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The Dawn of Time (Deutsch)

Mein Segen

Mein Segen

May 29, 2023

Der Herzog betrachtete mich einen Moment lang schweigend, sein intensiver Blick durchbohrte mich förmlich. In seinen Augen konnte ich eine Vielzahl ungesagter Worte und unausgesprochener Gefühle erkennen. Ich spürte, dass er noch nicht bereit war, all dies preiszugeben. Schließlich durchbrach er das Schweigen und sprach mit einer ruhigen, aber bestimmten Stimme: "Du hast deinen Teil erfüllt. Du kannst also wieder zu deiner Familie zurückkehren."

Ein Stich der Verzweiflung durchzuckte mich. Keinesfalls konnte ich jetzt einfach so gehen. Nicht nur würde enthüllt werden, dass ich noch am Leben war, sondern auch meine Magie würden ihnen offenbart werden. Das musste um jeden Preis verhindert werden. Meine Stimme zitterte leicht, als ich erwiderte: "Aber was ist mit den anderen Kranken? Was ist mit denen, die noch Hilfe benötigen?"

Der Herzog nahm einen Moment lang nachdenklich meine Worte auf. Seine Miene verriet, dass er darüber nachdachte, doch dann schüttelte er leicht den Kopf. "Den Rest werden wir schon alleine in den Griff bekommen. Deine Hilfe wird nicht länger benötigt."

Panik durchströmte meinen Körper. Das war nicht geplant. Ich durfte jetzt nicht einfach aufgeben. "Aber ich kann ihnen helfen. Ich kann die Kranken heilen!", entgegnete ich mit zunehmend zitternder Stimme.

Der Herzog schien überrascht von meiner hartnäckigen Reaktion. Er musterte mich einen Moment lang schweigend, während ich innerlich um eine Chance kämpfte. Schließlich sagte er: "Ich werde darüber nachdenken. Du kannst nun gehen."

Bevor ich noch etwas sagen konnte, öffnete sich bereits die Tür hinter mir. Sanft wurde ich hinausbegleitet, während ich meinen Blick noch einmal zum Herzog wandte. Wolfram trat in den Raum und schloss die Tür hinter sich, und ich blieb noch einen Moment lang vor der verschlossenen Tür stehen.

 

Aus der Sicht von Wolfram:

Das Gesicht von Hikaru war kreidebleich, als er aus der Audienz mit dem Herzog zurückkehrte. Ich konnte spüren, dass etwas geschehen sein musste. Neugierig und besorgt zugleich fragte ich mich, was er mit seiner Hoheit besprochen hatte. "Eure Hoheit, dürfte ich offen sprechen?", fragte ich. Er nickte ernst.

"Es war seltsam, dass Herzog Aurelius dem Vertrag ohne weitere Bedingungen zugestimmt hat", begann ich zögernd. "Es ergibt Sinn, dass er dafür seinen unehelichen Sohn geschickt hat... aber etwas daran erscheint mir merkwürdig."

"Sprich weiter".

"Seine Kräfte...", setzte ich an. "Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Ich weiß, dass die Aurelius-Familie als die mächtigsten Heiler gilt, aber wie er den jungen Prinzen geheilt hat... es war, als würde er ein Wunder direkt vor meinen Augen wirken. Warum sollten sie uns, für die sie nur Spott und Verachtung übrighaben, einen so mächtigen Heiler zur Verfügung stellen?"

Der Herzog schwieg einen Moment lang, und ich konnte sehen, dass meine Worte seine Gedanken in Anspruch nahmen. Sein Gesicht zeigte deutliche Zeichen der Nachdenklichkeit, als er schließlich antwortete: "Herzog Aurelius ist jemandem, dem man nicht blind vertrauen kann. Vielleicht hat er seinen Sohn als Spion geschickt, um unsere Schwächen und Pläne auszukundschaften. Außerdem wissen wir immer noch nicht, wer hinter dem Ausbruch der Krankheit steckt. Wir können nicht ausschließen, dass all dies von langer Hand geplant war“. Misstrauen lag in seiner Stimme, als er diese Worte aussprach. Ich konnte verstehen, dass der Herzog vorsichtig sein musste, denn unsere Feinde waren nicht untätig.

"Finde alles über ihn heraus", ordnete der Herzog an und betonte seine Entschlossenheit. "Stell einen erfahrenen Ritter ab, der den Heiler im Auge behalten soll. Wir müssen sicherstellen, dass er keine Bedrohung für uns darstellt“.

"Ja wohl, eure Hoheit", antwortete ich respektvoll und verbeugte mich tief. Die Aufgabe war von großer Bedeutung, und ich war bereit, ihr nachzugehen. Ich machte mich auf den Weg, um weitere Informationen über den geheimnisvollen Heiler zu sammeln und einen Ritter zu finden, dem wir die wichtige Aufgabe anvertrauen konnten, ihn zu beobachten.

