Havir sah Phoenice misstrauisch an. Im Gegensatz zu dem, was sie glaubte, hatte er das Verschwenden seines Vermögens, das er sich ehrlich ergaunert hatte, durchaus bemerkt. Beim Blick in den dampfenden Behälter war es ihm einerlei, er würde jetzt seinen Pracht-Körper angemessen verwöhnen. Das Wasser duftete zu seiner Überraschung angenehm nach Zitronen. Ohne auf Phoenice erstickten Protest zu achten, zog er sich aus.  

„Was, was tust du da?!“  

„Havir geht bade, bade machen.“ Als wäre sie ein dummes Kind. Empört spielte sie mit dem Gedanken bei so wenig Scham das Zimmer zu verlassen, die Männer, die sie unten gesehen hatte, machten allerdings solche Angst, dass sie lieber ihn ertrug. Sie drehte sich mit dem Rücken zu ihm und schaute aus dem Fenster. Langsam beschwerte sich ihr Magen, dass er seine letzte Mahlzeit bei Aved bekommen hatte. Ob es bald Essen gab?  

„ Phoenice gib mir die Seife.“ Arrogant wie eh und je herrschte Havir aus seiner Badewanne. 

„Nein.“ 

„ Phoenice, was ist das überhaupt für ein Name?!“  

„Ein wunderschöner.“ Ehrlich erleichtert, dass der Schaum in seinem Bad alle Stellen bedeckt, bei der ihr schlecht werden konnten, sah sie ihn warnend an. Nicht dass es ihn interessieren würde, was sie dachte, fühlte oder wollte. Das hatte ihr der letzte Tag gezeigt, unentwegt hatte er ihr vorgeworfen, dass er Havir, der Eingebildete, sie hatte tragen müssen und dass ihm deswegen der Rücken weh tat. Natürlich war sie auch undankbar, weil sie sich nicht kriechend vor ihm wand vor Glückseligkeit, dass er sie berührt hatte. Sie wünschte, sein Äußeres würde seinem Inneren entsprechen. Dann hätte er drei Köpfe, grüne Schuppen und grässlichen Mundgeruch. Alles, was aus seinem Mund kam, drehte sich ohnehin um ihn, den Großkotzigen. 

„Enie, es ist beschlossene Sache, künftig wirst du Enie heißen.“ Hochzufrieden mit sich selbst und seinem Monolog. 

„Wer hat das beschlossen?!“  

„Ich natürlich Havir der...“ oh sie konnte es gar nicht mehr hören! 

„Wer sagt, dass ich auf dich höre!“ 

„Ich bin Havir, der Glanzvolle!“ Entrüstete er sich. Nun wenigstens war die Bezeichnung der Glanzvolle mal etwas Neues. Ob er irgendwo ein kleines Büchlein hatte, in dem er sich selbst lobpreiste? Mit Sicherheit bewunderte er sich selbst stundenlang im Spiegel und erzählte sich, wie toll er war. 

„Dann glänze woanders und bring etwas zu essen mit.“ Havir runzelte die Stirn. So schnippisch hatte er sie noch nie erlebt. War sie etwa neidisch auf sein Bad?  

„Havir der Mächtige ist kein Laufbursche.“ Stimmt, wie konnte sie nur vergessen, das Havir der Vollidiot nur sich selbst genug war. Sie zweifelte nicht daran, dass er längst nach der armen Bedienung gebrüllt hätte, wenn es um seinen Magen gegangen wäre. 

In dem Moment, in dem sie ihn fragen wollte, wozu Havir, der Selbstverliebte taugte, stand er aus der Wanne aus, ohne jede Warnung. Splitterfasernackt lief er quer durch den Raum und nahm sich aus seinem Bündel frische Kleidung. Phoenice glaubte erblinden zu müssen, obwohl wenn sie einen Blick wagte, dann sah  er gar nicht so übel aus. Auch wenn er immer noch ein Kotzbrocken war. Nachdem er sich fertig angezogen hatte, schüttelte er sein Haar in die richtige Form und stieg die Treppe hinunter in den Gastraum. Erstaunt blickte Phoenice ihm nach, er würde ihr doch nicht tatsächlich etwas gegen ihren Hunger holen?