Vor vielen hundert Jahren lebten noch große Drachen auf der Welt. Es waren mächtige Kreaturen, mit gewaltigen Schwingen flogen sie durch die Lüfte, Feuer speiend und Angst verbreitend. Sie waren bekannt dafür Reichtümer anzuhäufen, Gold und Edelsteine, Silber und vieles mehr. Diese Reichtümer schafften die Drachen in ihren Hort und wachten eifersüchtig darüber. Niemals gaben sie auch nur einen Teil ihres Drachenhortes wieder her, und jeder der sie zu bestehlen versuchte, zahlte einen teuren Preis.
Heute ist das nicht mehr so. Doch nur weil die großen Drachen verschwunden sind, heißt es nicht, dass es keine Drachen mehr gibt und sie keine Schätze mehr horten……
Es war ein sonniger Frühlingstag, der Himmel war wolkenlos und die Temperatur war angenehm. Die Menschen tummelten sich auf den Straßen der kleinen Stadt, gingen in Läden und Cafés, und freuten sich über den schönen Tag.
Die Menschen merkten es nicht, aber sie wurden beobachtet. Eine kleine Kreatur wechselte immer wieder das Versteck, und wo auch immer sie sich verbarg, achtete die Kreatur genau darauf was die Menschen sagten und taten. Gerade eben schlüpfte sie hinter einen Mauervorsprung, hielt dort kurz inne, und huschte auf einen nahen Baum. Kaum größer als ein Eichhörnchen war sie, mit glänzenden grünen Schuppen, langen Hals und Schwanz, und feurig roten Augen. Der kleine Drache fiel niemanden auf, denn wenn er nicht gesehen werden wollte, dann bemerkte ihn auch niemand.
Er war auf der Suche nach Schätzen für seinen Hort. In der letzten Zeit war es immer schwieriger geworden etwas zu finden, was seinen Schatz bereichern würde. Die Menschen hatten sich auf eine Weise entwickelt, die wertvolle Dinge selten gemacht hatte, und das machte den kleinen Drachen sehr traurig.
In der letzten Nacht war er in die Stadt gekommen, denn nun wo es Frühling wurde, hielten sich die Menschen wieder mehr draußen auf, und auch das schöne Wetter würde vielleicht helfen, etwas für seine Hort zu finden.
Reglos saß der Drache im Baum, die Menschen in seiner Nähe genau beobachtend. Dann plötzlich spürte er ein Glücksgefühl in sich aufsteigen, er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
Ein junger Mann vor einem Café machte seinem Freund einen Heiratsantrag, den dieser glücklich annahm. Eine ältere Frau gab einem Obdachlosen eine Flasche Wasser, etwas Geld und unterhielt sich freundlich mit ihm. Zwei kleine Kinder spielten fröhlich mit dem kleinen Hund, den ihre Mutter an der Leine führte.
Zwei alte Freundinnen nahmen sich glücklich lachend in die Arme, nachdem sie sich lange nicht gesehen hatten. Freunde sprachen über alte Zeiten, die Gäste eines kleinen Lokals bedankten sich für das gute Essen. Überall war Freundlichkeit und Glück.
Als der kleine Drache all dies sah und hörte, schlug ihn sein Herz bis zum Hals vor Freude. Seine Schuppen begannen golden zu strahlen, als er die positive Energie in sich aufnahm und zu den Menschen zurück reflektierten, was diese zwar nicht sahen, aber wohl in sich spürten.
Niemals würde der kleine Drachen vergessen, was er alles heute gesehen und gehört hatte, es würde immer ein Teil von ihm bleiben, und diese Erinnerungen ließen seinen Schatzhort enorm wachsen.
Denn nicht Gold oder Edelsteine bildeten seinen Schatz, sondern positive Emotionen wie Liebe, Güte und Freundlichkeit, und je größer der Hort war, desto mehr Glück brachte der Drache zu den Menschen zurück.
Und dies machte seinen Hort wertvoller als alle Reichtümer der Welt.
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