einfach mir", sagte Isabella gewissenhaft und fügte hinzu: "Ich werde die Zutaten nach dem Abendessen haben." Während Isabella sich darum kümmerte, machte ich mich bereits daran, alles für die Zubereitung vorzubereiten.
Kurze Zeit später kam Sophie vorbei, um mich darüber zu informieren, dass das Abendessen serviert wird. Gemeinsam begaben wir uns in den Essraum, wo Ryota bereits auf uns wartete. Er sah erschöpft aus, seine Hände waren wund von seinem Schwerttraining. Ich ließ sofort meine Heilkräfte wirken und heilte seine Verletzungen. Ryota schaute mich dankbar an und lächelte mir zu. Diesmal waren wir alleine, der Herzog schien zu beschäftigt zu sein, um am Abendessen teilzunehmen. In angenehmem Schweigen genossen wir die Mahlzeit und wünschten uns anschließend eine gute Nacht.
Ryota konnte seine Erschöpfung kaum verbergen, denn schon beim Essen fielen ihm die Augen zu. Ich verabschiedete mich von ihm und begab mich zurück in mein Arbeitszimmer. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich, dass Raven den ganzen Tag an meiner Seite war, ohne etwas zu essen. "Hast du keinen Hunger?", fragte ich ihn besorgt. "Mir geht es gut", erwiderte er knapp, ohne eine Miene zu verziehen. Seine stoische Art faszinierte mich und ließ mich über seine verborgenen Gefühle nachdenken.
Als ich den Raum betrat, traf ich auf Isabella, die bereits die Zutaten auf den Tisch gelegt hatte. "Benötigt ihr noch etwas, Herr Hikaru?", fragte sie erwartungsvoll. Mein Blick wanderte kurz zu Raven. "Könntest du ein paar belegte Brote oder andere Snacks zubereiten?", bat ich höflich. "Aber natürlich. Ich mache mich gleich daran", antwortete sie und begann sogleich mit den Vorbereitungen.
Auch ich konzentrierte mich sofort auf meine Arbeit, denn endlich hatte ich alle benötigten Zutaten beisammen. Zuerst reinigte ich sorgfältig die Kräuter, um sicherzustellen, dass sie frei von Schmutz und Verunreinigungen waren. Anschließend zerkleinerte ich die Kräuter in einem Mörser, um ihr volles Aroma freizusetzen. Währenddessen brachte ich das Wasser zum Kochen, und als es die richtige Temperatur erreicht hatte, fügte ich das Kräuterpulver hinzu. Die Mischung begann leise vor sich hin zu köcheln und verströmte einen angenehmen Duft.
Gerade als ich mich auf den nächsten Schritt vorbereitete, brachte Isabella eine Auswahl an belegten Broten und anderen Snacks in den Raum und stellte sie neben mich auf den Tisch. Ich schob den Teller mit einem freundlichen Lächeln zu Raven hinüber. "Du kannst dir ruhig etwas nehmen", lud ich ihn ein, während ich mich wieder meiner Arbeit widmete.
Nachdem ich die Mischung durch ein feines Sieb in einen sauberen Behälter abgeseiht hatte, fehlte nur noch die entscheidende Zutat: Magie. Dieser Teil war zweifellos der schwierigste. Ich nahm das Glas mit der Flüssigkeit in meine Hände, schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meine innere Energie. Ich spürte, wie das Mana in meinem Körper zirkulierte, und ließ es durch meine Finger in den Behälter fließen. Mit aller Kraft wirkte ich anschließend Heilmagie auf die Mischung ein. Das einst türkis schimmernde Elixier begann nun in einem glänzenden Blau zu erstrahlen. Hatte ich es geschafft? Um sicherzugehen, gab es nur einen Weg – ich musste den Trank selbst testen.
Während ich mich umschaute, bemerkte ich, dass der Teller mit den Broten bereits leer war. Neben Ravens Schwert fielen mir zwei Dolche auf, die er bei sich trug. "Sir Raven, könnte ich mir kurz ein eurer Dolch ausleihen?", fragte ich ihn höflich. Er zögerte einen Moment, zog dann jedoch einen Dolch heraus und reichte ihn mir. Ich nahm den Dolch und schnitt mir bewusst in die Handfläche. Ravens Gesicht zuckte für einen kurzen Augenblick zusammen, und auch Isabella erschrak leicht. Diesmal entschied ich mich bewusst gegen meine Heilmagie und goss stattdessen den Trank direkt auf die Wunde.
Innerhalb von Sekunden begann der Schnitt zu heilen und verschwand vollständig. In den Gesichtern von Raven und Isabella konnte ich einen Ausdruck der Faszination erkennen. Das Erfolgserlebnis gab mir einen Energieschub, und meine Müdigkeit und Erschöpfung schienen wie weggeblasen. Ich setzte mich entschlossen daran, noch mehr Tränke herzustellen, angetrieben von der Freude, anderen Menschen mit meiner Magie helfen zu können.

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