 

Wieder aus der Sicht von Haru:

Ich befand mich wieder in meinem Gemach und war immer noch schockiert von dem Gespräch mit dem Herzog. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um die Frage, wie ich es schaffen könnte, dass er mich bei sich behielt. Vielleicht sollte ich ihm die Wahrheit sagen und ihm erklären, warum ich unverzichtbar für ihn bin. Ich musste schnell einen Plan entwickeln. Mit diesem Gedanken schickte ich die Naturgeister los, um Informationen über das Anwesen, die Bediensteten, das Land und die Bewohner zu beschaffen. Jede noch so kleine Information könnte mir dabei helfen, einen Weg zu finden, den Herzog davon zu überzeugen, dass er auf mich angewiesen war.

Mein Herz raste immer noch vor Aufregung, während ich mir verschiedene Szenarien in meinem Kopf ausmalte. Plötzlich klopfte es an meiner Tür und ich erschrak. Es war Ryota, begleitet von Isabella. "Wie versprochen bin ich hier, um dich durch das Anwesen zu führen", sagte er etwas verlegen und aufgeregt zugleich. Ich hatte vor lauter Gedanken gar nicht daran gedacht. "Ich freue mich", erwiderte ich mit immer noch etwas niedergeschlagener Stimme.

Gemeinsam begannen wir unseren Rundgang durch die Flure des Anwesens. Ryota erklärte mir ausführlich die Struktur des Anwesens und wies auf die verschiedenen Räume hin. Nach einer Weile blieben wir vor einem riesigen Familiengemälde stehen. "Das sind die vorherige Herzogin und der vorherige Herzog Drakonov - meine Eltern", erklärte er mit einem ernsten und leicht niedergeschlagenen Ton. Mein Blick musterte das Gemälde, und ich konnte die Traurigkeit in Ryotas Augen spüren.

Offenbar bemerkte er meinen bemitleidenden Blick, denn er fügte hinzu: "Ich habe sie nicht gekannt. Sie starben, als ich noch ein Baby war. Ich erinnere mich also nicht an sie." Ich fühlte Mitgefühl für ihn und seine verlorene Kindheit. "Meine Mutter starb ebenfalls, als ich noch ein Baby war. Ich kenne meine Eltern kaum", entgegnete ich verständnisvoll.

Unsere gemeinsame Erfahrung schuf eine Verbindung zwischen uns. Ich begann zu erkennen, dass wir beide mit dem Verlust unserer Eltern aufgewachsen waren und dass wir trotzdem stark geblieben waren. Vielleicht konnte Ryota mir dabei helfen, eine Verbindung zum Herzog herzustellen und meine Fähigkeiten als unentbehrlich zu beweisen.

Während wir weiter durch die prachtvollen Räume des Anwesens gingen, spürte ich eine neue Entschlossenheit in mir aufkeimen. Ich würde nicht aufgeben und alles daransetzen, den Herzog von meiner Bedeutung zu überzeugen. Und vielleicht fand ich auf diesem Weg nicht nur meine eigene Bestimmung, sondern auch einen wahren Freund.

"Junger Prinz, Herr Hikaru, es scheint, als wäre das Mittagessen bereits fertig. Wenn ihr eure Tour später fortsetzen könntet, der Herzog wartet bestimmt schon auf euer Erscheinen", sagte Isabella. Ich fragte mich, wie sie das wissen konnte, da sie die ganze Zeit bei uns war. Wir folgten ihr in den Speisesaal, der von großen Fenstern und einem riesigen Kronleuchter erhellt wurde. Ein langer Tisch war üppig gedeckt. Am Kopf des Tisches saß bereits der Herzog. Sein Gesicht zeigte Überraschung, als er mich und Ryota zusammen eintreten sah. Ryota verbeugte sich höflich und setzte sich dann rechts neben dem Herzog nieder. Ich verbeugte mich ebenfalls und nahm meinen Platz gegenüber von Ryota ein. Wolfram trat mit einigen Bediensteten ein, die das Essen servierten.

Aber irgendetwas stimmte nicht. Ich spürte eine bedrohliche Atmosphäre. Mein Blick schweifte nervös umher und plötzlich wurde mir bewusst, dass das Essen von Ryota vergiftet war. Er hatte bereits die Gabel erhoben, um einen Bissen zu nehmen, als ich reflexartig aufsprang und ihm die Gabel aus der Hand schlug. Sofort richteten sich Schwerter gegen mich, auch das Schwert des Herzogs. "Erklärt, was das soll?!" sagte er zornig. "Das Essen ist vergiftet", erwiderte ich ruhig. Eine plötzliche Stille erfüllte den Raum, und geschockte Gesichter richteten sich auf mich. Einer der Bediensteten aus der Küche stammelte entsetzt: "Das kann unmöglich sein, Eure Hoheit“. Der Herzog schaute mich ernst an und dann den Diener an. "Wenn ihr euch so sicher seid, könnt ihr doch einen Bissen nehmen", forderte der Herzog ihn heraus. Etwas zögerlich nahm der Diener einen Happen. "Seht ihr, ich sagte doch, dass alles in Ord…" Seine Worte wurden durch einen plötzlichen Hustenanfall unterbrochen. Er krümmte sich schmerzerfüllt und spuckte Blut. Sofort eilte ich zu ihm und heilte ihn mit meinen Kräften. Die Anwesenden waren schockiert über das Geschehene.

