Früh hatte Herr Lund sich auf den Weg gemacht, er wollte nach Norden, zur großen Festwiese mitten im Wald. Dort sollte heute groß Hochzeit gehalten werden, und er war einer der zahlreichen geladenen Gäste.
Auf den Weg dorthin hatten sich ihm weitere Gäste angeschlossen, darunter Wichtel, Feen, der Dodo (seine Großmutter fühlte sich zu alt für eine Feier), und noch manch andere. Viele von ihnen waren noch nie auf einer Hochzeit gewesen, und waren daher recht aufgeregt.
Da es noch einige Zeit dauern würde bis sie bei der Festwiese ankommen würden, suchten sie nach ein wenig Ablenkung vom Wandern, und so fragte einer der Wichtel:
„Herr Lund, du bist doch gut mit dem Hochzeitspaar bekannt. Magst du uns nicht erzählen, wie sie zueinander gefunden haben?“
„Das will ich gerne tun, mein lieben Freunde“, antwortete Herr Lund. „Denn es ist eine sehr schöne Geschichte die zu diesem wundervollen Ereignis heute geführt hat.“ Und so begann er zu erzählen:
Ihr alle kennt ja Erik, den Lehrer an unser kleinen Schule. Mit großen Können bringt er unseren Kindern und all denen, die Wissen suchen, allerhand nützliche und hilfreiche Dinge bei. Alle schätzen ihn und haben ihn sehr gern, und auch Erik hat eine große Freude daran, Wissen zu vermitteln, und seine Tätigkeit füllt ihn sehr aus.
Doch schon lange hatte er eine Sehnsucht nach einem Gefährten, nach jemanden mit dem er das Leben in Freud und Leid teilen könnte. Doch bisher war diese Person noch nicht in Eriks Leben getreten, und sein Beruf als Lehrer gab ihm nicht viel Zeit, auszuziehen und an anderen Orten die Liebe zu suchen.
Im letzten Jahr wurden dann in der Schule die Kunstwochen abgehalten. Die Schüler sollten dort die Möglichkeit erhalten, verschiedenste Kunstformen kennenzulernen, wie Malerei, Poesie, Kunsthandwerk und vieles mehr.
Zu diesem Zweck wurden Künstler aus nah und fern eingeladen, die dann den Kindern und allen anderen interessierten ihre Kunst vermitteln konnten.
Einer dieser Künstler war Mark, ein Bildhauer, der Skulpturen von großer Schönheit und Kunstfertigkeit erschuf. Als Erik eines Morgens die Kunsthalle der Schule betrat, traf er zum ersten Mal auf Mark. Beide sahen sich an, und Erik spürte sofort eine besondere Verbindung. Die nächsten Tage lang sprachen sie beide nur über die Kunst und den Schulalltag, doch Erik spürte eine innere Unruhe wenn er Mark sah, die er nie zuvor gekannt hatte. (Ich erinnere mich noch sehr gut an seine Aufgeregtheit, als er mir davon erzählte, aber nun weiter.)
Über Tage und Wochen sprachen sie beide miteinander, wurden immer vertrauter, denn beide schienen die Gesellschaft des anderen sehr zu genießen. Eines Tages dann nahm Erik all seinen Mut zusammen, und fragte Mark, ob er wohl mit ihm ausgehen wollte.
Mark sah ihn an, lachte mit warmer Stimme und sagte zu ihm:
„Aber natürlich, ich dachte schon Du fragst mich nie!“
Von diesem Moment an unternahmen sie viele Dinge zusammen, gingen gemeinsam aus, machten Spaziergänge im Wald, besuchten das Theater, und kümmerten sich noch intensiver um die Kunstwochen in der Schule und natürlich auch um die Schüler.
Die Kunstwochen gingen vorüber, die Künstler kehrten in ihre Heimatstädte zurück. Mark aber blieb hier, bei Erik. Und vor ein paar Monaten kam dann der entscheidende Tag. Als sie von einer Aufführung der Schultheatergruppe nach Hause gingen, führte Mark seinen Erik durch den Park, und bei untergehender Sonne machte er ihm am Teich einen Heiratsantrag. Glücklich nahm Erik diesen an, und heute nun soll hier auf der Festwiese Hochzeit gehalten werden.
Kurz nachdem Herr Lund zu Ende erzählt hatte kamen sie an der Festwiese an. Diese war festlich Geschmückt, mit Girlanden, wunderschönen Blumen und vielfarbigen Lampions. Mehrere Musikschüler würden für ihren geliebten Lehrer und seinen Verlobten musizieren, und es wurden mannigfaltige köstliche Speisen und Getränke gereicht.
Herr Lund und die anderen Gäste wurden zu ihren Plätzen geleitet, und nach einer kurzen Zeit erklang ein sanfter Gongschlag, der die Gäste zur Ruhe rief.
Die Wasserfrau trat nun vor die versammelten Gäste und ergriff das Wort:
„Liebe Freunde! Ich freue mich, dass Ihr alle heute hierhergekommen seid, um Zeuge zu werden, wie zwei geliebte Menschen den ewigen Bund eingehen. Wir wollen diesen wunderbaren Moment nicht weiter hinauszögern, deshalb lasst uns nun beginnen!“
Die Musikanten begannen eine liebliche Musik zu spielen und eröffneten damit die Zeremonie. Von links kam Erik auf die Wasserfrau zu geschritten. Er trug einen nachtblauen Anzug, und seine Augen strahlten vor Glück. Von der rechten Seite kam nun Mark, in einem Anzug von sanften grün, ebenso glücklich wie sein Partner.
„Und nun die Ringe“, sagte die Wasserfrau, und Herr Lund trat vor und überreichte ihr die Ringe für das Paar, denn als guter Freund Eriks war es seine Aufgabe gewesen, diese zu hüten.
Die Wasserfrau nahm jeweils eine Hand der beiden, und sprach:
„Schlicht und einfach wollen wir es halten. So frage ich Euch, Erik und Mark: Wollt ihr den ewigen Bund miteinander eingehen?“
Beide bejahten, sie steckten sich gegenseitig die Ringe auf und die Wasserfrau legte ihre Hände ineinander.
„Dann seid nun auf ewig verbunden!“, sprach sie.
Mit Tränen der Freude in den Augen küssten die beiden sich, und die versammelten Gäste brachen in Jubel und Freudenrufe aus.
Alle Gäste sprachen Erik und Mark ihre Glückwünsche aus, und alle waren tief berührt von diesem schönen Moment. Ein rauschendes Fest wurde gefeiert, und bis in die frühen Morgenstunden ließ man die Eheleute immer wieder hochleben.
Herr Lund stand am Rande, er war niemand der gerne feierte. Aber auch er war von Mark und Eriks Glück tief gerührt, und zu sich selbst sagte er:
„Was für ein wunderschönes Paar die beiden sind.“
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