In seinen Träumen nahm er sie direkt im Sand der Arena. Wenn er sie unterworfen hatte, riss er ihr die Rüstung vom Leib, unter der sie sich nackt wand, und drückte sie mit seinem Körper in den nachgiebigen Boden.
In seinen Träumen drängte sie sich an ihn. Drückte den Rücken durch, um ihm ihre Brüste anzubieten. Öffnete bereitwillig ihre Beine für ihn.
In seinen Träumen stöhnte sie lustvoll, sobald er sich in ihr versenkte. Nahm ihn tief in sich auf, stieß ihre Hüften ihm entgegen.
In seinen Träumen sah sie ihn an, als sei er das einzig Wichtige für sie.
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Keuchend wachte N‘Arahn auf. Sein Bett war zerwühlt; er hatte sehr unruhig geschlafen. Diese Träume verwirrten ihn, raubten ihm Kraft und erfüllten ihn doch mit Energie und Intensität. Seit er Veidja im Sonnenlicht gehalten hatte, hatten sie begonnen. Sie lösten zwiespältige Empfindungen aus, Gefühle, die er sich nicht erklären konnte. Die unwillkommen waren.
Hast du diesen Teil nicht hinter dir gelassen? Sex als Werkzeug, wenn es denn sein muss, ja. Aber Begehren?
Das letzte Mal, dass er zugelassen hatte, jemanden zu begehren, war schlecht für ihn ausgegangen. Danach hatte er sich solche Gefühle selbst verwehrt, was ihm nicht schwergefallen war. All sein Wollen, all seine Energie war in den Kampf geflossen. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen er seinen Körper anders benutzte, hatte er seine Sinne vollständig kontrolliert. Nur ein Werkzeug, nur eine Währung. Keine Leidenschaft.
Und nun diese Träume. Mach sie wahr. Unterwerfe den Engel. N‘Arahn schnaubte. Nein. Er wollte den Engel dazu bringen zu fallen. Ging er zu grob vor, brach er sie vielleicht. Dann wäre sie vollkommen nutzlos und sein Plan nur Asche und Staub. Na und? Was kümmert es dich? Niemand kennt deinen Plan. Sie gehört dir, benutze sie, wie du willst. Erfülle deinen Traum. Der Traum… War es das, was er wollte?
Genug! Es war der falsche Zeitpunkt.
Der Höllenfürst wischte sich mit einer Hand über die Augen, als könne er diesen seltsamen Aufruhr in seinem Inneren damit vertreiben. Er konnte heute wirklich keine Verwirrung gebrauchen.
Tazeel als einen Gast unter vielen zu haben, war aufreibend genug. Doch wenn der Verführer seine ganze Aufmerksamkeit auf eine Person richten konnte… N‘Arahn seufzte.
Sein Körper vibrierte noch von der Intensität der Bilder, die seinen Schlaf so wenig erholsam machten.
Dieser Engel brachte mehr Probleme als Nutzen.
Der Höllenfürst schüttelte das Laken ab. Seine privaten Räumlichkeiten hatten eine angenehme Größe, nicht allzu weitläufig, aber sicher nicht beengt. Er hatte alles, was er benötigte, nicht mehr und nicht weniger. Sein Blick schweifte über die vertrauten Gegenstände: Ein wuchtiger Schrank, daneben der Rüstungsständer. Auf der anderen Seite des Bettes ein Regal mit seiner persönlichen Bibliothek mit dem dazugehörigen, langsam etwas abgewetzten Sessel für bequemere Zeiten. Die Kristalle im Regal reflektierten mal matt, mal blitzend das Licht der Lavarinnsale, die auch für eine angenehme Temperatur sorgten. Zwei Türen führten aus seinem Schlaf- und Wohnraum.
Es hatte etwas Beruhigendes, dass sich hier nichts geändert hatte. Ansonsten war es das wohl gewesen mit der Langeweile, die er vor kurzem noch verflucht hatte. N‘Arahn lachte leise in sich hinein.
