"Also?", setzte Antonio scharf hinterher. Seine schönen grünen Augen schienen mir alle Kraft aus den Beinen zu stehlen und ich taumelte rückwerts auf das Bett.
Antonio stellte sich breitbeinig vor mir auf, um den Ausgang zu versperren.
Ich holte tief Luft und begann meine Geschichte mit dem Tag, an dem mich meine Halbschwester fand.
Ihre Mutter, eine Dame des englischen Adels mit einem recht ansehnlichen Platz in der Thronfolge des englischen Königshauses, war kurz zuvor gestorben und Tamia hatte unter ihren Habseeligkeiten ein altes Tagebuch gefunden, indem sie endlich Hinweise auf ihren Vater bekam. Doch statt zu einem französischen Adligen, wie es bis dahin immer gemunkelt wurde, führte die Spur in ein kleines Dorf an der Küste Englands, wo die Dame unter falschem Namen einige Monate lang eine Gesundungskur genossen hatte.
Sie verliebte sich unsterblich in einen einfachen Mann dieses Dorfes, der aufgrund seines Standes nicht einmal mit ihr hätte sprechen dürfen. Das Einzige, was sie von dieser Liebschaft zurück behielt, war eine Tochter von welcher der Mann nichts wusste. Nach der Kur ließ sie ihm voll Trauer ausrichten, seine Geliebte sei an ihrer Krankheit gestorben und die Beiden sahen sich nie wieder.
Dieser Mann war mein Vater, ein Schlosser, genau wie ich nach ihm und als Tamia mich fand war mein alter Herr schon zwei Jahre tot.
"Ich bin noch immer schockiert, wie die Königsfamilie reagierte, als sie von diesen Familienverhältnissen Wind bekam", erzählte ich Antonio mit zitternder Stimme.
"Man begann die Geburt von Tamia zu leugnen und erzählte auf einmal, die Dame hätte das Kind nach der Kur plötzlich dabei gehabt. Nach kürzester Zeit behauptete man gar, das Kind sei von meinem Vater und meiner Mutter, Gott hab sie seelig, und Tamia sei als Erbschleicherin in die Familie eingeschleust worden, indem die adlige Dame mit dem Tode bedroht wurde! Und das alles nur, damit die Thronfolge für die ehelichen Kinder anderer Familien eine Ziffer weiter vorrücken kann!", empörte ich mich.
Antonio kniff konzentriert die Lippen zusammen, während er mir zuhörte.
"Tamia wurde von oberster Instanz in den Kerker geworfen und ich habe drei Schlösser geknackt um sie zu befreien. Daraufhin wurden wir von der ganzen Königlichen Armee mit einem beachtlichen Kopfgeld gesucht. Wo wir uns auch versteckten, unsere Spuren sickerten immer zu ihnen hindurch und letztendlich wurden wir aufgespürt und zur öffentlichen Hinrichtung geführt."
Fieberhaft dachte ich nach, mit welchen Worten ich meine Erzählung beenden sollte.
"Auf dem Podest vor dem Henker und dem Scharfrichter flehte ich um unsere, vielmehr Tamias Freiheit, indem ich versprach unser Kopfgeld persönlich auszuzahlen. Deswegen bin ich hier… um das Gold als Pirat zu verdienen… wenn man bei Piraten von verdienen sprechen darf…"
Ich keuchte, als Antonio mich harsch am Arm packte und von seinem Bett hochzog.
"Das Brandmark", verlangte er.
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