Sie hatten sie geschlagen, geritzt und getreten. Doch sie hatte sich revanchiert, hatte allein in dieser Runde mehrere schwer verletzt, mindestens zwei der niederen Dämonen mit bloßen Händen getötet. Jetzt konnte sie sich kaum mehr auf den Beinen halten, trotzdem prügelten und stachen sie weiterhin auf sie ein. Ein weiteres Mal wurde es dunkel um sie. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie die niederen Dämonen erwartungsvoll um sich herumstehen.
„Herr?“ Einer der Hauptmänner hatte sich an den Höllenfürsten auf der Empore gewandt. Statt diesem war jedoch sein Gast zu hören: „Sie zuckt doch noch. Eine Runde wird sie sicher noch überstehen.“ Dann kicherte er, was sie durch das Rauschen in ihren Ohren jedoch mehr erahnte, als wirklich hörte. Ein unschlüssiger Laut kam vom Herrn der Festung.
„Holt das Brandeisen.“
Ah, ein neuer Ansporn. Sie musste zugeben, dass er funktionierte. Gegen das Dröhnen ihres Kopfes und den starken Schwindel ankämpfend, erhob Veidja sich zuerst auf die Knie, stand dann schwankend auf. Sofort gingen die miesen kleinen Stinker um sie herum wieder in Lauerstellung. Der erste Angreifer sprang von hinten auf ihren Rücken, was sie umgehend zurück auf die Knie zwang, doch sie nutzte seinen Schwung, um ihn auf einen anderen vor sich zu werfen. Es war ein schwacher Wurf, der beide kaum aus dem Gleichgewicht brachte. Zudem gingen direkt die nächsten Dämonen von beiden Seiten auf sie los.
Der Engel schaffte es, das Handgelenk des einen zu greifen und seine scharfen Klauen ins Gesicht des zweiten Dämons zu stoßen. Mehr durch Glück als noch durch Koordination hatte sie wohl ein Auge erwischt. Die Kreatur schrie nervenzerfetzend und Schleim spritzte. Doch beide fielen gegen sie, begruben sie fast. Die zuckenden Glieder des Verletzten rissen an ihrer Rüstung, stachen in ungeschützte Haut, wo sie erreichbar war. Ihr Kopf knallte auf den Boden, was rote Blumen vor ihren Augen aufblühen ließ. Nun waren auch die anderen wieder heran, rissen ihre Mitstreiter von ihr herunter, jedoch nur um Platz dafür zu haben, mit Fäusten und Knien auf sie einzutrommeln. Sie spürte kaum noch Schmerzen, nur noch Taubheit und Erschöpfung.
Der nächste Schlag gegen ihren Kopf schickte Veidja abermals in die Dunkelheit.
Nur in Bruchstücken kam sie zu sich. Ein typisches Ende eines Arenatages. Fetzen von Eindrücken blieben hängen.
Sie wird an Armen und Beinen durch Gänge getragen. Sie liegt auf ihrem Bett, die Rüstung wird ihr abgenommen, ein Mundvoll Mana eingeflößt. Sie hat wieder überlebt, muss dieses Schicksal weiter tragen.
Der Herr der Festung war kein unbedachtes Risiko eingegangen. Hatte sie nach jeder Runde versorgen lassen und ihr so viel Mana gegeben, dass sie nicht verblutete und ihre Verletzungen versorgen konnte. Als sie sich hatte weigern wollen, obwohl sie wusste, dass er das nicht zulassen würde, hatte er sie durch zwei Hauptmänner zwingen lassen, die flüssige Energie zu trinken. Danach nicht weiter zu kämpfen, war nicht in Frage gekommen.
Das Zufallen der Tür. Die Gewissheit, nun etwas Ruhe zu haben. Bis zum Bad. Bis zum Essen. Bis zum nächsten Kampf.
Das Zufallen der Tür. Schon? Veidja war sich sicher, dass nicht viel Zeit vergangen sein konnte, da sie sich noch wie im Nebel fühlte. Sie musste unbedingt schlafen. Die heutige Runde hatte mehr an ihr gezehrt, als sie es gewohnt war. Vielleicht hatten sie nur irgendetwas vergessen? Sie driftete schon wieder weg.
Da bewegte sich das Bett durch ein zusätzliches Gewicht neben ihr und ein unbekannter Geruch wehte zu ihr herüber. Alarmiert riss sie die Augen auf. Unwillkürlich wollte sie sich aufrichten, aber es war ihr einfach nicht möglich. Alles tat auf mehrfache Weise weh, ihre Muskeln wollten ihr nicht gehorchen. Was sie sah, ließ sie sofort begreifen, dass sie sich diese Schwäche gerade nicht leisten konnte.
Der grünhäutige Höllenfürst, der als Zuschauer dem Arenakampf beigewohnt hatte, saß neben ihr auf dem Bett. Mit rot glühenden Augen schaute er auf sie herunter. Der gleiche gierige Blick, der sie schon bei ihrem kurzen Zusammentreffen vor den Kämpfen durchbohrt hatte. Der gleiche Blick, den sie als unangenehmes Abtasten bei diesem Fest hatte ertragen müssen. Er hatte als Ehrengast neben N‘Arahn gesessen. Was wollte dieser Dämon hier?
