Arabella hatte keine Ahnung, wer der Kobold war, der soeben den Teeladen betreten hatte, doch sie kannte den Blick in seinen Augen. Es war blanke Gier. Unwillkürlich musste sie sich schütteln. Ihr Nackenfell sträubte sich, alle ihre Instinkte waren schrien, sie sollte rennen, was die kurzen Hamsterbeine hergaben.
“Guten Abend, Melchk.” Selbst ihr sonst eher trotteliger Mitbewohner änderte seine Körpersprache. Plötzlich wirkte er gar nicht mehr so weich und nun ja dümmlich, ganz im Gegenteil. Vor ihren Augen vollzog sich eine Wandlung, die sie überrumpelte. Aus dem Hamster verknallten Welpen wurde ein Zähnefletschender Kampfhund. Seine ganze Aura veränderte sich von einer Sekunde auf die andere ins Bedrohliche. Fixierend und warnend baute er sich vor ihr auf. Wie ein Ritter vor seiner Lady. Ihr wäre beinahe die Kinnlade heruntergefallen. Langsam wie eine Spinne ein Bein herauf, beschlich sie die Erkenntnis, dass ihr Mitbewohner gar nicht so harmlos war. Wer war der Teeverkäufer wirklich? Quiekend machte sie einen Schritt nach hinten.
“Fahr runter, alter Mann. Ich werd dir dein Abendbrot schon nicht stehlen.” Ein widerliches Grinsen zeigte eine Reihe, für ihren Geschmack, viel zu spitze Zähne. Warte, wie hatte er gerade ihren Hotti genannt?! Die Faust nach oben gestreckt trat sie aus dem Schatten ihres Mitbewohners vor und quiekte wutentbrannt. Wenn nannte dieses Ekelpaket hier einen alten Mann?! Hatte der mal in nen Spiegel gesehen?! Was bildetet der sich ein? Ihr Mitbewohner war ja wohl der hotteste Kerl on Earth! Ein Abbild der Götter! Eine Hommage der Schönheit aus Fleisch und Blut! Hatte dieser Kobold diesen Hintern gesehen?! Das war gegossener Marmor! Oder dieses Augen? Flüssiges strahlendes Gold! Und erst...
“Nenn sie nie wieder Abendbrot.” Die Stimme ihres Mitbewohners vibrierte wie ein warnendes Knurren. “Äh genau! Ich bin kein Snack!” Leicht irritiert, dass sie den Teil übersehen hatte, quiekte Arabella die Pfote auf halber Höhe. Verdammt, wie hatte sie das vergessen können? Der Kobold wollte sie essen! Sie musste sich wirklich konzentrieren.
“Fahr runter, ich werde dein kleines Haustier schon nicht verschlingen.” Weder Arabella noch ihr Mitbewohner glaubten ihm eine einzige Silbe, das störte, den Gast scheinbar wenig, er fuhr fort: “Meine Mutter schickt mich ihre Bestellung abzuholen.” lässig, als sei er der beste Freund des Hauses lehnte sich der Kobold an das andere Ende des Tresens. Am liebsten hätte sie ihm in die Hand gebissen. Flüsternd beugte sich der Teeverkäufer zu ihr :”Die Bestellung ist im Lager, Prinzessin, ich packe euch jetzt in den Käfig, er ist mit Magie gegen Diebstahl gesichert.” Arabella wäre lieber auf seiner Schulter oder gar in seiner Tasche, dennoch nickte sie. Die Aussicht, von einem herabfallenden Karton erschlagen zu werden, ließ den Käfig wie ein Schloß erscheinen. Außerdem sollte jemand diesen Kobold im Auge behalten, der grinste ihr zu hinterhältig. Nicht das er sich noch an der Ladenkasse bediente...Davon hing schließlich auch ihr Luxus ab. Als sie aus ihren Überlegungen wieder in die reale Welt tauchte. Saß sie schon hinter Gittern und vom Hotti war nichts mehr zu sehen. Verdammt, sie musste wirklich besser aufpassen. Ihr Nackenfell sträubte sich, widerlich stinkender Atem schlug ihr entgegen. Dieser lausige Kobold hockte genau vor ihrem Käfig. “Ta du Klau Kobold! Mein Heim ist Diebstahl sicher!” Höhnend grinste sie ihn an. Sie hatte nur eine Sache nicht bedacht, Kobolde waren Meisterdiebe.
Heiraten?! Auf gar keinen Fall! Arabella will mehr als das dekorierte Accessoire irgendeines Mannes zu werden. Auf dem Weg zu ihrer eigenen Hochzeit türmt die Braut um endlich frei zu sein. Doch es gibt Momente im Leben in denen man auf seine Mutter hören sollte zum Beispiel, keine magischen Tränke unbekannter Herkunft zu trinken...
Nun zumindest muss ich als Hamster keinen mehr Heiraten...Es gibt nur ein Problem wieso stopft mich der Kerl in seine Jackentasche?!
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