Es war zu spät.
Durch meinen Fieber getrübten Blick konnte ich nur einen schwarzen Schatten wahrnehme, der sich wie Dunst in meiner Wohnung ausbreitete.
Hyazinth stellte sich vor mich Seite an Seite mit meinem Nachbarn, der irgendetwas aus seiner Hosentasche zog.
Was war das? Ich zitterte plötzlich, wie wahnsinnig, während der Dunst dicker und dicker wurde, bis er die Gestalt einer Frau angenommen hatte. Rotglühende Augen waren das einzige, das aus der Schwärze hervorstach.
"Heriett." Hyazinths Stimme vibrierte als er den Namen aussprach.
"Hast du nicht genug angerichtet?" Mein Nachbar spannte seinen Körper als erwarte er einen Schlag. Sein Ton hatte etwas gepresstes.
Der Schatten antwortete nicht, er oder besser sie beachtete die Beiden gar nicht sondern fixierte mich . Ich war also ihr Ziel.
Nur was konnte sie von mir wollen? Ich kannte sie nicht. Hatte ihr nie etwas getan. Warum wollte sie meinen Tod?
"Du.." die Stimme zischte. Sie sprach, ohne einen Mund zu haben es war das Beängstigendste, das ich je erlebt habe. Hyazinth versuchte sich so vor mich zu positionieren das ihr Blick mich nicht mehr erreichte, doch sie kam einfach immer näher löste sich in dunkle Masse auf, um die Männer zu überwinden.
Mein Nachbar murmelte etwas und warf ein kleines Säckchen, weißer Rauch stieg auf, verpuffte mit einem Knall. Ich musste husten das es mir drohte den Hals zu zerreißen, dennoch konnte ich ihr schallendes Lachen hören.
"Saalestein, nichts gelernt. Nichts in hunderten von Jahren. Eitel bis zum Ende." ihre Stimme tropfte vor Hohn. Ihre glühenden Augen, ihr schwarzer Leib war genau vor mir. Ich wusste nicht, was sie getan hatte aber die zwei Männer hinter ihr wirkten wie gefroren. Als hätte sie sie in Staturen verwandelt.
Panik packte mich ich wollte aufspringen zu ihnen eilen, aber auch ich war gefangen.
"Ich kann dir geben, was immer du dir wünschst." Plötzlich war da dieser süße lockende Klang. Ihre Gestalt beugte sich zu mir wie eine Mutter zu ihrem Kranken Kind.
"Danke." ich war ebenso verwirrt wie sie was aus meinem Mund kam. Sekundenlang sahen wir uns an.
"Du bist wirklich sein Nachfahre." Ein glockenhelles Lachen schallte durch den Raum.
"Äh ich denke schon."
"Spürst du keine Angst? Möchtest du nicht um dein Leben flehen? Mich anbetteln deine Liebsten zu verschonen?" Ein schwarzer Finger hob mein Kinn, zwang mich ihr direkt in die Augen zu sehen.
"Ich muss aufs Klo." war alles, was ich herausbrachte. Ein schnippen ertönte. Der schwarze Dunst verzog sich und vor mir stand eine Frau, die Hyazinth, so ähnlich sah das sie sein Zwilling hätte sein können. Verwirrt blinzelte ich.
"Na hop hop wir wollen doch keine Flecken im Bett hinterlassen." Auffordernd machte die Frau eine Geste ich solle mich beeilen. Ohne nachzudenken, kämpfte ich mich aus dem Deckenberg und schlurfte in Richtung Bad. Noch bevor ich die Klospülung drückte, hörte ich drei Stimmen, die sich anschrien. Tief ausatmend wusch ich mir so lange wie noch nie die Hände, ehe ich mich überwinden konnte, zurückzugehen.
Kaum öffnete ich die Tür, war Hyazinth neben mir und brachte mich zurück ins Bett, wo auf meinem Nachttisch ein dampfender Tee stand.
"Schicker Schlafanzug übrigens." Ich erinnerte mich plötzlich dass die Frau von den Anderen Heriett genannt wurde, sie zwinkerte mir in bester Laune zu. Mir wäre gern die Kinnlade heruntergefallen über diese Dreistigkeit, aber Hyazinth drängte die Teetasse an meine Lippen.
"Wenn es hier sonst keiner macht: Darf ich vorstellen, das ist meine oder auch unsere Cousine Heriette , Hexe und Plagegeist der Familie seit gut 250 Jahren. Ich schwöre ich habe den Kanal voll von dieser Hälfte der Familie. Fehlt nur noch das Eggbert hier auftaucht."
"Oh der ist auf Hawaii und du weißt du sollst ihn nicht so nennen. Er heißt seit über 80 Jahren schon Jack. Merk dir das endlich. Ich habe keine Lust euch Weihnachten wieder alle einzufrieren, weil ihr euch streitet." Heriett verschränkte die Arme vor der Brust, während sie ein Blickduell mit meinem Nachbarn ausfocht.
Also eine Hexe, dachte ich so bei mir. Auch nicht unwahrscheinlicher als ein Geist. Mein Hirn gab einfach auf. Anders als Hyazinth, der mich mit der Tasse quälte, bis ich den Tee vollständig ausgetrunken hatte. Danach wurde ich wortlos wie ein Burrito in Decken gewickelt, das ich glaubte zu ersticken. Noch war ich aber nicht bereit in den Schlaf zurückzugleiten. Diesmal waren sie mir eine Erklärung schuldig.
