Vor einer sehr, sehr langen Zeit war die Erde noch ein junger Planet. Sorglos zog sie ihre Bahnen um ihre Lebensspenderin, die Sonne. Sie war hübsch anzusehen, mit all dem blauen Meeren, und die junge Erde hätte keinen Grund haben sollen, betrübt zu sein.
Doch genau das war sie, betrübt und einsam. Die anderen Planeten waren zwar da, aber zu weit entfernt, um der Erde eine gute Gesellschaft zu bieten.
Dies hielt eine lange Zeit an, bis der junge Planet sich an die Sonne wandte und sprach:
„Gute Sonne, Du gibst mir Licht und Wärme, und das gefällt mir sehr, doch sind deine anderen Ziehkinder so fern und ich bin so allein. Willst du mir nicht einen Gefährten zur Seite stellen?“
Die Sonne blickte voller Wärme (wie auch sonst) auf die kleine Erde und antwortete:
„Ach mein Kind, ich verstehe, dass Du einsam bist, doch kann ich nichts dagegen tun. Außerdem würde es auch von Deinem schönen Blau ablenken, wenn ein Gefährte bei dir wäre.“
Traurig nahm die kleine Erde das Gesagte hin und zog weiter ihre Bahn, immer noch hoffend, dass etwas geschehen würde, das ihren Kummer beenden würde.
Weitere tausende Male hatte die kleine Erde die Sonne umrundet, ohne dass sich etwas geändert hatte. Doch dann kam plötzlich der Zeitpunkt, von dem an alles anders werden würde. Völlig unerwartet tauchte ein Objekt auf und traf die nichtsahnende Erde auf ihrer Bahn.
Staub, Geröll und Gestein wurden herumgeschleudert und hüllten die arme Erde ein wie eine Wolke.
Eine tiefe Erschütterung war durch die Erde gefahren, und sie spürte ein Unwohlsein bis tief in ihren Kern. Auch war ihr als wäre etwas aus ihr herausgebrochen, und das machte sie noch trauriger.
Die Trümmerwolke die sie einhüllte störte sie sehr, und es dauerte mehre Sonnenumrundungen, bis diese anfing sich aufzulösen.
Doch löste sich die Wolke aus Gestein und Trümmern nicht wirklich auf, sondern sie begann sich zusammenzufügen und eine runde Form anzunehmen.
Die Erde betrachtete dies zuerst sehr besorgt, denn das hatte sie noch nie erlebt, doch ihr Interesse ließ schnell nach.
Eine gewisse Zeit war vergangen, viel aus unsere Sicht, wenig aus Sicht eines Planeten, als die Erde plötzlich ein Stimmchen vernahm:
„Hallo, wer bist denn Du und wo bin ich hier?“
Die kleine blaue Erde wendete sich erstaunt der ehemaligen Geröllwolke zu, die sie lange gar nicht mehr richtig beachtet hatte, und stellte erstaunt fest, dass dort nun ein kleines, graues Objekt war, einem Planeten durchaus ähnlich.
„Ich bin die Erde, und dies ist das Sonnensystem, wo wir alle um die wärmende Sonne kreisen. Und wer bist du?“
„Hmm, ich bin nicht ganz sicher. Ein wenig fühle ich mich als käme ich von weit her, aber ein großer Teil von mir fühlt sich an als kenne ich dich bereits. Ich bin noch immer ein wenig verwirrt“, sagte das graue Objekt.
Und dann verstand die Erde! Als sie vor langer Zeit getroffen wurde, war ein Teil ins All geschleudert worden, woraus dann dieses kleine graue Planetchen entstanden war. Dies erzählte sie dem kleinen, und dann sprach sie:
„Eine lange Zeit schon habe ich mir einen Gefährten gewünscht, und nun muss ich nicht mehr allein sein. Mond will ich dich nennen und wir wollen einander Gesellschaft und Freude sein.“
Der kleine Mond freute sich darüber, und als er und die Erde feststellten, dass er das Sonnenlicht ganz allerliebst auf die Erde reflektierte, machte dies alle beide noch glücklicher.
Von da an drehte der Mond sich gemeinsam mit der Erde um die wärmende Sonne, und beide waren nie mehr einsam. Und die Sorge der Sonne, dass der Gefährte von dem schönen Blau ablenkte war umsonst, denn der Mond machte, dass die Meere schöner hin und her flossen, und er ließ sie im silbernen Mondlicht erstrahlen.
Und Erde und Mond waren glücklich und zufrieden, bis zum Ende aller Tage.
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