Liebes Tagebuch,
hier mein Nachtrag:
Nachdem ich meinem Nachbarn geschildert habe, was mir in den letzten Tagen seit dem Kauf des Porträts geschehen ist, verstummte er.
Minutenlang lehnte er sich in den Stuhl zurück und verzog machte eine nachdenkliche Miene, hin und wieder wanderte sein Blick zu meinem Geist, den ich ab jetzt bei seinem Namen Hyazinth nennen werde.
Hyazinth war nicht von meiner Seite gewichen. Ich fragte mich immer noch, wie es möglich war, dass er neben mir und doch auf der Leinwand war. Als hätte mein Nachbar meine Frage erraten erwachte er aus seiner Überlegung und beantwortete sie: "Es ist eine Illusion, etwas von dem wir annehmen das es Hyazinth über die Jahrzehnte erlernt hat. Er kann auch dafür sorgen das es kalt wird oder Luft wirbeln. Was nicht heißt das er dafür verantwortlich ist was in ihrer Wohnung geschieht. " setzte er an als hätte ich den Geist je beschuldigt.
"Das habe ich auch nicht gemeint." ich fühlte mich langsam wie ein trotziges Kind.
"Er mag sie daher halte ich es für beinahe ausgeschlossen, dass er für die Phänomene in ihrer Wohnung verantwortlich ist."
"Nochmal ich habe nicht gesagt das Hyazinth der Urheber ist." es war das erste Mal, das ich seinen Namen aussprach, es fühlte sich merkwürdig vertraut an. Ich blickte unsicher zu dem Geist, der mich anlächelte. Mein Herz stolperte. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Verliebt in ein Gespenst.
"Wäre es möglich das ich mich in ihrer Wohnung umsehe? Vielleicht gibt es eine ganz natürliche Ursache für all das." Ich zögerte das Angebot meines Nachbarn anzunehmen. In mir lauerte die Angst das alles doch nur in meinem Kopf war. Schließlich hatte mich schon der Handwerker für verrückt erklärt. Was sollte sich geändert haben?
Allerdings konnte der Mann mir gegenüber auch den Geist sehen. Vielleicht war da etwas in meiner Wohnung das zwar da war aber nicht für jeden. Zögerlich nickte ich. Wenn alles schief ging, konnte ich immer noch umziehen. Ich würde weder meinen Nachbarn wiedersehen müssen noch je in diese Wohnung zurückkehren.
Plötzlich fiel mir etwas ein. Was war mit dem Porträt? Würde er es zurückverlangen? Laut ihm gehörte es ja seiner Familie und war gestohlen worden. Ich wäre also verpflichtet es ihm zu geben. Vorausgesetzt ich glaubte, was er mir erzählte. Was wenn alles, was er mir geschildert hatte, nicht weiter war als eine dicke fette Lüge, um an das Bild zu kommen?
Auf der anderen Seite machte die Geschichte, von der er berichtet hatte, mehr Sinn als hundert Ehefrauen.
"Die Burg wie ist sie wirklich abgebrannt?" Den Teil hatte er ausgelassen und so wie er nun unbehaglich schaute, schien ich eine Wunde getroffen zu haben.
"Sie wurde angezündet von den Untertan." Als würde er einen Ausweg suchen sah er zu Hyazinth, der den Kopf hängen ließ. Irgendwas ließen die Beiden aus, um so mehr wollte ich wissen, was es war.
"Warum?" nach einem lang gezogenen Seufzen musterte er mich, bevor er sprach:
"Es macht eigentlich keinen Sinn mehr es zu verheimlichen. Nun nach dem Hyazinth vom Pferd fiel lebte er noch einige Stunden. Die Geschichte mit dem Genickbruch ist die kurze Variante. Mein Urahn der Burgherr, rief natürlich nach einem Arzt als seine Ehefrau verletzt und besinnungslos dalag. Ihnen wird klar sein das dem Arzt natürlich auffiel welches Spiel der Burgherr getrieben hatte. Mein Urahn war viel zu besorgt, um an die Folgen zu denken als er den Arzt gehen ließ. Es kam, wie es zu der Zeit kommen musste. Der Arzt rannte zu einem Geistlichen und dieser mobilisierte die Gemeinde, um den vermeintlichen Teufel aus der Burg zu treiben. Sie zündeten die Burg an. Nichts war zu retten die tollen Untertanen hatten Alkohol als Beschleuniger genutzt. Es war reines Glück, das mein Urahn mit den Kindern zur gleichen Zeit nicht in der Burg war.
Ich muss wahrscheinlich nicht erwähnen das mein Urahn, den Landstrich für immer hinter sich gelassen hat. Erst seine Kinder haben dann wieder begonnen sich hier um die Belange zu kümmern und versucht ihr Eigentum zurückzufordern." Betroffen sah er in seine leere Tasse.
"Moment heißt, das das Hyazinth bei lebendigem Leib in dieser Burg verbrannt ist?!" Mir wurde übel bei dem Gedanken. Die Vorstellung hilflos dazuliegen während die Flammen nach einem Griff.
"Wir wissen es nicht. Mein Urahn hat den Rest seiner Tage damit verbracht sich die Schuld zu geben und die Gebeine seines Geliebten zu finden, um ihn bestatten zu können ohne Glück. " er schluckte schwer. Ich sah zu Hyazinth der mich aufmunternd ansah. Wie konnte er? Ich wagte nicht die Frage zu stellen, wie grausam wäre es gewesen ihn zu fragen, ob er bei lebendigem Leibe verbrannt ist.
"Er kann sich nicht erinnern. Glauben sie mir sie sind nicht die Erste, die in die Verlegenheit gekommen ist, sich das zu Fragen." Mein Nachbar lächelte schief. Mir brach das Herz für Hyazinth. Ich wollte ihn plötzlich um so dringender in Sicherheit wissen. Ich wollte nach Hause und in Ruhe über all das Nachdenken, was ich so eben gehört hatte. Da waren noch so viele lose Enden für mich.
Es war mir wohl anzusehen, dass ich eine Pause brauchte mein Nachbar erbot sich zu bezahlen und wir verabredeten uns für den folgenden Tag damit er sich in meiner Wohnung umsehen konnte, ob er die Ursache für die Phänomene fand.
Während ich dies hier schreibe, bin ich unendlich erschöpft. Mir fallen beinahe trotz des Gestanks und der Kälte die Augen zu. Hyazinth sitzt am Kopf meines Betts und sieht mich nachdenklich an. Ich wüsste gerne, was seine Gedanken sind.
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