"Nachbar, was soll das alles?" Krächzte ich wütend, während Hyazinth begonnen hatte mir nasse Waschlappen auf die Stirn zu legen, langsam wünschte ich mir er würde sich zurück in einen Geist verwandeln.
"Ich heiße Bob." kam es nur beleidigt. Bob ? Wirklich Bob? Was zum Henker.
"Lach nicht, dann ist er gleich wieder beleidigt. Sein Vater ist Bob Marley Fan, das ist die wahre Schande der Familie." Heriett rollte mit den Augen.
"Mein Vater ist Kurator der Familie." Empört baute er sich auf.
"Dein Vater ist der Messie der Familie." die Hexe war kurz davor Bob einen Finger ins Auge zu stechen.
"Erklärung!" krähte ich durch die Wohnung das es alle auf der Straße noch hören konnten. Außerdem wedelte ich mit den Händen, die ich mühsam freigekämpft hatte, um Hyazinth endlich davon abzuhalten mir weiter nasse Lappen auf die Stirn zu packen.
"Sie ist wirklich eins von Richards Erben." Bob schnaufte.
"Wer ist jetzt schon wieder Richard?!" Langsam kriegte ich immense Kopfschmerzen.
"Mein Ehemann, wir haben früh festgestellt das je nachdem wer ein Kind gezeugt hatte sie gewisse Talente entwickelten, die sich über Generationen hielten. Richards Kinder sind unerschütterlich mit einem leichten Hang dazu wirres Zeug zu sagen, wenn sie nervös sind. Meine Kinder erbten übernatürliches Blut." Hyazinth lächelte mich leicht entschuldigend an.
"Warum hat deine Enkelin versucht mich umzubringen?" ich gebe zu ich war knatzig wie ein Kleinkind, dem man die Schippe weggenommen hatte.
"Das hab ich nicht! Ich gestehe das mit der Kälte, dem Gestank und naja auch das Klopfen war ich. Aber nur um zu testen, ob du eine von uns bist. Ich schwöre ich hätte sofort aufgehört, wenn du angefangen hättest irgendwelche Anzeichen von Irrsinn oder so zu zeigen." Entschuldigend hob sie die Hände.
"Was ist mit dem Leben aussaugen?" ich hob misstrauisch eine Braue.
"Das kann ich gar nicht! Siehst du das passiert, weil du immer so übertreibst! Sie hat ne ganz normale Erkältung! Eigentlich ist es deine Schuld du hast gesehen das sie viel zu dünn angezogen war für das Wetter gestern! Dann aber schiebst du mir die Schuld zu! Das ist genau der Grund, warum ich deinen Teil der Familie nicht leiden kann! " Heriett stieß mit ihrem Finger in Bobs Brust, der sie finster ansah.
"Genug!" Motzte ich vom Krankenlager, etwas geknickt das ich keine Wunderheilung erfahren würde von wegen wie neu durch Fluch Aufhebung.
"Habt ihr gewusst, dass sie es ist die hier die Sachen in meiner Wohnung verursacht?" Beide schüttelten den Kopf. Ich glaubte ihn mal, weil ich auch einfach keine Lust mehr hatte zu diskutieren. Ich brauchte Schlaf.
"Du solltest dich ausruhen." Hyazinth strich wieder über mein Haar, was mich merkwürdigerweise sofort beruhigte.
"Vielleicht ist sie die Wiedergeburt von Richard?" Heriett und Bob begannen mit Seitenblicken zu mir zu tuscheln. Und wenn schon dann steckte halt die Seele eines alten Burgherrn in mir. Herausfordernd was mein Hausgeist dazu sagen würde, sah ich zu ihm. Er lächelte amüsiert und platzierte einen Kuss auf meiner Stirn. Mit einem Wink befehligte er die Zwei Eindringlinge aus der Wohnung, die überraschend friedlich abzogen. Nicht jedoch ohne das Heriett noch etwas von der Tür aus rief: "Also wenn ihr zwei zusammenbleiben wollt, sagt Bescheid dann ruf ich Eggber äh Jack an." Mit einem geworfenen Kuss ging die Tür hinter ihr zu.
"Eggbert?" ich kuschelte mich tiefer in die Kissen. Hyazinth legte sich auf die Decke und legte einen Arm um mich.
"Vampir der Familie, wenn ich seinen Atem zu mir nehme, kann ich gut ein zwei Jahre stofflich bleiben, ehe ich neuen Lebensatmen brauche." Er streichelte mir über den Rücken, während er mir vom Vampir auf Hawaii erzählte.
"Schlaf jetzt wir sehen und morgen früh Liebste." Seine Stimme war so herrlich, dass sie mich in den besten Schlaf meines Lebens gleiten ließ.
Ich schätze ich gehe mit einem Geist aus, der die Ehefrau meines Ur-Ur-Ur-Ur- war auch immer Ahn war.
Und das war nicht mal meine schlechteste Dating Erfahrung.
(Anmerkung von nächsten Morgen: Im Traum flüsterte mir eine Stimme zu: Du hättest ihn in dem roten Samtkleid auf der Bühne stehen sollen. Noch ehe ich antworten konnte, wurde mir das Bild aus einer anderen Zeit wie ein Foto gezeigt. Ja ich schätze ich wurde wiedergeboren . Aber das ist eine Geschichte für ein neues Tagebuch, denn dieses ist nun voll. )
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