Die Sonne sank langsam hinter dem Horizont, während der Vorrat an Heiltränken bereits zur Neige ging. Viele Bewohner waren nun freundlich und schienen ihr anfängliches Misstrauen gegenüber mir vergessen zu haben. Doch es gab auch Skeptiker, die meine Anwesenheit hier nicht mit Freude begrüßten. Viele der Tiermenschen hatten schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Unter ihnen befanden sich jedoch auch Elfen und ich traf sogar auf einige Zwerge, die größtenteils in der Manamine beschäftigt sind.
Es ist eine bunte Mischung, die sich hier versammelt hat. Obwohl das Leben in dieser Gegend hart ist, war sie für sie zu einem Zuhause geworden. Die meisten von ihnen waren auf der Suche nach Zuflucht, da sie ihre alte Heimat durch Kriege, Monsterangriffe oder Plünderungen verloren hatten. Obwohl sie Tatsuya fürchteten, hatten sie auch großen Respekt vor ihm. Sein grimmiges Gesicht mochte einschüchternd wirken, aber sein Lächeln war umso bezaubernder.
Ich verabschiedete mich von den Bewohnern und die Ritter begannen damit, die leeren Kisten wieder auf die Kutsche zu verladen. Gerade als wir abreisen wollten, näherte sich uns ein Ritter. Er ritt schnell auf einem Pferd heran und keuchte: "Herzog Drakonov, Späher haben im Osten eine Horde Goblins gesichtet". Die Gesichter der Ritter und Tatsuyas wurden augenblicklich ernst. "Kiyoshi, du bleibst hier und informierst die Bewohner", sagte Tatsuya zu dem ehemaligen einhändigen Ritter. Dann wandte er sich an Raven. "Du bringst ihn sicher zurück zum Anwesen", sagte er knapp und schwang sich auf ein Pferd, gefolgt von den anderen Rittern. Sie ritten eilig davon. Isabella und Raven eskortierten mich zurück zur Kutsche und wir begannen schnell unsere Abreise. Raven blieb draußen beim Kutscher, um die Umgebung im Auge zu behalten, während Isabella mir gegenübersaß. Sie schien angespannt zu sein.
Goblins... Ich hatte bisher noch keine dieser Kreaturen in dieser Welt zu Gesicht bekommen und kannte sie lediglich aus Videospielen, in denen sie eher als Anfängermonster angesehen werden. Neugierig wandte ich mich an Isabella und fragte: "Sind Goblins wirklich so gefährlich?" Ein Ausdruck des Unglaubens erschien auf ihrem Gesicht. Sie konnte kaum fassen, dass es jemanden in dieser Welt gab, der nicht mit Goblins vertraut war. Nach einem kurzen Moment der Überraschung sammelte sie sich und erklärte: "Ein einzelner Goblin allein stellt für einen erfahrenen Ritter oder Abenteurer kein allzu großes Problem dar. Sie sind nicht besonders stark und ein einzelner Wolf wäre wahrscheinlich sogar gefährlicher. Dennoch sollte man sie keinesfalls unterschätzen. Goblins sind Monster mit einem gewissen Maß an Intelligenz und sie sind lernfähig. Daher haben sie gelernt, Waffen zu nutzen und sind mit einfachen Fallen und taktischen Manövern vertraut. Obwohl ihre Taktiken eher simpel sind, können sie dennoch großen Schaden anrichten... insbesondere, wenn sie in großer Zahl angreifen. Es gibt Berichte, dass ganze Dörfer durch ihre Angriffe vernichtet wurden", erklärte sie mit besorgtem Blick. "Zudem neigen sie dazu, sich mit anderen Monstern zu verbünden, um ihre Angriffskraft zu verstärken", fügte sie hinzu und unterstrich damit die Gefahr, die von diesen Kreaturen ausging.
Gerade als wir feststellen mussten, dass unsere Vorräte an Heiltränken erschöpft waren, wünschte ich mir, ich hätte mehr hergestellt, um sie den Rittern mit auf das Schlachtfeld geben zu können. Während wir den Rückweg zum Anwesen antraten, sahen wir in der Dunkelheit ein rötliches Licht aufleuchten, das den Himmel in flackerndes Leuchten tauchte. Die Sonne war bereits fast vollständig untergegangen, und der düstere Schimmer der Nacht legte sich über das Land. Trotz der dringenden Situation erreichten wir das Anwesen ohne weitere Zwischenfälle.
Es herrschte eifriger Betrieb, während die Angestellten das Anwesen sicherten und die Ritter ihre Waffen vorbereiteten, um dem Feind entgegenzutreten. Raven und Isabella begleiteten mich ins Innere des Anwesens, wo bereits Ryota auf meine Ankunft wartete. Er atmete erleichtert auf, als er mich sah, und seine Augen zeugten von der Anspannung, die in der Luft lag. Nun blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, während die Soldaten ihr Bestes taten, um die Gefahr abzuwenden.