Welcher Anblick wohl für sie der gewohnte war?
Reiß dich zusammen.
N‘Arahn stand auf und streckte sich. Mit wenigen Schritten hatte er die Tür zu seinem Bad erreicht, wo ihn schon ein Becken mit wohltemperiertem Wasser erwartete. Er glitt hinein, genoss das Umflossenwerden, das sanfte Streicheln auf seiner Haut.
Wenn er die Augen schloss, konnte er fast glauben, dass er Gesellschaft hatte. Dass jemand mit leichten Fingern über seinen Rücken strich, seinen Bauch entlangfuhr…
Was war nur heute los mit ihm?
Auf einen Schlag zog er die Wärme aus dem Wasser, dass es ihn vor Kälte biss. Der Schock war gut, klärend. Trotzdem zog er scharf die Luft ein, musste dann über sich selbst lachen. Er tauchte unter, rieb sich Haut und Haare kräftig ab, kam dann mit einem Ruck wieder hoch. Besser.
Er brauchte heute seine Konzentration. Tazeel wollte den Engel kämpfen sehen und selbst Einfluss auf die Kämpfe nehmen können, im kleinen Rahmen. Der Verführer bezahlte auch einen guten Preis dafür, dass er dieses Vergnügen als Erster genießen konnte. N‘Arahn hatte es nicht ausschlagen können. Die angebotenen Bedingungen waren zu gut gewesen, im Grunde verdächtig gut. Aber der Engel hatte ihm bisher vorrangig Kosten verursacht, langsam musste er Nutzen herausschlagen. Das Fest war in dieser Hinsicht ein Anfang gewesen, doch die Privatvorstellungen waren sein eigentliches Ziel. Dann eben Tazeel als erster Kunde. N‘Arahn knurrte vor Abscheu.
Das ungute Gefühl, dass heute irgendetwas schiefgehen würde, ließ den Herrn der Festung nicht los. Nicht beim Ankleiden, nicht bei den Vorbereitungen für den Empfang.
Tazeel hatte die niederen Dämonen, die für ihn in der Arena kämpfen sollten, vorgeschickt, damit sie überprüft werden konnten. Immerhin hielt er sich an den Vertrag. Gorf war beim Inspizieren nichts aufgefallen, das den Regeln widersprach. Keine versteckten Waffen, keine stärkeren Dämonen als angekündigt.
Es machte N‘Arahn nur noch misstrauischer.
Als der Verführer eintraf, schien er bester Laune. Sein bodenlanger Rock in verschiedenen Orangetönen stand in augenbeißendem Kontrast zu seiner grünen Haut, doch er ließ ihn bei jedem Schritt hin und her schwingen, als wolle er besondere Aufmerksamkeit auf dieses Kleidungsstück lenken.
Tänzelnd ließ er sich zur Aussichtsplattform der Arena führen, während er versuchte, N‘Arahn in ein Gespräch zu verwickeln. Dabei gestikulierte er ausgreifend, wirbelte seine seltsam langen Finger durch die Luft, strich sich immer wieder über die nackte Brust oder spielte mit seinen halblangen erdfarbenen Haaren, die lockig in einem Streifen von seiner Stirn bis zu seinem Nacken wuchsen.
Der Herr der Festung antwortete nur knapp auf direkte Fragen, gab ansonsten höfliche Laute von sich, um Tazeel am Reden zu halten, ohne ihm wirklich zuzuhören. Der Tratsch vom Hof war vielleicht wichtig, doch für ihn galt vorrangig, hinter das Geplapper seines Gastes zu schauen.
Was hast du vor?
N‘Arahn wusste nicht, ob er in der Lage sein würde, rechtzeitig die wahren Absichten des anderen Höllenfürsten zu erahnen, und das bereitete ihm Sorgen und Kopfschmerzen. Dass der Verführer aber nicht einfach nur einen kämpfenden Engel sehen wollte, war in Stein gemeißelt.
Ich behalte dich im Auge.