Der Herzog ließ seinem Zorn freien Lauf und befahl Wolfram, sofort die Ritter herbeizurufen und das gesamte Küchenpersonal sowie alle, die mit dem Essen in Berührung gekommen waren, in die Kerker zu bringen. Er wollte sie umgehend befragen. Die Wut und Enttäuschung des Herzogs war deutlich spürbar, denn dieses Attentat hätte tödliche Folgen haben können. Es war offensichtlich, dass jemand im Anwesen hinterhältige Absichten hegte und diese mit aller Macht aufgedeckt und gestoppt werden mussten. Der Herzog war entschlossen, den Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen und die Sicherheit seines Hauses wiederherzustellen.

Ryota schaute mich verwundert an, seine Augen weiteten sich vor Erstaunen. "Woher wusstest du das?", fragte er mit einem Hauch von Unglauben in der Stimme. Ich spürte die Neugierde in ihm aufsteigen und war bereit, ihm eine Erklärung zu geben. "Das gehört zu meiner besonderen Magie, Ryota. Als Heiler habe ich die Fähigkeit, Gift zu erkennen und Gefahren frühzeitig wahrzunehmen", erklärte ich mit ruhiger Stimme, während ich seinen Blick festhielt. Der Herzog beobachtete uns skeptisch und ließ seine Aufmerksamkeit nicht von uns ab.

Wolfram kam mit ein paar Rittern zurück in den Saal, und inmitten der angespannten Stimmung versuchte Isabella, die Atmosphäre zu lockern. "Heute ist wirklich schönes Wetter. Wie wäre es, wenn ich euch etwas Neues zubereite und wir es auf der Terrasse servieren?", schlug sie vor und versuchte, den Fokus auf etwas Angenehmeres zu lenken. Ryota war offensichtlich noch immer von dem Vorfall geschockt, bei dem er nur knapp dem Gift entgangen war und das Leiden des Dieners beobachten musste. Ich spürte, wie er sich angespannt neben mir fühlte und beschloss, ihn zu beruhigen.

Ich drehte mich zu Ryota und nahm seine Hand in meine. Alle Blicke richteten sich auf uns, als ein helles Licht von unseren verbundenen Händen ausging. Ein faszinierendes hieroglyphenähnliches Symbol erschien auf Ryotas Handfläche und verblasste langsam. Ryota starrte auf seine Hand und konnte seinen Augen kaum trauen. "Was war das?", fragte er verwundert und erstaunt zugleich.

Ich überlegte kurz, wie ich es am besten erklären könnte. "Dieses Symbol wird dich vor allem Bösen beschützen, dass dir Schaden zufügen könnte“. Isabella unterbrach uns geschockt: "Ihr meint doch nicht etwa einen Heiligen Segen, Herr Hikaru?" Ich nickte, während ich die Reaktionen aller im Raum bemerkte. Überraschung und Unglaube lagen in der Luft. Wolfram trat vor und erläuterte die Bedeutung dieses Segens: "Ein Heiliger Segen ist äußerst mächtig, Ryota. Er bewahrt seinen Träger vor jeglicher Art von Unheil. Weder Gift noch Flüche können ihm Schaden zufügen. Das Symbol leuchtet auf, um den Träger vor möglichen Gefahren zu warnen oder Angriffe abzuwehren. Es ist ein Segen von großer Seltenheit, und die letzte Vergabe liegt über 100 Jahre zurück".

Vielleicht könnte ich damit den Herzog davon überzeugen, mich hier zu behalten. Ich fühlte mich selbstsicher und entschlossen, als ich die Worte aussprach: "Eure Hoheit, ich kann euch ebenfalls einen Segen verleihen." Bevor der Herzog darauf reagieren konnte, trat der Elf, der bereits an unserem vorherigen Treffen teilgenommen hatte, in den Raum.

"Eure Hoheit, wir haben nun alle Angestellten im Kerker versammelt", berichtete er. Der Herzog nickte knapp und richtete seinen Blick auf mich. "Wir setzen dieses Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fort", sagte er, noch immer leicht überrascht von den Ereignissen. Es war deutlich zu erkennen, dass mein Vorschlag und die Entdeckung des vergifteten Essens seine Gedanken in Aufruhr versetzt hatten.

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