"In welchen Bereich werden die Verletzten gebracht?" fragte ich Isabella und Raven, um die Situation besser zu verstehen. Isabella antwortete prompt: "Die Verletzten werden zunächst vor Ort notversorgt und dann in die Klinik gebracht". Meine Neugier wurde geweckt und ich fragte nach: "Klinik?". Isabella erklärte geduldig: "Die Klinik ist ein Raum neben der Trainingshalle, der bei Angriffen als temporäre Notunterkunft dient. Dort kümmert sich Dr. Weber gemeinsam mit den Angestellten um die Verletzten und versorgt sie medizinisch". Ihre Worte verdeutlichten den Ernst der Lage und die Notwendigkeit einer organisierten medizinischen Versorgung inmitten des Kampfgeschehens.
Dr. Weber? Isabella sah meinen fragenden Blick und erklärte: "Ihr habt Dr. Weber bereits kennengelernt. Er war der Arzt, der euch nach Ryotas Heilung untersucht hat". Ah, der alte Mann, der mich an eine Ziege erinnerte. "Ich möchte ebenfalls helfen. Bitte bringt mich auch zur Klinik", sagte ich aufrichtig. Isabella und Raven tauschten einen Blick aus. Schließlich nickte Raven zustimmend. "Wie ihr wünscht", seufzte Isabella. Ryota schloss sich unserer Entscheidung an. Ich bemerkte jedoch Isabellas besorgtes Gesicht und wandte mich an Ryota. "Aber wer wird dann hier bleiben, um die Stellung zu halten? Jemand muss hier sein, um das Anwesen und die Angestellten zu beschützen", sagte ich zu ihm. Er zögerte einen Moment, dann antwortete er: "In Ordnung, ich werde hier bleiben, aber seid vorsichtig". Seine Worte klangen ernst und reif.
Wir begaben uns auf den Weg zur Klinik, während im Hintergrund die Geräusche des Kampfes durch die Mauern des Anwesens drangen. Monster schrien, Männer brüllten und das Klirren von Metall war zu hören. Als wir den Raum betraten, sah ich den Doktor und einige Angestellte dabei, provisorische Betten vorzubereiten. Wasser wurde zum Kochen gebracht, und Lappen und Verbände lagen bereit. Der Raum war alles andere als steril, daher beschloss ich, ihn mit meiner Magie zu reinigen. Während wir auf die Ankunft der Verletzten warteten, bereiteten wir uns darauf vor, sie zu empfangen. Einige Stunden vergingen und draußen wurde es allmählich ruhiger, bis nur noch das Galoppieren der Pferde zu hören war, dass immer lauter wurde. Schließlich stürmten die Ritter in den Raum. Einige von ihnen waren blutüberströmt, während andere hineingetragen wurden.
Hektik brach aus, und ich ertappte mich dabei, wie ich die
verletzten Ritter nach Tatsuya absuchte. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Ich
musste mich auf meine Aufgabe konzentrieren. Es gab viele schwer verletzte
Kämpfer. Zuerst zögerte ich, da ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte oder
wem ich zuerst helfen sollte. Doch es kamen immer mehr Verletzte hinzu. Die
Luft wurde vom Geruch des Blutes erfüllt. Ich konnte mir nur vorstellen, welche
erbitterte Schlacht sich draußen abgespielt haben musste, und ich war
schockiert, dass all diese Verletzungen durch die Goblins verursacht worden
sein sollten.
"Jinzo, wo ist Felix?", rief ein aufgeregtes Dienstmädchen zu einem
der verletzten Ritter. "Er kämpft noch mit dem Herzog und den anderen
gegen eine Schneebestie", antwortete er ihr. Das Dienstmädchen erschrak
bei seiner Antwort und Tränen stiegen ihr in die Augen.
"Schneebestie?", murmelte ich leise vor mich hin. Was für ein Monster
war das? Isabella hörte mein Flüstern und erklärte: "Eine Schneebestie ist
eine riesige Kreatur. Ihr Körper ist mit weißem Fell bedeckt und sie haben
riesige Reißzähne. Zudem beherrschen sie meistens Eismagie. Sie sind sehr
schnell und stark... normalerweise leben sie als Einsiedler hoch oben in den
Bergen in Höhlen". Also waren es nicht nur Goblins, die die Angriffe
verübten. Kaum hatte Isabella ihre Erklärung beendet, trafen weitere Verletzte
ein. Ich kam mit dem Heilen kaum hinterher.
"Felix?!" Das Dienstmädchen schrie aufgebracht. Sie stürmte zu einem der Ritter, der hereingetragen wurde. Er blutete stark und war bewusstlos. Ich wollte zu ihm gehen, aber es kamen immer mehr schwer verletzte Kämpfer herein. Einigen fehlten Gliedmaßen, Eingeweide waren sichtbar und Knochen ragten heraus. Der Anblick ließ meinen Magen sich umdrehen, und ich musste schwer schlucken, um nicht zu erbrechen. "Es tut mir leid, aber wir können nichts mehr für ihn tun", hörte ich jemanden in der Menge sagen. Ich stand mitten im Chaos und begann zu verzweifeln. Es würde zu lange dauern, jeden einzelnen zu heilen. Ich musste etwas tun. Die einzige Lösung, die mir in diesem Moment einfiel, war, sie alle gleichzeitig zu heilen, aber wie sollte ich das schaffen? Bisher hatte ich immer nur eine Person auf einmal geheilt.
Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust, als mir bewusst wurde, dass ich schnell handeln musste, um das Leben der Verletzten zu retten. Ich schloss meine Augen und tauchte tief in mein Inneres ein, konzentrierte mich auf die strömende Energie meines Mana. Anstatt es auf eine einzelne Person zu lenken, wie ich es zuvor getan hatte, versuchte ich, es auf den gesamten Raum zu bündeln, jeden Winkel mit meiner heilenden Magie zu durchdringen. Ich öffnete meine Augen und die Umgebung wurde von einem blendenden, warmen Licht erfüllt. Der Raum wurde erfüllt von einem sanften Glühen, das die Dunkelheit durchbrach.
Als mein Blick sich klärte, fiel mein Blick auf Tatsuya, der gerade den Raum betreten hatte. Ein Schauer durchlief meinen Körper und ich spürte, wie noch mehr Magie durch meine Adern floss. Die Wunden der Verletzten begannen sich zu schließen, während ihre Körper von einer revitalisierenden Kraft durchdrungen wurden. Ich konnte ein erleichtertes Aufatmen in der Luft spüren. Doch dann bemerkte ich, dass etwas Warmes meine Wange hinunterlief. Verwirrt berührte ich mein Gesicht und starrte auf meine blutverschmierte Hand. Es waren keine Freudentränen.
Bevor ich reagieren konnte, trat Tatsuya mit entschlossenem Blick auf mich zu. Seine Hände griffen nach meinen Armen und hielten mich fest. "Es reicht! Hör auf!", drang seine Stimme ernst und bestimmend in mein Bewusstsein. Ein Husten unterbrach meine Worte, und ich spürte den metallischen Geschmack des Blutes in meinem Mund. Das Bewusstsein darüber, dass ich meine Grenzen überschritten hatte, durchzog meinen Körper. Ein Moment des Schreckens ergriff mich, als ich realisierte, dass meine übermäßige Nutzung von Mana meinen eigenen Körper schädigte.
Das Licht begann langsam zu verblassen, und ich registrierte, dass die Verletzten noch nicht vollständig geheilt waren. Ich wandte den Blick zu ihnen, ihre Schmerzen und Verletzungen weiterhin sichtbar. Doch bevor ich etwas unternehmen konnte, holte Tatsuya mit seiner rechten Hand aus und ich spürte einen heftigen Schlag an meinem Hinterkopf. Die Welt um mich herum verschwamm und ich verlor das Bewusstsein.
Als ich langsam wieder zu mir kam, fand ich mich in meinem Bett wieder, umgeben von einer ruhigen Atmosphäre. Neben mir saß Isabella mit einem besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ein Gefühl der Verwirrung überkam mich, als ich mich an die Ereignisse zu erinnern versuchte. "Was ist passiert?", fragte ich sie mit leiser Stimme. Sie zögerte einen Moment, bevor sie antwortete: "Ihr seid gestern ohnmächtig geworden, weil ihr zu viel Mana verbraucht habt. Eure Kräfte haben euch überwältigt." Ihre Worte hallten in meinem Kopf wider und die Bedeutung dahinter drang endlich zu mir durch. Ein Gefühl der Bestürzung durchzog meinen Körper.
Isabella hielt meine Hand fest und fuhr fort: "Ihr müsst vorsichtiger sein. Das Verbrauchen des gesamten Manas kann tödlich sein". Ihre Stimme klang besorgt, als sie mich eindringlich ansah. Die Konsequenzen meiner Handlungen wurden mir in diesem Moment klar, und ich spürte die Schwere der Verantwortung auf meinen Schultern. "Ich werde ab jetzt vorsichtiger sein, versprochen", antwortete ich, meine Entschlossenheit hervorbringend.
Isabella erhob sich von meinem Bett und sagte: "Ich werde den Herzog darüber informieren, dass ihr erwacht seid". Sie verließ das Zimmer und ließ mich allein mit meinen Gedanken zurück. Ich blickte zu Raven, der am Rand des Bettes stand. Unsere Blicke trafen sich, und ich konnte die Erleichterung in seinen Augen sehen. "Wie geht es den Verletzten?", fragte ich mit besorgter Stimme. Raven zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete: "Dank euch geht es allen gut. Eure Magie hat ihnen geholfen, zu überleben". Eine Welle der Erleichterung durchströmte meinen Körper, und ich ließ mich erschöpft auf das Kissen zurückfallen. Die Gewissheit, dass ich zumindest etwas Gutes bewirkt hatte, tröstete mich in diesem Moment der Erschöpfung.

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