Er beugte sich zu ihr und atmete nah an ihr tief ein. „Blut und Schweiß, welch Aroma.“ Er grinste, strich sich mit einer Hand zuerst über ein braunes Horn, dann über seine nackte Brust. Er war eher sehnig, gegen den Herrn der Festung schmal. Wie bei allen Höllenfürsten war seine Stärke, ungeachtet seines Erscheinungsbildes, jedoch nicht zu unterschätzen. Allerdings, ein Krieger war er eher nicht. Veidja schätzte, er wäre ein besiegbarer Gegner für sie gewesen, wenn sie nicht in einem völlig desolaten Zustand befunden hätte.
Er hatte kaum etwas gesagt, doch er widerte sie jetzt schon mehr an, als es die Höllenkreaturen natürlicherweise taten. Wie er sich mit seiner abstoßend rosafarbenen Zunge langsam über die Lippen leckte. Wie abschätzig er sie betrachtete.
„Du hast einen netten Kampf geliefert. Und ich bin dir wirklich dankbar, dass du dich so engagiert verausgabt hast.“ Er grinste plötzlich, entblößte dabei schwarz schimmernde Zähne. Ihr schauderte, und sie versuchte von ihm abzurücken. Sie sah, dass er es bemerkte, dass es ihn belustigte.
„Mir steht der Sinn nämlich ebenfalls nach schwitzen, doch ich liebe den Kampf nicht so.“ Wie entschuldigend zuckte er mit den Achseln. „Du riechst so lecker. Ich will von dir kosssten.“
Das letzte Wort zischte er und griff ihren Arm. Sie spürte mit Grauen, wie er seine Zunge von ihrem Handgelenk über ihre Handfläche gleiten ließ. Sie krümmte ihre Finger, wollte ihm das Gesicht zerkratzen. Doch sie war zu schwach und zu langsam; etwas lähmte sie über die übliche Schwächung hinaus. Er ließ ihren Zeigefinger in seinen Mund gleiten und saugte an ihm. Seine Zunge kreiste um ihre Fingerspitze, während seine Zähne ihr Fingergelenk ritzten. Sie erstarrte. Es war ein deutlicher Hinweis, dass er ihren Finger auch mit Leichtigkeit abbeißen konnte. Sie hörte ihn stöhnen, fühlte die Vibration an ihrer Hand. Ekel überkam sie so stark, dass sie würgen musste.
„Na, na. Wir wollen doch höflich bleiben“, kicherte er. Er ließ ihren Arm fallen und legte seine Hand zwischen ihre Brüste. Langsam, fast zärtlich, strich er über den Stoff ihres verschwitzten Hemdes nach unten, umkreiste mit einem Finger ihren Bauch. Dann zupfte er am Stoff und schüttelte den Kopf.
„Völlig zerfetzt“, sagte er mit bedauerndem Tonfall. „Nun, die gute Nachricht ist, das hier macht es dann auch nicht mehr schlimmer.“ Mit diesen Worten griff er mit beiden Händen ihr Hemd am Kragen und riss es der Länge nach auf, durchtrennte auch die darunterliegenden Bänder.
Gegen ihren Willen entfuhr dem Engel ein Schreckenslaut. Nein, nein, nein! Lass die Finger von mir! Sie wollte ihn anbrüllen, nach ihm schlagen. Doch als sie sich aufbäumte, legte er seine Hand um ihren Hals und drückte zu. Panik überkam sie; sie rang nach Luft, ihr Herz schlug wild, flatternd. Der Ruf Nein! hallte in ihrem Kopf nach, bis alles grau wurde. Sie spürte kaum, wie er seinen Griff lockerte. Etwas Luft kam wieder durch, die sie verzweifelt einsog, doch der Nebel verschwand nicht.
Der Lufthauch seines Atems traf ihre Brust, als er leise singsangte „Bleib bei mir, Liebling.“ Wieder dieses Kichern, das ihr vor Grauen Schauder über die Haut sandte. Dann seine feuchte Zungenspitze, die ihre Brustwarze umspielte, seine Lippen, die sich schmerzhaft fest um sie schlossen. Sein Geruch stieg in ihre Nase, erdig, doch falsch. Eine dünne Schicht Erde und Moos über etwas Verwesendem.
Er ließ ihren schmerzenden Hals los, doch sie sah nicht mehr als schwarze und weiße Punkte. Veidja spürte, wie der Grünhäutige Schnitte vom Arenakampf an ihrem Oberkörper nachfuhr, seine Fingerspitzen in Wunden versenkte, mit ihrem Blut auf ihrer Haut malte. Ab und an hörte sie ein Schmatzen, wohl wenn er sich die Finger ableckte. Schmerz und Ekel waren überwältigend, grell und scharf. Hilflos, da sie sich kaum bewegen konnte, starrte sie mit brennenden Augen an die Decke. Sie konnte nichts gegen das Zittern tun, das sich vor Wut und Entsetzen in ihr sammelte.
Plötzlich sprach er direkt an ihrem Ohr: „Ich sehe, du bist wie gefesselt von meinen Fähigkeiten. Lass uns unsere Beziehung doch etwas vertiefen.“
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