Was ihm am meisten missfiel, war eine Bedingung des Vertrags: Tazeel wollte den Schlachtenengel aus der Nähe sehen können. Ohne Käfig natürlich.
„Und, wann bekomme ich den Schatz zu sehen?“ Tazeel grinste ihn an, rückwärts an das Geländer der Aussichtsplattform gelehnt. Die Arenabeleuchtung spiegelte sich auf seiner blanken Brust und gab seiner Haut einen giftigen Ton.
N‘Arahn nickte, auch wenn er einen üblen Geschmack im Mund hatte. Auf einen knappen mentalen Befehl hin trat Darr durch einen verborgenen Durchgang. An einer Kette, die er sich mehrfach um die Hand gewickelt hatte, zog er die Kriegerin hinter sich her.
Ihr die Eisenschellen anzulegen, die ihre Handgelenke nahe beieinander hielten, hatte sich als Herausforderung gestaltet. Ursprünglich hatte er seinen Hauptmann das erledigen lassen wollen, doch sie hatte sich so heftig gewehrt, dass der Fast-Dämon sie hätte halb umbringen müssen. Das wiederum war keine annehmbare Voraussetzung für den Kampf, den sie noch vor sich hatte.
Also hatte N‘Arahn ihr die Bewegungsfreiheit genommen, ihren Willen gebunden und die Ketten zusätzlich mit seinem Siegel verstärkt.
Sie würde es ihm nicht vergessen, das konnte er deutlich in ihren Augen lesen, deren hasserfüllter Blick ihn gerade traf. So gelb waren sie nur, wenn sie wirklich wütend war. Ein seltsamer Schmerz breitete sich in der Rippengegend des Höllenfürsten aus.
„Hervorragend!“ Tazeel klatschte in die Hände und stolzierte sichtlich begeistert um den Schlachtenengel herum. N‘Arahn konnte das tiefe Grollen, das Veidja von sich gab, eher fühlen als hören.
Der Verführer sog lautstark die Luft durch seine Zähne. „Was ein Wildfang.“ Er zwinkerte dem Kriegstreiber zu. „Aber das ist sicher ganz nach deinem Geschmack.“
N‘Arahn versteinerte für einen Moment. Der hungrige Blick, den sein Gast auf den Engel warf, entging ihm nicht. Von einem Augenblick zum anderen musste er mit seinem Kampfinstinkt ringen. Sein Sichtfeld verengte sich, sein Körper spannte sich zum Sprung. Das Geländer, das er unwillkürlich gepackt hatte, verformte sich mit einem Knirschen unter seinem Griff.
Das Geräusch brachte den Höllenfürsten zur Besinnung. Schnell löste er seine Hand vom Metall und trat einen Schritt näher an Tazeel.
Dieser schien noch immer verzückt von dem Anblick, der sich ihm bot, und tastete den sichtbar angewiderten Schlachtenengel konzentriert mit allen Sinnen ab. N'Arahn rieb sich verstohlen den metallenen Staub von der Hand. Glück gehabt.
Als der Verführer die Hand hob, um Veidja zu berühren, trat N‘Arahn dazwischen.
„Das reicht.“
Der Kriegstreiber konnte nicht sagen, ob die Enttäuschung seines Gegenübers echt war, oder ob er nur wieder irgendein Spiel spielte. Wahrscheinlich beides.
„Sie muss sich vorbereiten.“
„Ah. Wie schade.“ Tazeel setzte wieder sein breites, irgendwie unangenehmes Grinsen auf. „Nun, ich werde ja noch ausgiebig Gelegenheit haben, sie zu betrachten.“
N‘Arahn ließ es sich nicht anmerken, doch ein eiskaltes Ziehen hatte sich in seiner Wirbelsäule festgesetzt. Er winkte Darr fort und bot dem grünhäutigen Dämonen einen Sitzplatz direkt am Geländer an.
Veidja würde in der Arena mehr in Sicherheit sein, als hier oben.
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