Arabella stolperte durch den engen Spalt und landete auf einer feuchten, unebenen Oberfläche. Ihr Herz raste immer noch vor Angst, doch jetzt wurde die Panik von einer tiefen Verzweiflung begleitet. Sie fühlte sich verloren, völlig allein und hilflos in dieser unbekannten Umgebung. Die Dunkelheit umgab sie wie ein erdrückendes Gefängnis, und sie konnte kaum ihre eigenen Pfoten vor Augen sehen.
"Wie soll ich hier jemals wieder herausfinden?" Tränen der Hilflosigkeit traten in ihre Augen. Ihr ganzer Körper zitterte, ihre Muskeln protestierten bei jedem weiteren Schritt, ihre Arme fühlten sich tonnenschwer an, ihre Pfoten brannten, selbst ihrer Lunge viel es immer schwerer genug Atem zu halten. Sie wollte raus, nur raus aus der Dunkelheit und Heim. Stolpernd setzte sie einen schmerzenden Fuß vor den Anderen, bis sie ihren Dienst versagten. Kraftlos sank sie zusammen, das Adrenalin, das ihre Adern geflutet und ihren Körper zu Höchstleistungen getrieben hatte, war verbraucht. Sie war allein, fast fühlte es sich an, als versuche die Dunkelheit sie zu verschlingen. Arabella schlang die Arme um sich. Dabei wurde ihr zum ersten Mal bewusst, dass sie das Kostüm noch trug. Ein schiefes Lächeln trat auf ihr Gesicht. Wahrscheinlich sah sie jetzt noch schlimmer aus als bei ihrer Flucht vor der Hochzeit. Zumindest hatte sie sich damals nicht selbst bepinkelt, um zu fliehen. Lex würde wahrscheinlich nicht mal die Nase rümpfen, sondern sie heulend an sich drücken, dass es ihr die inneren Organe zerquetschte. Hatte sie ihn gerade Lex genannt, statt Mitbewohner? Unwillkürlich kräuselte sie die Stirn. Hatte sie sich wirklich schon so an ihn gewöhnt? Jeder Moment ihrer Flucht vor einer Heirat war so gefüllt von Ereignissen, dass sie bisher nie über all das nachgedacht hatte. Ohne Lex wäre sie vermutlich längst Tod. Er war einer von den Guten, wenn auch reichlich schräg. Welcher normale Mann schaute sich schon heimlich Hamsterfilme an oder kaufte Hamster Kostüme? Ihr Vater tauchte vor ihrem inneren Auge auf, der alte Kauz sammelte hinter dem Rücken ihrer strengen Mutter, bestickte Taschentücher. Ob ihre Eltern sie vermissen? Waren sie aufgeregt und in Sorge, dass ihre Tochter plötzlich verschwunden war? Arabella konnte sich beide nicht mit diesen Emotionen vorstellen. Die zwei waren höchstens peinlich berührt über den Klatsch, den sie ausgelöst hatte mit ihrer Flucht. Vielleicht irrte sie sich und sie wurde ohne es zu wissen gesucht? Ihr kleines Herz hoffte darauf. Würde Lex sie suchen? Ja klar sie war ein extrem niedlicher Hamster, aber für ihn war sie eben nur das ein Hamster. Er könnte sich bei jedem Magier einen neuen magischen Hamster beschaffen. Wozu nach ihr suchen? Sie kannten sich kaum drei Tage und wenn sie ehrlich war, war sie in der Zeit nicht mal besonders nett zu ihm. Schniefend sah Arabella auf den zerrissenen Stoff herab. Sie wollte nach Hause.
Aber welches Zuhause war ihr überhaupt? War es bei ihren Eltern, in dem gemütlichen Nest, das sie ihr ganzes Leben lang gekannt hatte? Oder war es in dem Teeladen, wo sie Lex hatte.
"Vielleicht sucht mich gar keiner", flüsterte sie leise vor sich hin. Die Vorstellung, vergessen und verlassen zu sein, ließen die Tränen endgültig kullern. Die Dunkelheit schien sich um sie herum zu verdichten und die letzten Funken Hoffnung zu ersticken.
Heiraten?! Auf gar keinen Fall! Arabella will mehr als das dekorierte Accessoire irgendeines Mannes zu werden. Auf dem Weg zu ihrer eigenen Hochzeit türmt die Braut um endlich frei zu sein. Doch es gibt Momente im Leben in denen man auf seine Mutter hören sollte zum Beispiel, keine magischen Tränke unbekannter Herkunft zu trinken...
Nun zumindest muss ich als Hamster keinen mehr Heiraten...Es gibt nur ein Problem wieso stopft mich der Kerl in seine Jackentasche?!
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