Liebes Tagebuch,
Er ist hier.
Meine Hände zittern, ich wünschte es wäre die Kälte in meiner Wohnung. Hinter mir klirren die Gläser in dem Regal, das Klopfen ist ohrenbetäubend und der Gestank nach verwesendem Fleisch scheint sich in meine Nase zu brennen.
Ich wage mich nicht, die Hand nach ihm auszustrecken oder ihn anzusprechen. Er steht einfach nur da, sein Blick in die Leere gerichtet.
Mein Herz rast. Mein Verstand kann nicht fassen, nicht begreifen, dass er hier ist. Meine Fingerspitzen sind unzählige Male über die blanke Leinwand gestrichen, als wäre es realer wenn ich die raue Oberfläche berühre.
Bin ich verrückt geworden? Eine Halluzination aufgrund von Schlafmangel und Stress? Gaukelt mir mein Hirn diesen Geist vor, weil ich ihn zu sehr mit dem Porträt gequält habe?
Ich weiß nicht, wie ich meine Gefühle in Worte fassen soll... Wie schreibt man über das Unbegreifliche, über das, was nicht wahr sein kann?
Alles, was ich weiß ist, dass er da ist, zumindest für mich. Etwas stimmt nicht, vielleicht schlafe ich noch, vielleicht habe ich vergessen, dass ich gestern die restliche Weinflasche getrunken habe.
Ich kann nicht denken, dieser Krach, dieser Gestank ... Ich muss hier raus!
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