Sie waren schon einige Zeit unterwegs. Früh waren die beiden an diesem Herbsttag aufgebrochen, doch der Weg war weit und es würde schon dunkel sein, wenn sie ankamen. Mantel, Schal und Mütze würden sie vor der Kälte der Nacht schützen und auch Wasser und Nahrung hatten sie mitgenommen, denn sie würden erst spät am nächsten Tag wieder zu Hause ankommen. Der Weg zum Moor war am Tag schon gefährlich, und bei zunehmender Dunkelheit, dazu noch bei Neumond, mussten sie noch mehr aufpassen und vorsichtig sein. Zuerst ging es vom Dorf aus über Wiesen und Felder bevor sie zum Waldrand kamen. Sie warteten kurz ab, bevor sie den Wald betraten.
Kein Tier und kein andere Laut war zu hören, und langsam aber stetig kamen sie im dunklen Wald voran. Es war so dunkel, dass man die Hand kaum vor Augen sehen konnte. Doch die beiden waren den Weg in den letzten Wochen so oft gegangen, dass auch die Finsternis dieser Neumondnacht kein Hindernis für sie darstellte. Mehrere Stunden wanderten sie weiter bis sich die Baumreihen ein wenig zu lichten schienen. Und da sahen sie es, ein sanftes Leuchten über dem Boden. Sie hatten das Moor erreicht.
Leise krochen sie in ein nahestehendes Gebüsch, eng beisammen hockend wickelten sie sich enger in ihre Mäntel und warteten. Zuerst schien nicht zu geschehen, doch dann hörten sie ein Geräusch. Es war wie ein sanftes klingen gläserner Glocken. Das Geräusch schwoll ein wenig an und dann wieder ab, wurde aber nie wirklich laut, aber verstummte auch nie ganz.
Dann plötzlich geschah es! Hunderte, vielleicht tausende kleine Lichter flammten auf. In allen Farben die es je gab schwirrten sie über das Moor, umschwärmten einander, bildeten Figuren, teilten und sortierten sich neu. Im Gebüsch versteckt wurde das Pärchen Zeuge eines der seltensten und schönsten Wunder die es gibt: Den Tänzen der Moorfeen!
Und was für ein Schauspiel es war: die Feen sortierten sich nach Farben und mischten sich dann wieder untereinander. Sie formten mit ihren leuchtenden Körpern andere Wesen nach: Vögel, Hirsche, Drachen, Einhörner, Wesen die das menschliche Auge noch nie gesehen hatte.
Sie bildeten sich ständig ändernde Formen und Muster. Sie flackerten, leuchteten mal heller und mal dunkler, flogen Formation um Formation über das Moor, und über allen lag der glockenhelle Klang ihrer lachenden Stimmen. Denn dies war das Geräusch, welches die beiden Menschen bei ihrer Ankunft gehört hatten, und es kündete von reiner Freude: über die Natur, über die anderen Feen, über das Leben.
Die Tänze der Feen waren von solcher übernatürlicher Schönheit und Anmut, dass niemand ungerührt blieb, der das Glück hatte, Zeuge diese Wunders zu sein.
Das Menschenpaar nahm einander fester in die Arme, Tränen des Glücks liefen über ihre Wangen. Sie beide hatten eines der schönsten Wunder gemeinsam gesehen, was ihre Liebe zueinander noch verstärkte.
Als die Nacht voranschritt verstummten die Moorfeen nach und nach, und dann war der Tanz vorbei. Die beiden Liebenden aber blieben noch bis lange nach Sonnenaufgang am Moor sitzen, Arm in Arm. Das Schauspiel, dessen Zeuge sie gemeinsam geworden waren, würde für immer in ihren Herzen fortleben und ihre Liebe würde ewig währen.
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